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Im Westen nichts Neues

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Im Westen nichts Neues Kritik

Im Westen nichts Neues Kritik

Im Westen nichts Neues Kritik
0 Kommentare - 21.01.2024 von ProfessorX
In dieser Userkritik verrät euch ProfessorX, wie gut "Im Westen nichts Neues" ist.
Im Westen nichts Neues

Bewertung: 3 / 5

Der Jugendliche Paul Bäumer (Felix Kammerer) und seine Freunde Albert (Aaron Hilmer) und Müller (Moritz Klaus) schreiben sich voller Euphorie während des Ersten Weltkrieges freiwillig für die deutsche Armee ein. Sie sind Patrioten und müssen an der Front bald darauf feststellen, daß Deutschland keineswegs für eine rein ehrenhafte Sache kämpft, sondern junge Menschen in ein Schlachthaus sendet. Sobald sie die Realität festgestellt haben, gehören Tod und Verlust an die Tagesordnung.

Selten werden Kriege wohl wirklich auf dem sogenannten Schlachtfeld entschieden. Die Wahrheit über Siege, die da wohl auch keine Erkenntnis darstellt, ist das er Opfer erfordert. Und eine ebenso klare Wahrheit, die dem zuspielt, ist, daß alles Politik ist. Es gibt kein unpolitisches Sein und daher muss alles besprochen werden und wird ja auch so vieles besprochen. Wenngleich man auch viel Scheiß diskutiert, so ist klar, wohin Im Wesen nichts Neues den Zuschauer führen soll. Das kann allegorisch sein, ist universell auf eigentlich jeden Konflikt übertragbar, wenngleich auch klischiert. Aber es ist so, Kriege werden mit Egos verbunden, mehr denn je kann man das wohl heute sehen, näher ist uns das wohl und darum so schrecklich. Doch jede Entscheidung, die man im Leben trifft, sind Entscheidungen, die auch zum Ableben einiger führen. Nicht umsonst führt man Ölkriege, destabilisiert ganze Länder und beutet sie aus. Es ist natürlich so ganz moralisch, daß anzusprechen und niemand will es hören. Gleichsam darf man sich von dieser Moral auch nicht provozieren lassen. Denn nur weil ich in der Lage bin offenkundige Probleme anzusprechen, bin ich noch nicht besser als alle anderen. Diesen Kontrast zeichnet Im Westen nichts Neues so grandios. Da wird gezeigt, daß Krieg eben nichts ist, was unnahbar ist und weit weg. Es wird gezeigt, daß nichts sinnlos an einem Krieg ist, auch wenn die Gewalt und die unzähligen Opfer einem so erscheinen. Es macht den Menschen schlecht, besser gesagt zeigt es, wie schlecht der Mensch ist.

Im Krieg heißt es zu überleben, daher ist ja der Begriff Kriegsverbrechen auch der wohl größte Euphemismus, den es jemals gegeben hat. Jeder Krieg ist ein Verbrechen und faire Kriege darf man gerne ausdiskutieren, wird aber auch nichts an diesem Zustand ändern können. Hier sind es vor allem Männer, warum gab es da keinen Aufschrei? Sind wohl doch nur weiße Männer gewesen? Ja, es wird jetzt ein wenig weg von dem gehen, was der Film eigentlich bedeutet, hin zu einer universelleren und entlarvenden Aussage, dem gegenüber, was sich Woke schimpft. Nun ist es ja so, daß Woke erstmal bedeutet, daß man etwas erkennt, wofür andere kein Bewusstsein haben, was andere unterdrücken. Und das stimmt in Teilen auch, zeigt aber die Arroganz dessen auf, die auch Woke Menschen umhertreibt. Denn wenn man sich mit Kriegen auseinandersetzt, dann sind es in der Vergangenheit doch in der Regel auch die Männer gewesen, die an Fronten zogen und so sinnlos ihr Leben ließen und auch die Zukunft sieht da nicht anders aus, zumindest in weiten Teilen der Welt. Exkurs beendet. Im Westen nichts Neues ist ein ebenso ironischer Titel, wie der Film sich auf das wesentliche fokussiert, nämlich das menschliche Dasein. Man kann natürlich über den Roman diskutieren und könnte auch die Komplexität dessen, was eben zu jener Zeit noch wesentlich weniger erforscht war, hinterfragen, aber in seinem Kern will dieser Film auf folgendes Hinaus. Menschen sterben, Tag für Tag. Viele haben das Glück eines natürlichen Todes zu sterben, aber eben nicht alle und dann wird das Werk ach recht komplex. Zum einen, weil es aufzeigt, wie viele Lebenswelten da ihr Ende finden, wenn sie an die Front ziehen und schießen. Und zum anderen, welch peinlicher Stolz dafür verantwortlich ist, der sich der Verantwortung entzieht. Insofern kann man da ganz eindeutige Parallelen zu einem gewissen Konflikt in Osteuropa erkennen. Natürlich ist das nicht so gewollt gewesen, doch zeigt es auf, daß man auch ein universelles Verständnis vom Ausbrechen eines Krieges entwickeln kann. Es gibt eben Muster, die sich durch die Geschichte ziehen.

