Bewertung: 3.5 / 5
Im Jahr 2014 wurde auf der Comic Con "Skull Island" angekündigt, eine Origin-Story zu einem der bekanntesten Filmmonster: King Kong. Damals war ich skeptisch, da bereits 2005 der perfekte Film über die geheimnisvolle Insel gedreht wurde: Peter Jacksons "King Kong", das Remake des Klassikers von 1933 gehört für mich auch weiterhin zu den besten Filmen der letzten 20 Jahre. Jackson hatte uns damals auf die Insel entführt und uns die Vielfalt mit vielen Monstern und Dinos gezeigt. Wieso also nun ein weiterer Film?
Klarheit schuf da der September 2015, als ein Crossover zwischen Godzilla und King Kong angekündigt wurde. Das nun betitelte "Kong: Skull Island" sollte uns einen ganz neuen Kong, einen echten Kaiju zeigen, der es mit Godzilla aus dem Jahr 2014 aufnehmen könnte. Da Godzilla 2 ebenfalls angekündigt war, war die Idee des Monster-Universums basierend auf dem erfolgreichen Marvel Cinematic Universe geboren. Was Shield für Marvel war/ist, ist nun die geheime Organisation Monarch für das Monster-Universum.
Kritik
So ist es Monarch, bekannt aus Godzilla (2014), die nach dem Ende des Vietnam-Krieges versucht, eine Mission auf einer geheimen Insel durchzuführen. Getarnt als wissenschaftliche Expedition um eines der letzten unkartographierten Gebiete der Erde zu untersuchen, trommelt der Monarch-Agent Bill Randa (John Goodman) ein Team aus Forschern, Soldaten und einer Fotografin (Brie Larson) zusammen. Doch schnell lernen die Entdecker, dass ihre Mission auf der Insel einen ganz anderen Hintergrund hat. Und dass Monster existieren und die Erde längst nicht den Menschen gehört.
Trailer zu Kong - Skull Island
"Kong - Skull Island" hält was es verspricht und zeigt uns nicht nur ein exotisches traumhaftes Paradies, sondern auch einen King Kong wie wir ihn höchstens aus den japanischen Godzilla-Filmen (z.B Die Rückkehr des King Kong 1962) kennen. Hauptdarsteller des Films sind ohne Zweifel die unterschiedlichen Monster, welche Skull Island bevölkern. Allen voran natürlich der titelgebende Kong, König der Insel und letzter seiner Art. Mit seinen 30 Metern ist der Riesenaffe dabei noch längst nicht ausgewachsen und regiert über seine Welt und schützt das Ökosystem von den Schädelkriechern. Dies sind gefrässige Riesenechsen, welche aus dem Erdinnern stammen und nicht nur für das Aussterben der Riesenaffen sorgten, sondern das gesamte Ökosystem in Gefahr bringen. Daneben exisitieren weitere Riesenviecher wie Riesenoktopusse (schöne Anekdote zum 1962-Film), Riesenspinnen, Riesenbüffel oder Riesengottesanbeterinnen. Komplettiert wird die Fauna von prähistorischen Flugsauriern.
Jedes dieser Monster hat im Film seinen Moment und jedes sorgt bei der Forschungscrew für Erstaunen. Obwohl die Monster das Team in erster Stelle als Nahrungsmittel ansehen, verschwimmen im Verlauf des Films die Seiten und man kann nicht mehr wirklich sagen, wer nun das eigentliche Monster ist.
Die menschlichen Figuren verkommen da schon fast zu Nebenfiguren. 2014 wurde im amerikanischen Reboot des Godzillas-Franchises noch kritisiert, dass das titelgebende Monster zu wenig präsent sei und die menschlichen Darsteller zu viel Platz beansprechen würden. Dieser Kritik hat man sich scheinbar gestellt und nun wie erwähnt die Monster in den Vordergrund gestellt. Leider bleiben dabei die Darsteller teilweise auf der Strecke, welche zudem alle Stereotypen von Abenteuer-Filmen entsprechen. Da gibt es den geheimnisvollen Boss, der mehr weiß als er zugibt. Die bildhübsche Fotografin, welche uns zeigt, dass Monster auch gefühlsvolle Wesen sein können. Der gierige, aber gutherzige Abenteurer, der rachesüchtige General, der "mir-doch-egal"-Soldat oder der leidende Soldaten-Vater gehören ebenfalls zu dieser Truppe wie der seltsame, gestrandete Vogel, welcher die Insel in und auswendig kennt.
