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Late Night with the Devil

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Late Night With the Devil Kritik

Late Night with the Devil Kritik

Late Night with the Devil Kritik
0 Kommentare - 01.06.2024 von ProfessorX
In dieser Userkritik verrät euch ProfessorX, wie gut "Late Night with the Devil" ist.

Bewertung: 3.5 / 5

Jack Delroy (David Dastmalchian) ist Talkshowhost, dessen Stern langsam zu sinken beginnt. Nach dem Tod seiner Ehefrau hat sich viel verändert und seine Einschaltquoten sind im Keller. Nun plant er mit einem Halloween-Special seine Karriere zu retten. Dazu lädt er die Parapsychologin June Ross-Mitchell (Laura Gordon) und die kleine Lilly D’Abo (Ingid Torelli) ein. Diese ist ein wichtiger Bestandteil von Ross-Mitchells neustem Buch, in welchem es um den Massensuizid von Mitgliedern einer satanistischen Kirchengemeinde geht. Als wäre das nicht schon seltsam genug, häufen sich auch unerklärliche Ereignisse.

Erinnern sich Zuschauer noch an das Hirngespinst Found-Footage? Das Phänomen vergangener Tage, nach welchem vermeintliche Immersion durch die Nähe am Geschehen gezeichnet wird. Dort wo das Passive am Medium Film in ein vermeintlich aktives Erleben verwandelt werden soll. Zum Ende des letzten Jahrtausends wurde das durch Blair Witch Project (1999) wieder relativ groß und sorgte in den Folgejahren durch Cloverfield (2008), End of Watch (2012), Chronicle – Wozu bist du fähig? (2012) oder The Visit (2015) immerhin dafür, daß einige durchaus sehenswerte Genre-Vertreter aufkamen. Doch mit den Jahren verschwand das dann auch schnell wieder aus dem Mainstreamkino und so verwundert die vorherige Ankündigung, daß mit Late Night With the Devil ein weiterer Film dieser Machart das Licht der Welt erblicken würde. Nun, um den Zahn auch gleich mal zu ziehen. So ganz richtig ist das nicht. Late Night With the Devil spielt sicherlich mit Anteilen des Found-Footage, hat aber im Kern sehr wenig damit zu tun und handelt eher von einem Echtzeitszenario innerhalb einer Talkshow. Nun kann man natürlich darüber streiten, ob die Erwartungen an das Werk damit unterlaufen wurden und man sich darüber echauffieren sollte. Tatsächlich ist das aber weit weniger problematisch, als man denken würde und so kann man zumindest sagen, daß dieser Horrorfilm durchaus in vielerlei Hinsicht interessant ist.

Eigentlich ist Late Night With the Devil ein Sammelsurium verschiedenster Ideen. Angefangen bei der Auswahl der Gäste – die zu Teilen auf realen Persönlichkeiten basieren – bishin zu einem recht dubiosen Talkshowhost. Nun handelt der Film erst einmal von einem geplanten Exorzismus. Ein Mädchen, daß vom Teufel besessen wird und was wir hier sehen, ist eine durchaus vielschichtige Anzahl an Teilnehmern. Talkshowhost Jack Delroy, der alle Gäste geladen hat und darauf hofft, wieder an alte Erfolge in Sachen Quote anknüpfen zu können. Er stellt natürlich den Sensationsmus dar, der in unserer Gesellschaft aus einem perversen Voyeurismus und plakativem Schlagzeilengenerieren zusammengesetzt wird. Er hat seine Ex-Freundin June Ross-Mitchell geladen, die als seriöse Parapsychologin anerkannt werden möchte und die eine Überlebende eines Massensuizids im Schlepptau hat. Nun sieht man schon anhand dieser Konstellation, daß Figuren in Late Night With the Devil mehr als Symbole fungieren, denn als richtige Figuren. Das sorgt dann im weiteren Verlauf für wirklich spannende gesellschaftliche und ethische, wie philosophische und theologische Debatten. Spätestens wenn der ehemalige Magier und Rationalist Carmichael Haig in die Show geladen wird, wird es spannend. Er, der ein Mann der Realität ist, kann hier wiederum nur die Antithese zur zweifelhaften Wissenschaft darstellen und stellt eben dann die Methoden von Ross-Mitchell gekonnt infrage. Man erlebt hier quasi eine Gegenüberstellung im Sinne der Spätromantik nach E.T.A. Hoffmann.

