Bewertung: 2 / 5
SPOILERFREI
Das war er nun, der fünfte und letzte Indiana Jones Film mit Harrison Ford. Eine Ära geht hiermit zu Ende.
Trailer zu Indiana Jones und das Rad des Schicksals
Da ich selbst mit den klassischen drei ersten Filmen aufgewachsen bin, haben diese Filme für mich einen besonderen Stellenwert und gerade Indy ist für mich die ikonischte Figur, welche Harrison Ford geprägt hat und das noch weit vor einem Han Solo. "If adventure has a name" hieß es schon damals, als Spielberg und Lucas quasi das Pulp-Adventure-Genre neu definierten und seitdem bleibt dieses Genre in allererster Instanz, die Abenteuer des sympathischen Archäologen an dem sich alle anderen messen mussten und weiter messen müssen.
Seit dem Vorgängerfilm "Indiana Jones und das Königreich des Kristallschädels" liegen nun bereits wieder 15 Jahre hinter uns und Ford wurde überraschenderweise doch nicht jünger. So war es dann, einem Wunder gleichkommend, das man es irgendwie doch noch geschafft hat, alle entscheidenden Figuren zusammenzubringen, um einen letzten Film als Abschluss zu drehen. Bedingt mit einer entscheidenden Änderung, da dieses mal nicht mehr Spielberg am Zuge ist, sondern James Mangold (u.a. Walk the Line, Logan) den Regieposten übernimmt.
Aber ich hatte im Vorfeld einfach kein gutes Gefühl in der Magengrube, hörte man doch immer wieder von Verzögerungen der Produktion und Problemen mit dem Skript usw. & etc.; am Ende sollte sich mein Bauchgefühl dann doch nicht so arg getäuscht haben.
So begab es sich also, daß sich zwei bucklige, alte Herren und eine Dame aufmachten, den neuen Indy Film zu würdigen, allen nicht so gelungenen Reviews im Vorfeld zum Trotz. (zumindest nachdem die Sitzarrangements endlich geklärt waren)
"Indiana Jones und das Rad des Schicksals" beginnt mit einer längeren Passage, welche gegen Ende des zweiten Weltkriegs spielt. Inzwischen dürfte so ziemlich jeder davon schon etwas mitbekommen haben. Hier hat man nun Harrison Ford mit dem berühmten "de-aging" versorgt und schwupps haben wir einen Indy im besten Alter, der es mit einem ganzen Zug voller Nazi-Schergen aufnehmen darf. Die Verjüngung ist zwar nicht perfekt gelungen, aber geht soweit ganz in Ordnung. Das Ganze ist wirklich gut inszeniert und dürfte jedem Indy-Fan mit Wonne frohlocken lassen. Natürlich reden wir hier von einer speziell auf Nostalgie getrimmten Einstiegsszene, welche uns als Zuschauer erstmal gnädig stimmen soll und hier darf man durchaus geplantes Kalkül vorwerfen, denn so soll es dann nicht weitergehen.
Es kommt zu einem Zeitsprung und wir finden uns in den 60er Jahren wieder, die Mondlandung ist derzeit das entscheidende Ding, Astronauten die neuen Helden, der Vietnamkrieg und die dazugehörigen Proteste sind in vollem Gange und wir bekommen einen Blick auf einen gealterten Dr. Jones, welcher kurz vor seinem Ruhestand steht. Hier kann man gleich feststellen, daß ein Harrison Ford noch immer ein fantastischer Darsteller ist, welcher nichts von seinem Charme verloren hat, aber wir bekommen auch einen Indy, welcher wesentlich langsamer, müder und „greisiger“ agiert. So bleibt weiterhin die Frage im Raum, ob man seine Helden wirklich so gealtert überhaupt sehen will, oder doch lieber in der Blüte ihrer Heldentaten in Erinnerung behält.
