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Million Dollar Baby

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Million Dollar Baby Kritik

Million Dollar Baby Kritik

Million Dollar Baby Kritik
0 Kommentare - 09.01.2022 von ProfessorX
In dieser Userkritik verrät euch ProfessorX, wie gut "Million Dollar Baby" ist.

Bewertung: 4 / 5

Der Boxtrainer Frankie Dunn (Clint Eastwood) trainiert seit Jahrzehnten große Boxer und ist wieder im Begriff den Weltmeisterschaftstitel zu holen. Doch das kostete auch Opfer und so hat Franke sich von seiner eigenen Tochter entfremdet, während er vor allem darauf aus ist, daß seine Boxer sich selber im Ring schützen. Eines Tages taucht die aus ärmlichen Verhältnissen stammende Kellnerin Maggie Fitzgerald (Hilary Swank) in seinem Studio auf und möchte eine große Boxerin werden. Doch Dunn weigert sich eine Frau zu trainieren, während sein einziger Freund Scrap (Morgan Freeman) sich um das Studio kümmert und Maggie einiges über Frankie Dunn erzählt.

Wenn man einen wegweisenden und einzigartigen Film dreht, dann kann ein ganzes Genre geboren werden. In diesem Fall kann man vermutlich Rocky (1976) als die Geburtsstunde des Boxfilms sehen, welcher unendlich viele weitere Filme nach sich zog, die alle versuchten, die Formel des Italion Stallion zu kopieren. Wobei es natürlich unfair wäre, einige Filme nur darauf zu reduzieren. Schließlich waren auch Werke wie The Fighter (2010) oder Wie ein Wilder Stier (1980) alles andere als reine Kopien der Rocky-Formel und überhaupt ist der Film nicht unbedingt das erste Werk über einen aufsteigenden Boxer, aber vermutlich das prägnanteste. Doch die Befürchtungen reiner Kopien sind berechtigt und auch diese Befürchtung kann man sicherlich auf Million Dollar Baby zunächst anwenden. Doch dann würde man dem Film unrecht tun. Denn was sich mit diesem Film beweist ist, daß Clint Eastwood abseits seines eher peinlich geratenen Konservatismus, auch als äußerst systemkritischer Regisseur mausern kann. Natürlich wäre das unfair, Eastwood nur darauf zu reduzieren, schließlich sind auch Filme wie Ebarmungslos (1992) oder Gran Torino (2008) im Kern sozialkritischer Natur. Der Unterschied hier ist allerdings, daß Eastwood vermutlich erstmals begreift, wie das System, mit welchem er eine Hassliebe verbindet, funktioniert oder besser gesagt, er traut sich hier erstaunlich kritisch zu sein, ohne eben das kitschig, versöhnliche „Irgendwie ist es Scheiße, aber es gibt auch keine andere Möglichkeit"-Stigma zu fahren.

Trailer zu Million Dollar Baby

So macht Million Dollar Baby die soziale Ungleichheit zum Thema und dekonstruiert somit gleichermaßen den amerikanischen Traum, der immer wieder von Geschichten erzählt, die mit der wirklichen Lebenswelt einzelner Individuen nicht zu tun haben. Schließlich stellt Eastwood auch hier die Frage, wie viel Einfluss eben gute Bildung und in diesem Zusammenhang auch Geld haben, um überhaupt aus einer Misere herauszugelangen. Diese offenkundige Lüge, führt der Film gekonnt an der Figur Maggie Fitzgerald vor, die einerseits ein gewisses Talent für den Sport mit sich bringt, aber deren Ausbildung, Alter und Möglichkeit, ob ihrer Herkunft begrenzt bleiben. Natürlich knallen hier Welten aufeinander. Die optimistische, gutgläubige und talentierte Boxerin, trifft auf den mürrischen, misogynen Trainer, der so gar nicht davon überzeugt ist, daß eine Frau das Zeug hat, eine Boxerin zu werden. Nun tut der Film gut daran, diesen Umstand eben nicht mit einer simplen Schwarz-Weiß-Metaphorik zu untermauern, sondern schafft es, mit allen Hauptfiguren das Thema zum einen mit einer großartigen Ambivalenz aufzugreifen, zum anderen aber auch dadurch tolle Charakterstudien mit stellenweisen nachvollziehbaren Handlungsmustern zu entwerfen. Der Zuschauer versteht vielleicht nicht alles, was die Charaktere angeht, versteht aber das Wichtigste.