Mehr bleibt von dieser Truppe nicht im Gedächtnis, da die meisten als Monsterfutter herhalten müssen und gar keine Tiefe bekommen.
Problematisch wird es dann, wenn man auch zu den Stereotypen keine Verbindung aufbauen kann. Der leidende Vater, welcher nur zu seinem Sohn zurück will, erkennt, dass es sich eher um Tiere als um Monster handelt - nur um dann zu sterben. Der geheimnisvolle Boss gibt immer mehr Preis von seinen Kenntnissen, nur um dann zu sterben. Der "mir-doch-egal" Soldat wartet 60 Minuten auf einen coolen Moment - um dann zu sterben. Wenn dann noch bestimmte Figuren einfach so sterben, dass es fast schon lustig wird, dann bleibt der menschliche Cast hinter den Erwartungen zurück.
Dies ist schade, da man mit Goodman, Hiddleston, Jackson, Larson oder Reilly schon starke Darsteller aufbietet. Gerade aber ein Hiddleston ist vom Charakter her aber total austauschbar und seine Rolle müsste nicht mal im Film sein - man hätte das gleiche Ergebnis. Reillys Charakter, als gestrandeter Insel-Experte sorgt dann für den nötigen Humor, während Jacksons General schnell zeigt, dass diese Monster vielleicht doch nicht die Bösen sind.
Dies wird dadurch verstärkt, dass das Team in 2 Gruppen geteilt wird - während die eine Gruppe scheinbar skrupellos ist und fiese Riesenspinnen begegnet, darf die andere Gruppe die Schönheit der Insel und die tragische Rahmenhandlung erfahren. So verstärken sich schnell Sympathien und man jubelt über bestimmte Tode.
Es scheint fast bewusst entschieden worden zu sein, dass diesmal die Monster und die Insel im Vordergrund stehen sollen. Während der menschliche Charakter in Godzilla schon arg lächerlich zum Monster-Magneten wurde, die Transformers-Reihe auch nach 4 Filmen nicht die richtige Balance gefunden hat, wird nun offen aufgezeigt, dass der Mensch nicht die wichtigste Figur ist - wie sie es auch nicht ist im Kampf der Riesenmonster.
Geht man mit diesem Gedanken in den Film, spielt es auch keine Rolle. Trotzdem gibt es dann Abzüge, wenn diese Fokussierung auf Monster fast schon wie einzelne Szenenbilder wirken. Zu offensichtlich treffen die Menschen auf die unterschiedlichsten Kreaturen, welche schön anzusehen sind, im eigentlichen Sinne dann trotzdem außer Kong und den Schädelkriechern keine Rolle spielen.
Es existiert somit leider an manchen Stellen eine Aneinanderreihung von Szenen, nur um zu zeigen wie krass die Insel auch wirklich ist. Dabei bekommt man schon zu Beginn des Films schöne Eindrücke - ganz im Stil von Apocalypse Now. Ruhige Szenen wie anfangs der Helikopterflug über die Insel fehlen vor allem ab der Mittel, wo es nur noch darum geht, die geschrumpfte Anzahl an Teammitgliedern auch komplett zu dezimieren.
Trotzdem sind die Kamerafahrten und Effekte eine Augenweide. Gerade dort, wo man mit dem Feuer spielt, können "wunderschöne" Explosionen gezeigt werden und die Kreaturen wirken noch bedrohlicher. Umrahmt wird dies von einem epischen Score, der leider viel zu kurz kommt und immer wieder unterbrochen wird, von einem allerdings genialen Soundtrack. Die Entscheidung den Film kurz nach dem Vietnamkrieg spielen zu lassen, war nicht nur deshalb eine wunderbare Entscheidung und so kommt es vor, dass der Fuß oder der Kopf bei genialen Klängen auch mal mitwippt.