Ferner wird ebenso noch ein Hellseher namens Christou geladen, der ebenso mit zweifelhaften Mitteln dem Zuschauer vermittelt, daß er Kontakt zur vermeintlichen Geisterwelt aufbauen kann. Auch hier beobachtet man Dinge, die wenig sinnhaft erscheinen, weil sie unmöglich sind und dennoch auch Menschen, die Christou in seiner Widersprüchlichkeit Vertrauen schenken. Die Macher machen keinen Hehl daraus, daß besonders seine Methoden jedweder Substanz entbehren. Doch dann wird Late Night With the Devil erst richtig der Rede wert, weil dann das Überirdische greift und Christou auf mysteriöse oder doch nicht so mysteriöse Art und Weise stirbt. Insgesamt erweckt der Film den Anschein, als habe jemand eine Episode X-Factor: Das Unfassbare (1997-2002) verfilmt und spielt dabei immer wieder mit der Wahrnehmung seiner Zuschauer. Diese interessante Herangehensweise macht den Film experimentell und zeichnet gleichermaßen ein gekonntes Bild einer modernen Gesellschaft. Hier die Realität, da Okkultismus und der Glaube an das Überirdische. Da Kapital und die Hoffnung auf Erfolg durch die Leichtgläubigkeit der Masse. Der Kampf seriöser Wissenschaften gegen Pseudo-Wissenschaften, der zum Beispiel spätestens seit Corona auch in der breiten Masse immer wieder diskutiert wird. Im Prinzip ist Late Night With the Devil eine bittere Satire und Gesellschaftsanalyse und hätte auch das Potential ein großer Film zu sein. Nur leider kommen da die Konventionen des Genres wieder zwischen. Denn man braucht eine klare Positionierung um eine Meinung zu haben. Der Film jedoch dröselt immer weiter auf, was an jenem Abend 1977 passiert ist. Das Problem ist nur, daß er dann mehr überraschen, als Stellung beziehen möchte und so immer wieder zwischen Realität und Fiktion wechselt. Er erklärt zu Teilen das Irreale als Tatsächlichkeit, dann wiederum aber auch nicht und das sorgt letzten Endes dafür, daß der Film bis zum Schluß einen bitteren Nachgeschmack haben wird.

Getröstet werden kann man dann vermutlich am ehesten durch die Darstellung von David Dastmalchian. Ein Schauspieler, der auf psychisch durchtriebene Figuren spezialisiert ist und der auch immer wieder zeigte, was für eine Bandbreite er hat. Hier ist er sehr ambivalent, weil er einerseits Trauer und eine gewisse Existenzangst verkörpern muss. Gleichermaßen schafft Dastmalchian es, eine gewisse Dominanz zu zeichnen, wodurch die Figur sich im Verlauf des Films immer wieder neue erfindet und keinem klar erkennbaren Muster folgt. Er könnte einer dieser modernen, gefährlichen Charismatiker sein. Er könnte aber genauso gut sehr zurückgezogen und undurchsichtig agieren. Das bleibt so ein wenig offen und dient natürlich auch im Gesamtkontext des Films einem größeren Spannungsbogen.

Experimentell und mit großem Aufwand wird hier in Late Night With the Devil eine Analyse der modernen Gesellschaft gezeichnet. Zwischen Fake-News, Glaubensgrundsätzen und irrationalem Handeln, wird gegenübergestellt, wie der Verstand an all diesen Dingen unweigerlich scheitern muss. Getragen von einem großartigen Hauptdarsteller, kommt hier selten Langweile auf.

Late Night with the Devil Bewertung
Bewertung des Films
710

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