Bewertung: 4.5 / 5
Als der Ehemann der nun mehr Wittwe Pauline (Vonetta McGee) dem skrupellosen Kopfgeldjäger Loco (Klaus Kinsk) zum Opfer wird, beschließt sie den stummen Revolverhelden Silence (Jean-Louis Trintignant) zu engagieren um sich an dem Mann zu rächen.
Für mich als großen Kinski- und Italo-Western-Fan war es eigentlich Pflichtprogamm diesen Film irgendwann einmal zu sehen. Viel zu gut ist das Word of Mouth um diesen wahren Klassiker des Western-Genres, aber auch der Filme überhaupt.
Und ja, ich bin (fast) restlos begeistert. Das triste Szenenbild um die kalte und gewaltige Schneelandschaft scheint auf den ersten Blick vielleicht nur ein Gimmick zu sein, um den Film von der Masse an Western der damaligen Zeit abzuheben. Allerdings ist dies kein reines Gimmick. Denn während wir hier den Protagonisten Silence folgen, so steht der Schnee und des Filmes Kälte, auch gleichzeitig metaphorisch für den kalten, zynischen Grundtun des Filmes. Das ist Symbolik auf einem Level, von dem Zack Snyder in seiner Jesus-Metapher von DC-Filmen nur träumen kann.
Doch nicht nur sind es die kargen und endlosen Landschaften, die den Film so sehenswert machen, nein auch die Gewalt bleibt hier nicht erspart. Denn Leichen pfastern seinen Weg ist übelst brutal. Wenngleich ich auch schon schlimmeres gesehen hab (Stichwort: Lars von Trier), so ist die Gewalt eben im Gegensatz zu vielen häutigen Filmen kein Mittel zum Zweck. Sie ist realistisch, sie ist ungeschönt und sie ist ehrlich. Einzig die Genre-typischen (bzw. zeitgenössischen) Todessequenzen einzelner Charaktere, sind wie so häufig etwas peinlich geraten.
Das macht aber nicht viel aus, so sind es doch gerade die Schauspieler, die dem ganzen eine perfekte Atmosphäre verpassen. Denn während Jean-Louis Trintignant dem Genre-Typus entsprechend nicht redet (was sich witzigerweise auch in seinem Namen passend wiederfindet), so dreht Klaus Kinski (wie eigentlich immer) voll auf. Ja, ich schwärme sehr für diesen Mann. Nicht nur drehte er so viele grandiose Filme mit Herzog, Leone, oder auch diesen. Nein, er war auch einer der besten Schauspieler, die jemals auf Erden gewandert sind. Denn wenn Kinski auftritt lebt ein Film. Und so tut es auch dieser. Sein Loco ist skrupellos, gewaltätig und clever. Etwas was wir von unseren Antagonisten nicht sehr häufig sagen können.
Über allem steht noch eine sehr subtile Systemkritik, die auch in abgeschwächter Form heute noch anwendbar ist. Zum einen wird Loco als Gesetzestreu beschrieben, der sich den Regeln, die diese kaputte Gesellschaft ausmacht, beugt und sie ausnutzt. Zum anderen ist es der Drang nach mehr und die Gier, die auch in unsere heutige Welt passen. Das macht Italo-Western so zeitlos und gegenüber von romantisierenden Werken wie Die glorreichen Sieben, wesentlich bedeutender.
Doch gab es dennoch eine Schlüßelszene im Film, die ich ohne zu spoilern nicht erwähnen kann. So wird Loco im Laufe des Films vom neuen Sherriff des Dorfes Gideon Burnett (Frank Wolff) gefangengenommen. Was schließlich daraus entsteht, ist leider eher dämlich als gut geschrieben.
Wenn man das allerdings verschmerzen kann, so bekommt man, nicht zuletzt auch wieder durch die klassische, brillante Untermalung des großen Ennio Morricone einen Western, der auch im Hinblick auf sein sehr gewagtes Ende mehr ist, als nur eine Fußnote in diesem Meer aus Cowboy-Filmchen.
Er ist gewagt, er ist atmosphärisch, er ist rau und triste. Kurz um: Er ist fast alles, was einen perfekten Film ausmacht. Und für mich als großer Fan von Italo-Western und eben dem großrtigen Klaus Kinski eine wahre Augenweide.