Kontinuität
Wie schon bei Godzilla sollte man immer im Hintergrund behalten, dass es sich um einen Fantasy-Film handelt. Zwar wird uns durch die Wissenschaftler und Forscher einen gewissen Bezug zur Realität vorgegäukelt, bei kurzem Nachdenken, bleiben aber viele Fragen offen. Die Fauna Skull Islands besteht aus Riesenviechern und normalen Tieren (Rehen und Rindern), wobei man sich fragen muss, weshalb manche einen Riesenwuchs erlangten und andere nicht. Davon abgesehen, dass auf der Insel (trotz Kongs Sushi-Vorlieben) wohl nie genügend Nahrung vorhanden wäre, um einen 30-Meter Affen zu ernähren. Auch die Rolle der Schädelkriecher ist dann fraglich, ob diese sich nur auf die Unterwelt Skull Islands beschränken oder auch an anderen Orten auftauchen könnten.
Problematisch wird es dann, wenn man die After-Credit-Szene heranzieht. Schnell kommt einem in den Sinn, dass man nur eine Origin haben wollte, um Marvel ähnlich, ein Crossover an Monstern zu schaffen. Problematsich ist dabei auch weiterhin die Größe der Monster: auch wenn Kong weiter wachsen soll, wie realistisch ist da auch nach Wachstum der Größenunterschied zu Godzilla (etwa 120 meter groß). Zudem, dass es einfach unglaubwürdig ist, dass auf einer solchen Insel ein 100-Meter Affe leben könnte (vor allem da Kongs Eltern ebenfalls nicht diese Größe hatten). Fraglich auch, ob man mit den Realease die richtige Entscheidung traf - nach Kong wird nun Godzilla 2, den Gerüchten nach mit Rodan, Mothra und King Gidorah die Leinwand erobern. Ein Monster-Mash-Up mit gleich 4 Kaiju-Ikonen. Dagegen wirkt Kong vs. Godzilla fast schon wie ein Rückschritt. Auch der Fakt, dass sowohl Kong als auch Godzilla in ihren Soloauftritten als durchweg positiv angesehen werden und als Retter bekannt sind wirft die Frage auf, wer bei diesem Kampf der Böse sein soll - oder geht man hier den BvS Weg? *Maaaartha*.
Fazit
Man darf gespannt sein wie man das Monster-Universum aufbauen will. Für sich alleine stehend, kann Kong:Skull Island durchaus überzeugen. Wird einem klar, dass es kein menschliches Drama sein soll und dass die Monster die Hauptrolle innehaben, so kann dieser Film eigentlich nur Spaß machen. Ähnlich wie Pacific Rim zeigt der Film uns einen Popkorn-Monster-Film, wo Riesenviecher sich die Birne polieren und die Menschen nur Nebenfiguren oder gar lustige Nahrungsmittel sind. Zudem wirkt der Film in diuser Perspektive auch als Kritik am Menschen, welcher durch seine Eingriffe in Ökosysteme wie die südamerikanischen und asiatischen Regenwälder für manes Aussterben von Arten sorgte oder noch sorgen wird.
Schaltet man die Logik und die menschlichen Darsteller aus und lässt sich darauf ein, was dieser Film sein will, seichtes Popkorn-Kino mit einem Versprechen in Zukunft ein Mosaiksteinchen in einem Universum zu sein, so wird man Spaß haben am Film. Braucht man jedoch menschliches Drama, Charaktere mit denen man mitfühlen kann und eine gewisse zoologische/paläontologische Richtigkeit, so wird dieser Film eher mittelmäßig abschneiden. Man kann nur hoffen, dass man für Godzilla 2 den Mittelweg in Punkto menschliche Charaktere findet (goldene Mitte zwischen Kong und Godzilla 1) und schon wartet etwas ganz Großes auf uns.