Insgesamt muss man aber leider sagen, daß Im Westen nichts Neues auch nicht wirklich zu einer neuen Erkenntnis über irgendwas gelangt. Die Bilder sind brachial, zu Teilen unerträglich. Der Tod folgt den Figuren Meter auf Meter und sie kämpfen, ziehen mit einer gewissen Naivität in den Kampf, nur um dann zu sterben. Das sind jetzt viele Themen auf einmal und man muss sie nach und nach durchgehen, um sich zu erklären. Nun, die Bilder. Es gab in der jüngeren Vergangenheit im Kino durchaus sehr eindrucksvolle Gemälde, wenn man so will. Es sind Bilder, die einem im Gedächtnis bleiben. Gerade der Antikriegsfilm hat ja immer diese Aufgabe. Und da erinnert der Film schon so ein bisschen an Dunkirk (2017) oder 1917 (2019). Wenn es dann um die pure Gewalt geht, findet man hier und da auch mal ein paar Anleihen an Der Soldat James Ryan (1998), wenn das ein oder andere zerfetzte Körperteil da am Boden liegt. Ab da erscheint wirklich alles sinnlos. Das ist dann vor allem dem technischen Können zu verdanken. Selten, daß man sowas über deutsche Filme sagen kann. Denn tatsächlich sind auch viele, die sonst sehr gut sind, rein handwerklich teils desaströs gemacht. Man erinnere sich da nur mal an Systemsprenger (2019). Und wo wir gerade bei diesem Werk sind, muss man vor allem wieder einmal einen Schauspieler so enorm loben. Denn schauspielerisch erweist sich vor allem Albrecht Schuch schon wieder als phänomenal, ähnlich wie es auch Hauptdarsteller Felix Kammerer tut.

Und dann sieht man es zu Beginn sehr deutlich, daß man selbst in wahren Kriegszeiten, nie genau sagen kann, was Krieg eigentlich ist. So stellen sich die jungen Männer in Scharen bei der Musterung vor. Kaum ein Haar am Sack und schon Krieg spielen. Sie machen das, weil sie Patrioten sind, oder Idioten, jung, naiv, wie auch immer. Sie verstehen nicht, was Krieg bedeutet und wohin aus führt, nur um irgendwann zu erkennen, daß es das Ende aller Dinge ist. Vielleicht ist Im Westen nichts Neues auch da nicht wirklich originell, zumindest als Film im Jahr 2022. Denn ja, zur damaligen Zeit war das revolutionär und es geht auch anderen so, daß Krieg vielleicht etwas ist, was wie ein Spiel wirkt. Aber wenn man in die Geschichte blickt, dann dürfte da eigentlich keine Romantik mehr übrig bleiben. Vielleicht ist das aber auch arrogant, so darauf zu schauen.

Ja, richtig viel Inhalt findet sich in Im Westen nichts Neues nicht. Es ist handwerklich nahezu brillant und es ist Film, der eine gewisse Härte aufweist. Aber man muss sagen, daß es da auch andere Vertreter gab, gibt und geben wird, die genau das Gleiche erzählen, wie dieses Werk. Und insofern ist er rein filmisch ganz nett, aber eben auch nicht mehr.

Trailer zu Im Westen nichts Neues

Im Westen nichts Neues Bewertung
Bewertung des Films
610

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