
Bewertung: 3 / 5
Der Psychologie-Dozent Gary Johnson (Glen Powell) arbeitet nebenher für die örtliche Polizei. Für diese gibt er sich regelmäßig als Profikiller aus, den Menschen Anrufen, um einen Mord in Auftrag zu geben. Er dient als Lockvogel und kann seine außerordentlichen Verwandlungskünste unter Beweis stellen. Eines Tages lernt er die verzweifelte Madison (Adria Arjona) kennen, die Johnson den Auftrag gibt, ihren sie misshandelnden Ehemann zu ermorden. Doch als er sie trifft, gibt er seine Grundsätze auf und hilft ihr, den gewalttätigen Mann loszuwerden. Schließlich entwickeln die beiden Gefühle füreinander, doch Madison weiß nicht, wer Johnson eigentlich ist.
Starkino, das ist in der Regel eine Phrase in Kreisen eines leicht snobistisch angehauchten Mikrokosmos. Der Star als Konzept, widerspricht in gewisser Weise dem, worum es im Kino eigentlich geht. Im, Kino geht es, zumindest rein auf das Schauspiel reduziert, darum jemand zu sein, der man nicht ist. Beim Startum geht es darum, jemand zu sein, der man vermeintlich ist und so gehen Rolle im Film und soziale Rolle im System beinahe Hand in Hand und widersprechen sich doch zu Teilen irgendwo im ideologischen Sinne. Warum diese Erklärung für A Killer Romance zunächst wichtig ist? Nun, es liegt eben daran, daß es hier in dieser Screwball-Komödie ziemlich viel um Verwechslungen und das Schlüpfen in andere Rollen geht. Auch das ist natürlich irgendwo übertragbar auf unsere Realität und jedes Individuum findet sich ja sozusagen in verschiedenen sozialen Rollen wieder. Ehefrau, Ehemann, Kollegin, Kollege, Freundin, Freund und so weiter und so fort. Wenn man einen Zugang zu Richard Linklaters A Killer Romance sucht, dann findet man ihn vermutlich am ehesten in einer Übertragung auf das „gewöhnliche Leben“. Das gewöhnliche Leben wird ja in der Regel durch Medien, Dailysoaps, wie auch mittlerweile erstarkt in sozialen Medien propagiert. Da wird dann ein Event daraus, daß sich irgendwer irgendwo etwas einkauft und von ihrem oder seinem belanglosen Tag erzählt. Kurz um, jeder kann dieser Tage ein Star sein, selbst wenn er nichts zu sagen hat.
Wenn man A Killer Romance so betrachtet und auch die Hauptfigur Gary Johnson dort hineindeutet, dann findet man aber auch eine Menge psychologische Zugänge. Zum einen erwähnt der Film Freud und Jung und vertieft das Strukturmodell der Persönlichkeit nach Freud. Ich, Über-Ich und Es sind ganz zentral, um den Film, wie auch das Verhältnis der Figuren zueinander zu begreifen. Daß Linklater hier allerdings sehr oberflächlich bleibt, zeigt auf, daß er vielleicht besser auf andere Themen gesetzt hätte. Denn auch im Allgemeinen setzt A Killer Romance ja eher auf das Lustprinzip im konsumierbaren Sinne. Gary Johnson bietet seinem Gegenüber Es, gelangt in Konflikt mit dem Über-Ich und stellt im Prinzip das Ich dar. Natürlich in einem Szenario, daß ein wenig von der Realität abweicht, was wiederum eine weitere Meta-Ebene eröffnet. Wie gesagt, daß Lustprinzip zum Konsum hin. Diese Auseinandersetzung mit der inneren Psyche, ist im besten Sinne postmodern und hier leicht verdaulich, weil Linklater darüber hinaus kaum Ideen anbietet, eine tiefsinnige Charakterstudie zu zeichnen. Die Idee ist auch eine ganz andere, Gary Johnson fungiert hier im weitesten Sinne eine Figur, mit der man sich identifizieren soll. Anhand von einer Videospielkonzeption soll auch der Zuschauer in vermeintlich neue Rollen schlüpfen und sich darin wiedererkennen. Ob A Killer Romance aber als ideales Identifikationspotential herhält, darf bezweifelt werden. Denn so real kann der Film nicht sein und daran scheitert er vielleicht auch so ein bisschen.
Denn immerhin ist die Geschichte nicht real und in dem Sinne auch nicht gerade innovativ. Ein vermeintlicher Auftragsmörder, der sich in eine Kundin verliebt. Daß könnte auch der Nährboden jeder anderen Kriminalkomödie sein. Letzten Endes ist A Killer Romance damit zwar nicht gerade originell und hat auch das ein oder andere Pacingproblem. Auf der anderen Seite liefert Linklater für einen Blockbuster doch einen gehobeneren Zugang, wenn er Ethik und Persönlichkeitspsychologie zum Kern seiner Geschichte macht. Wie gesagt, vereinfacht, aber man darf ja auch an der Stelle mal die Frage stellen, wie man es hätte anders und zugänglicher machen können? Denn Psychologie und Philosophie, wie auch ethische Grundsätze sind ja sehr individuelle und sehr komplexe Themenfelder. Im Prinzip tut der Film also gut daran, sehr seicht zu bleiben. Interessant ist A Killer Romance tatsächlich, aber auch aus einer versnobten Kritikersicht heraus. Immerhin sind Screwball-Komödien im Zusammenhang mit dieser Ausgangslage eher untypisch für unsere Zeit. Klar, ironische Zugänge sind nicht gerade originell. Doch diese Kombination entspricht so gar nicht dem herkömmlichen Blockbuster dieser Tage. A Killer Romance findet mit einer durchaus spaßigen Idee und tatsächlicher, ungewöhnlicher, sexueller Freiheit auch mal einen Gegenentwurf zum klassischen Konservatismus im Effektkino. Denn ja, am Ende gibt es auch die Familie. Aber das ist eben das Ende und nicht der Anfang einer Geschichte. Zwischendurch kann man den Film durchaus hin und wieder mal als obszön begreifen, wodurch er in seiner Dynamik fast an Mr. & Mrs. Smith (2005) erinnert.
Deutet man die psychoanalytischen Zusammenhänge und kombiniert sie mit dem Finale, dann fällt auf, daß A Killer Romance eine recht unmoralische Angelegenheit ist. Denn immerhin serviert er Figuren, die Leichen im Kller haben. Das wiederum, macht auch das sozial verträgliche, konservative Ende so ein wenig zugänglicher. Immerhin kann man damit schon eine weitere ironisch gemeinte Ebene eröffnen und sich fragen, ob Linklater wirklich das sagen wollte, was auf den ersten Blick wie die Aussage wirkt.
Schnell, ein bisschen Wirr und dennoch angenehm erzählt A Killer Romance auf gewohnten Pfaden. Nicht wirklich der Film, auf den die Menschheit gewartet hat und dennoch durch gutes Schauspiel und seine Andersartigkeit, ein Film, den man nicht hassen kann.
