Bewertung: 3.5 / 5
Mr. Miyagi (Pat Morita) arbeitet mit der jungen Julie Pierce (Hilary Swank) daran, ihre Wut unter Kontrolle zu bekommen. Das Mädchen ist die Tochter einer befreundeten Familie und gerade auf eine neue Schule gekommen. Dort wird so von Mitschülern gemobbt, weswegen sie sich von Miyagi einige Tricks aneignet.
Im neuen Gewand macht Karate Kid IV – Die nächste Generation eines direkt klar und so werden alte Fehler auf jeden Fall wiederholt. Man fragt sich die gesamte Zeit über, wo eigentlich das titelgebende Karate in diesem Film ist. Bis auf wenige Minuten, die in einen Kampf münden, geht es, eben um alles andere. Dieses alles andere findet sich dann wieder in Form von Familienkonflikten, Mobbing, einer Liebe auf einem Zugwagon und einem Abstecher in ein buddhistisches Kloster, indem die neue Hauptfigur Julie Pierce lernen soll, was Respekt oder so eigentlich bedeuten soll. Man könnte nun argumentieren, daß diese Fortsetzung eine ist, nach der niemand gefragt hat und ja, es wäre richtig. Warum braucht man einen vierten Teil, dann auch noch mit neuer Hauptfigur und eigentlich nichts Neuem, was da erzählt wird. Nun, die Antwort wird jedem sofort auf den Lippen brennen, der zumindest etwas von Wirtschaft versteht. Es geht eben darum, einen ordentlichen Reibach zu machen. Daher sind ja so viele Filme überhaupt entstanden und das kann man natürlich kritisch betrachten. Doch etwas so Offenkundiges, anhand einer dritten Fortsetzung herauszustellen, ist natürlich auch nichts wirklich Erkenntnisreiches. Und so sitzt man da, schaut sich das an und fragt sich, warum dieser Teil einen noch schlechteren Ruf genießt, als seine sowieso nicht besonders beliebten zwei Vorgänger auch. Man kann es nur damit erklären, daß irgendjemand mal herumerzählt haben muss, daß es sich bei den Karate Kid-Filmen wirklich um ernstzunehmende Werke handelt, die irgendeine Form von Tiefe zu sich haben. Nun, dem war nie und ist nicht so.
Unter uns, es gibt eigentlich kaum bessere B-Movie-Unterhaltung als die Karate Kid-Filme und Karate Kid IV – Die nächste Generation unterstreicht das. Wenn etwa ein Mr. Miyagi nostalgisch schwelgt und sich an Daniel erinnert, wenn er wieder ein Mädchen findet, daß er unterrichten kann, wenn Mittzwanziger bis Anfang dreißigjährige Highschool-Schüler spielen und aus unerfindlichen Gründen irgendwie Ekelpakte sind. Wenn ein Footballtrainer völlig den Verstand verliert und plötzlich seine Schüler am Abschlussball von der Decke abseilen lässt dann weiß man, man ist entweder in einem sehr überzeichneten Cartoon, oder bekommt das hier sogar in reiner Live Action-Form. Und dafür kann man diesen Film lieben, oder man hasst ihn eben. Alles ist so absurd und sorgt auch bedingt dadurch, daß Menschen früher anders aussahen und die teilweise grotesk dämliche Infantilität der Schurken für maximalen Unterhaltungswert. Zur Erklärung, viele jüngere Menschen sahen natürlich bedingt durch den eher ungesünderen Lebensstil ihrer Eltern etwas kerniger aus als heute. Man vergleiche nur mal die Jugendlichen in Scream – Schrei! (1996) mit denen aus Scream (2022). Und genau da ist der Punkt erreicht, an dem dieser Film so unfreiwillig komisch wird. Wenn etwa ein Walton Goggins einen Highschool-Bully spielt, dann ist das so herrlich absurd, daß man nur noch lachen kann. Weiterhin ist das Stichwort Mobbing auch eines, daß sehr gut weiter durchleuchtet werden kann. Denn irgendwie brechen diese Figuren dann nachts in die Schule ein, als hätten sie nichts Besseres zu tun, als zu fünft oder sechst auf eine junge Frau loszugehen. All das hat einen besonderen MeToo-Charakter, den der Film natürlich richtig erklärt und damit durchaus reifer ist an manchen Stellen.
