Bewertung: 5 / 5
Nachdem die Produzenten sich die Rechte an Ian Flemings erstem Buch gesichert hatten, wurde schnell klar, dass man den Beginn der Bond-Reihe nicht mit Pierce Brosnan als James Bond würde in Szene setzen können. Aus diesem Grund war für Brosnan nach vier Einsätzen im Geheimdienst Ihrer Majestät Schluss. Wie immer wurde viel über den neuen Bonddarsteller spekuliert. Schließlich wurde Daniel Craig präsentiert – zum Entsetzen vieler Bondfans und Journalisten („Der sieht ja aus wie ein Pole!“). Als der Film dann aber in den Kinos anlief, waren alle Kritiker Craigs schlagartig mundtot. James Bond lebte neu auf – schlagfertiger, resoluter, actionreicher als je zuvor. Wie schon 11 Jahre zuvor bei „Goldeneye“ wurde die Regie wieder an Martin Campbell übertragen. Und das erwies sich als wahrer Glücksgriff. Campbell nimmt sich viel Zeit, die Charaktere und deren Beziehungen untereinander zu entwickeln; so zum Beispiel Bonds Beziehung zu Vesper Lynd. Auch die Action-Szenen sind fulminant und tricktechnisch sauber. Doch der Reihe nach: Die Eröffnungsszene - erstmals in einem Bondfilm schwarz-weiß inszeniert - erklärt dem Zuschauer, wie Bond zur Doppel-Null-Lizenz kommt. Die den darauf folgenden rockigen, dabei eingängigen und soliden Titelsong begleitende Titel-Animation ist zeitlos gut. Anschließend entführt Campbell den Zuschauer für über 2 Stunden in ein grandioses und kurzweiliges Abenteuer, an dessen Ende zum ersten Mal der berühmte Satz „Der Name ist Bond. James Bond!“ fällt. Mit anderen altbekannten Elementen bricht der Film jedoch spielerisch. Weder ist sein Aston Martin mit Gadgets vollgestopft, noch trinkt Bond den vormals obligatorischen Wodka Martini. Zwar kommen diese Elemente im Film zum Tragen, werden aber anders eingesetzt als der Zuschauer es erwartet. Und dieser Umgang mit den Bondheiligtümern regt zum Schmunzeln an und gibt dem Film einen Teil seiner Qualität. Bond ist nicht von vornherein der Dressman, der er zu Zeiten Connerys oder Brosnans war. James Bond entwickelt sich im Laufe der Filmhandlung. Und das ist sehr schön anzusehen. Genial an der Besetzung Craigs ist, dass Pierce Brosnans Bond heute geradezu als Weichei wahrgenommen wird. Daniel Craig ist hart und kompromisslos, sieht nicht annähernd so gut aus wie Connery, Lazenby, Moore, Dalton oder Brosnan, ist aber dennoch unglaublich präsent und vor allem glaubwürdig. Die Filmmusik zählt zu den schönsten Kompositionen der Bondgeschichte, weil sie immer wieder sehr elegant das Thema des Titelsongs aufgreift. Schließlich gehört Eva Green zu den besten Bondgirls überhaupt. Sie ist eine sehr klassische Schönheit, dabei schlagfertig und intelligent. Glücklicherweise prügelt sie sich nicht wie viele der Bondgirls der vergangenen Jahre, als man Gleichberechtigung der Geschlechter im Film nur dadurch zu demonstrieren wusste, dass Frauen ebenso zuschlugen wie Männer, so zum Beispiel Famke Janssen 1995, Michelle Yeoh 1997 oder Rosamund Pike und Halle Berry 2002. Es ist wohltuend, dass Vesper Lynd statt ihrer Fäuste ihren Charme, ihre sexuelle Attraktivität, vor allem aber ihre Intelligenz einsetzt, um James Bond um den Verstand zu bringen. Alles in allem ein perfekter Film, der sich in meinen Augen aus dem Stand auf Platz 7 der Bond-Bestenliste katapultiert.
James Bond - Casino Royale Bewertung