Jedenfalls begleiten wir Dr. Jones zu seinem letzten Tag an der Universität, er darf einen letzten Vortrag halten und wird von seinem Kollegium verabschiedet. Hier heißt es dann im Anschluss, „Auftritt Phoebe Waller-Bridge“ als Helena Shaw, welche den Stein des Abenteuers überhaupt erst ins Rollen bringt. Dazu muss man sagen, daß es sich im letzten Indy-Abenteuer natürlich auch wieder zentral um ein besonderes Artefakt handelt, welches von Indy`s Freund und Kollegen Basil Shaw (Toby Jones) seit jeher verfolgt wird, wie anno dazumal der Heilige Gral von Indy`s Vater. Nun will Helena Indy überreden, den Spuren ihres Vaters zu folgen, um nun endlich das verschollene Artefakt zu bergen und ehe sich Dr. Jones versieht, hat er wieder die Nazischergen am Hals, welche ebenfalls hinter diesem Artefakt her sind.
Was nun die Figur von Helena Shaw angeht, welche man Indy hier zur Seite stellt, kann man zumindest eine Entwarnung geben, denn es handelt sich hier um keine Staffelübergabe an die Dame. Der Film rückt defintiv Indy als Dreh- und Angelpunkt in den Mittelpunkt, denn letztlich ist dies sein (Ford`s) letztes Abenteuer. Frau Waller-Bridge darf hier quasi den Sidekick darstellen, aber leider nicht besonders geglückt. Ob es nun an der Darstellerin oder der Art wie die Figur geschrieben ist liegt, Helena Shaw ist einfach ein komplett unsympathischer Charakter, auf den ich gerne und getrost verzichtet hätte.
Am anderen Ende des Spektrums haben wir dann einen Mads Mikkelsen aka Oberbösewicht Jürgen Voller, der gekonnt und solide wie immer seine Rolle übernimmt. Mikkelsen ist einer dieser Darsteller die eigentlich immer abliefern, wenn auch nicht im Sinne einer absoluten Ausnahmeperformance, aber zumindest eine sichere Bank.
Es gibt natürlich noch einiges an Nebendarstellern, aber ich sehe hier eigentlich die drei erwähnten Charaktere als den eigentlich entscheidenden Kern an. Aber erwähnen sollte man noch John Rhys-Davies Auftritt als Sallah, denn hier hat der Film seinen Nostalgiefaktor wieder voll im Griff und auch wenn dieser Auftritt nur kurz ausfällt, will man ihn so nicht missen.
Wenn man sich nun die eigentliche Story des Films und die Jagd nach dem Artefakt anschaut, kommt man leider schnell zur Erkenntnis, das wir uns hier in einem abgedroschenen Groschenroman befinden. Gut, auch die klassischen Indy-Filme bedienen ja gerade auch dieses Genres, aber nie sank das Niveau so enorm nach unten. Die Geschichte ist bar jeglicher Spannung erzählt, läuft wie auf Schienen dahin und bietet einen erschreckenden Standardbrei, bei dem man ständig das Gefühl hat, alles schon mal so ähnlich gesehen zu haben. Es gibt so überhaupt keine Sequenz, welche auch nur annähernd heraussticht oder etwas Bemerkenswertes enthält. Es geht sogar so weit, das der komplette Mittelteil des Films schier vor Langeweile nur so strotzt.
So wie sich der Film dann endlich über dieses Mittelfeld der Mittelmäßigkeit durchgehangelt hat, kommt es dann natürlich unweigerlich zum Grand Finale und auch hier schrammelt man gerade so an einer Katastrophe wie zu Zeiten des Kristallschädels nur knapp vorbei. So wirklich besser oder cleverer ist dies im aktuellen Film denn nun auch nicht gelöst und die Tatsache das es mit dem entscheidenden Artefakt auch noch so gewisse Eigenarten und Eigenschaften im Gepäck gibt, welche dem Film eine ganze Stange von fragwürdigen Logiklöchern spendiert, das lässt einem schon die Haare zu Berge stehen und die Fußnägel hochdrehen.