Und während es natürlich heute an polemisches Schlagwort geworden ist und viele Antiintellektuelle Disney-Fanatiker glauben, daß das Haus mit der Maus eben Feminismus mit Werken wie Star Wars: Das Erwachen der Macht (2015) und Captain Marvel (2019) überhaupt erfunden hätte, geht das feministische Kino natürlich wesentlich, wesentlich weiter zurück und auch wesentlich weiter als es ein Karate Kid IV – Die nächste Generation tut. Gleichwohl ist die Figur, die Hilary Swank hier verkörpert durchaus eine angenehme Protagonistin, die sich eben über wichtigere Dinge, als einen wirklich erbärmlichen Geschlechterkampf definiert. Natürlich ist das zu Teilen auch klischiert, wenn sie dann die Konflikte mit ihrer Mutter aufarbeitet und eigentlich unter Mobbing und teils übergriffigen Erfahrungen leidet. Doch das ist etwas, was man wohl in dieser Art von Coming-of-Age-Film in Kauf nehmen muss und es gibt auch auf der anderen Seite durchaus Themen, die unglaubwürdiger und nerviger wären. Eigentlich geht es auch nicht so wirklich um diese Figur, sondern viel mehr um Mister Miyagi. Und es ist dabei auch ganz klar und endlich auch ersichtlich, daß Pat Morita der eigentliche Star dieser ganzen Nummer ist. Ob er sich dahingehend noch entwickelt, nun eigentlich nicht. Überhaupt könnte man argumentieren, daß dies wohl der erste Teil der Reihe ist, indem es keinerlei Entwicklung von diesem großartigen Charakter gibt. Doch das ist auch nicht weiter schlimm, weil der Film das durch eine absurde Komödie wieder wettmacht.
Und so reist Mister Miyagi auf einmal mit Mönchen aus einem buddhistischen Kloster durch die Gegend, die dann wiederum den Kapitalismus und ihre Vorzüge, aber auch die Werte von Familie präsentiert und vorgelebt bekommen. Mal ehrlich, daß ist ja durchaus vielleicht ein wenig kulturell sensibel, aber es ist auf der anderen Seite auch ebenso unglaublich lustig, weil man teilweise gar nicht glauben kann, was da gerade passiert. Wie schreibt man sowas? Wer schreibt sowas? Es ist atemberaubend überzogen und für diese Absurdität, die eben auch durch jenen erwähnten Trainer und seine Vorstellungen von Ehre unter Beweis gestellt werden, kann man eigentlich nur noch herrliche Freudentränen vergießen. Man muss es auch an anderer Stelle mal filmhistorisch betrachten, denn man kann wohl sagen, daß diese Form von Schlechtigkeit, vor allem begründet aus absurden Drehbüchern in Hollywood verloren gegangen ist. So hat es zumindest den Anschein. Fraglich ist ja, wann man zuletzt einen Film gesehen hat, der auf diesem Level schlecht ist, wie es Karate Kid IV – Die nächste Generation ist. Transformers (2007) ist es jedenfalls nicht.
Herrlich, vor Freude in Tränen verfällt man, wenn man Karate Kid IV – Die nächste Generation sieht. Ein Film, der einfach nur absurd schlecht ist und dadurch so vieles gewinnt. An Pat Morita kommt hier niemand vorbei und das haben die Macher wohl auch endlich verstanden und ihn deshalb zur tragenden Figur erklärt. Darüber hinaus hätten sie davon durchaus noch zwanzig weitere drehen können, aber na ja, wahres Talent kürt eben nicht jeder.