Nun kann das zu Teilen natürlich auch ein wenig zäh wirken, wenn der Film übliche Charakteristika von Trainer-Schüler-Filmen aufgreift. So gibt es natürlich auch eine groß angelegte Debatte darüber, ob der Lehrer denn den Schüler trainieren soll oder nicht. Dabei wird ein ewiges Klischee aufgegossen, daß nur noch mit der Phrase „Vor Jahren hat er seinen besten Schüler im Kampf verloren.“ die Kirsche zur Torte hinzuführen müsste. Dabei schleppt sich gerade der Mittelteil des Filmes doch erheblich, weil man diese Muster eben aus sehr vielen anderen Filmen bereits kennt. Dann wiederum gibt es ebenfalls erheblich lange und langatmige Trainingssequenzen, die den Figuren zwar in einem gewissen Maße Tiefe geben sollen, nur hier inflationären Gebrauch finden und dem Gesamten auch nicht mehr viel hinzuzufügen haben. Etwas straffer hätte das Drehbuch an der Stelle durchaus sein können.

Dennoch ist die Rolle der Frau und auch der vermeintlichen Unterschicht hier großartig porträtiert, sodass auch Eastwood ihm oftmals heilige Werte aufgeben muss, beziehungsweise sich auch traut, das extrem verklärte Konzept der Familie auf den Kopf zu stellen. Denn nicht jede Familie ist ideal und manche Kinder werden unbedacht, in die Welt gesetzt und dienen dann als Goldesel für den gierigen Schlund einzelner Mäuler, wenn sie eben auch Gold abwerfen. Ansonsten sind sie egal. Nun könnte man hier einfach auch eine gewisse Arroganz hineindeuten, weil das Ganze so von oben herab wirkt. Dennoch muss man einräumen, daß so ziemlich alle wichtigen Figuren nie zur High Society gehörten und dementsprechend gar keine so extrem abweichende Ansicht auf die wirtschaftlichen Interessen einzelner Individuen haben dürften. In jedem Fall ist es aber eine Deutungsfrage, weil man hier auch die als Faul karikierte, finanzielle Unterschicht in die Rolle der Täter drängt.

Wenn man jetzt fies wäre, könnte man den Spieß umdrehen und den belehrten Sexisten Frankie Dunn als Kontrapunkt in der eigentlichen Geschichte verstehen. Denn schließlich ist gerade das Ende eines, was erschreckend mutig geworden ist. So muss man sich manchmal eingestehen, daß man vielleicht einfach ab einem gewissen Punkt aufhören sollte Träumen nachzujagen, was vielleicht zur Kern-These von Million Dollar Baby wird. Denn über weite Strecken etabliert der Film das Bild eines Mannes, der eigentlich nie so richtig daran glauben möchte, daß eine Frau mehr sein kann, als eben nur eine Frau. Doch dann wird die Figur bekehrt, und muss erkennen, daß eben doch mehr hinter dem weiblichen Geschlecht steckt und vielleicht auch die eigenen Ansichten über Bord gehören. Und gerade das macht den Film so sehenswert, weil er eben das Kredo der Geschlechter nimmt, es analysiert, es umdreht und dann dabei zu einer der Lösung kommt, daß es völlig egal ist, welchem Geschlecht man letztlich angehört. Schauspielerisch wird das ganze großartig getragen, wobei das Drehbuch hier auch seinen Anteil nimmt. Denn im Kern spielt Eastwood den mürrischen alten Mann, den er eigentlich seit Jahren vom Zaun lässt. Darüber hinaus ist besonders Hilary Swank in der Hauptrolle überzeugend, weil sie das genaue Gegenteil von Eastwood verkörpert und damit einen unglaublichen Charme zu sich hat. Morgan Freeman als gewohnter Ruhepol schafft es seiner Figur und seiner Rolle als Vermittler zwischen zwei Welten in jedem Belang nachzukommen und dabei der charismatische des Gespanns zu sein.

Auch wenn man hier vielleicht zu Beginn das Abarbeiten klischeehafter Formeln erwarten kann, wird der Film spätestens gegen Ende ein ganz anderer Film sein. Million Dollar Baby ist kritisch, ohne dabei aufgezwungen zu wirken. Er ist durchdacht, ohne sich einen großen Fehler zu leisten und er spiegelt ein Bild von Amerika wider, welches erschreckend nahe an der Realität ist. Ungeachtet dessen überzeugen auch die Akteure der Geschichte und machen den Film zu einem bitterbösen Werk über große Träume und unerwartete Schicksalsschläge.

Million Dollar Baby Bewertung
Bewertung des Films
810

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