Als sogenannten „Rausschmeißer“ bekommt der Film am Ende noch eine besonders emotionale Szene verpasst, welche aber immens konstruiert und zusammengeschustert wirkt, besonders weil Aspekte davon Off-Screen stattfanden und dies im Gesamten einfach jegliche Wirkung verpuffen lässt und man sich leider nur noch freut, das endlich der Abspann ablaufen darf.
Keine Ahnung wen man bei diesem Film an das Drehbuch gelassen hat, aber auf die Schulter braucht sich hier wirklich niemand klopfen und für solch eine banale Story hätten sie dann auch nicht das Projekt Jahr für Jahr vor sich hinschieben müssen. Ein wahres Trauerspiel.
Auch ein James Mangold, hat sich hier keineswegs mit Ruhm bekleckert. Vielleicht wollte er, wenn ich ihm mal guten Willen unterstelle, den Stil von Spielberg wirklich passend adaptieren (scheint nämlich arg der Fall zu sein) und eine Hommage an die klassischen Indy Filme abliefern. Das nun am Ende so ein 08/15 Sumpf entstanden ist, spricht aber nicht gerade für ein gutes Auge oder Talent. Vielleicht täte er gut daran, sich wieder auf „eigene“ Projekte zu konzentrieren.
Über die Kostüme und Preps des Films kann man sich eigentlich nicht beschweren, hier hat man zumindest aus dem Vollen geschöpft und alles sieht wirklich erstklassig aus, auch auf die passende Zeit gemünzt. Die Bilder sind sind per se gut geworden, aber leider bekommt man viel zu viele Szenen verpasst, welche vor Greenscreen gedreht wurden und dadurch enorm an Wertigkeit verlieren, gerade wenn man die alten Filme vor Auge hat, wo doch noch alles „handgemacht“ und für die damalige Zeit beeindruckend inszeniert wurde. So wird man halt ständig aus der Immersion gerissen, wenn man dann doch wieder deutlich all das inzwischen leider standardisierte CGI präsentiert bekommt. Hinzu kommt, das ein Gros der Handlung / Szenen im Dunklen oder bei Nacht abspielen, so das es einen bei einem plötzlichen Szenenwechsel zu einer „Tagesszene“ schon etwas in den Augen schmerzt, ob der plötzlichen Helligkeit nach gefühlten Stunden der Dunkelheit.
Zumindest die Musik bzw. der Score des Films ist bei John Williams in sicheren Händen. Hier gibt es kaum Grund zur Klage, denn man bekommt die klassischen Indy-Klänge serviert, genau wie gewünscht, aber auch einige neue Stücke, welche sich aber nahtlos einfügen.
Fazit:
„Indiana Jones und das Rad des Schicksals“ ist leider kein guter Film geworden.
Würde über dem Film nicht Indiana Jones und Harrison Ford stehen, bzw. noch mit Abstrichen Mikkelsen als Schurke, kein Mensch würde sich für solch einen durchwachsenen Film auch nur im entferntesten interessieren. In dieser Qualität unterbietet der Film auch noch das Niveau seines bereits umstrittenen Vorgängers, bei dem aber Spielberg doch mehr richtig als falsch gemacht hat. Hier haben wir es eigentlich nur noch mit einer Aneinanderreihung von Fehlentscheidungen zu tun, welche zwangsbedingt am Ende eben ein schlechtes Produkt ergeben. Das kann und will man sich nicht mehr schönreden und auch der Nostalgiefaktor hat irgendwann seine Grenzen erreicht. Wirklich leid tut es mir hier für Harrison Ford, der nicht den würdigen Abgang erhalten hat, den seine ikonische Figur verdient hätte. Wobei auch noch ein wenig die Frage im Raum steht, warum er hierzu überhaupt noch eingewilligt hat und ob er nicht besser auf einen weiteren Film verzichtet hätte. Aber das ist ja immer das Problem mit dem „hätte“, wenn das Kind schon in den Brunnen gefallen ist.
Bewertung: 4 von 10 Punkten – Geringer Wiederschauwert