Bewertung: 2.5 / 5
Psychologen muss man mögen, wenn man diesen Film gut finden will: Es geht um ein Gutachten, das eine Psychologin über eine Kindsmörderin erstellen soll. "Drei, vier Sitzungen" hat sie dafür im Besprechungszimmer eines psychiatrischen Krankenhauses eingeplant. Das Gefälle zwischen der Kindsmörderin und der Psychologin ist immens - es liegt zwischen Ohnmacht und Macht. Die Gutachterin will ihre Arbeit machen, möglichst präzise und hieb- und stichfest will sie sein. - Es wird eine Annäherung zwischen den beiden Frauen geben. Aber sie wird ziemlich minimalistisch sein. So überzeugend die Identifikation der Schauspielerinnen Wiebke Puls und Anne Schäfer mit ihren Rollen ist - aus einer eher trockenen Laborsituation kommt Jasmin letztlich nicht heraus.
Christian Lyra, der Drehbuchautor, stieß in der Bibliothek eines psychiatrischen Krankenhauses auf die Geschichte einer alleinerziehenden Mutter, die sich und ihre drei Kinder umbringen wollte, den Selbstmordversuch jedoch überlebte. Allein diese Fakten nehmen denn auch den Zuschauer für die tieftraurig, ja depressiv wirkende Täterin Jasmin (Anne Schäfer) von Anfang an ein. So wirkt die befragende Psychologin (Wiebke Puls) eher wie ein Störenfried, ein Quälgeist, der eigene Interessen verfolgt.
Eine belastende und schmerzhafte Auseinandersetzung mit der Vergangenheit, eine Rekapitulation ihres Lebens, steht der Kindsmörderin Jasmin bevor. Anne Schäfer hat in dieser Verhörsituation den dankbareren Part, während Wiebke Puls doch immerzu fast ausnahmslos Härte (selten wirklich auch gegen sich selbst) ausstrahlen muss. Schicht um Schicht wird immerhin die eigentliche Unschuld der zu Begutachtenden im Urteil des Zuschauers freigelegt. Not und widrige Umstände, auch Männer, führten zur Tat im Affekt.
Man bewundert die Stärke der Angeklagten, wundert sich, dass sie die unaufhörliche Fragerei aushalten kann. Wohlwollende, einen späteren Freispruch signalisierende Momente gibt es kaum. Um Einfühlungsvermögen scheint die Fragerin aus Gründen der Profession kaum bemüht. So bleibt Jasmin ein streng stilisiertes Film-Kammerspiel, das ungleiche Duell zweier Frauen. Jan Fehse, der Regisseur, drehte mit sieben Kameras in einem Raum, was eine gleitende, realistisch wirkende Dramaturgie ermöglichte. Der Vergleich mit großen Verhörfilmen, etwa dem Totmacher mit Götz George, verbietet sich allerdings. Romuald Karmakars psychologische (Un-)Tiefen werden hier nie erreicht. Was bleibt, ist eine immerhin sehenswerte filmische Fingerübung.
Jasmin bekommt 2,5 von 5 Hüten.
(Quelle: teleschau - der mediendienst | Wilfried Geldner)