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Misery

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Misery Kritik

Misery Kritik

Misery Kritik
0 Kommentare - 26.10.2022 von ProfessorX
In dieser Userkritik verrät euch ProfessorX, wie gut "Misery" ist.

Bewertung: 4 / 5

Der berühmte Autor Paul Sheldon (James Caan), der für seine Misery-Reihe bekannt ist, möchte wieder nach new York zurückkehren, wird jedoch dort von einem Schneesturm überrascht und gerät in einen Autounfall. Glücklicherweise würd er von der ehemaligen Krankenschwetser Annie Wilkes (Kathy Bates) gefunden, die ihn wieder zusammenpflegt. Als Dank, lässt er Annie, die sich als größten Fan seiner Romane bezeichnet, sein Manuskript für den finalen Misery-Band lesen. Doch als Annie vom Tod der Hauptfigur liest, ändert sich alles schlagartig.

Film und Roman sind zwei Medien, die sich nicht selten beißen. Es gibt da recht häufig eine eher bescheidene und antiintellektuelle Debatte, ob der Umsetzung des Werkes. Heute ist das schwieriger denn je, betrachte man die Tatsache, daß durch schnelllebige Medien und die totale Vernetzung sowieso kaum ein Geheimnis lange geheim bleibt. Jeder will mitreden und jeder weiß alles. Und da gibt es dann eine Beziehung, toxischer Fankult ist ja auch seit Jahren ein sehr dominierendes Thema in Hollywood. Man gibt dem Volk, was es verlangt, oder man macht es wie Lucasfilm und handelt sich durch pseudoinnovative Ideen eine groß gespaltene Fangemeinde ein. Doch diese Art der Obsession mit einem Werk gibt es ja nicht erst seit gestern und deshalb scheint der von Rob Reiner verfilmte Roman Sie eigentlich prädestiniert, für einen Film. Wenn es einen Autoren gibt, der im modernen Zeitalter eine Bedeutung hat, dann ist das wohl Stephen King. Nicht, daß man sich als großer Experte erweisen müsste, um ihn oder auch sein Schaffen in irgendeiner Form bereits zu kennen. Mit Misery steht dabei eine, wie üblich sehr kreative Geschichte im Zentrum, die darüber hinaus auch durch einen schieren Minimalismus punkten kann. Nicht immer sind die Ideen, die ein Stephen King in seinen Romanen verarbeitet, auch Gold, doch zumindest sind sie meistens kreativ. Nun konnte man mit Sie also auch mit einer Verfilmung unter dem Titel Misery nicht lange auf sich warten lassen, schließlich konnte ja auch Rob Reiner mit Stand by Me – Das Geheimnis eines Sommers (1986) einen großen Erfolg verbuchen.

Reiner hat einen ganz bestimmten Stil, den er eigentlich auch in seinen anderen großen Werken wie etwa Eine Frage der Ehre (1992) unter Beweis stellen kann. In seinen Filmen findet sich stehts eine seltsame Ruhe. Doch während in Werken von anderen Regisseuren hier vielleicht große Langeweile auf sich warten ließe, zeigt Reiner, was er imstande ist, mit einem solchen Konzept zu tun. Die Geschichte baut sich langsam auf. Das Problem, daß zunächst eigentlich kein großes Problem darstellen dürfte, wird zum Albtraum. Gerade wenn man diese Figur der Annie Wilkes das erste Mal kennenlernt, würde man ja eigentlich erwarten, daß sie dort ist, um zu helfen. Hier spielt der Film sehr bewusst mit den Erwartungen seines Zuschauers und kann auch noch lange davon zehren. Wenn man Wilkes kennenlernt, dann denkt man zunächst, daß sie etwas aufdringlich ist. Doch was wirklich dahintersteckt, daß entpuppt sich erst nach und nach. Ein großer Vorteil ist dabei eben ganz sicher auch, daß die zugrunde liegende Geschichte tatsächlich auch etwas taugt. Denn das ist sicherlich nicht bei allen King-Werken der Fall. Der Film stellt eine Konfrontation zwischen zwei Figuren in den Mittelpunkt, die auf engstem Raum das soziale Miteinander karikieren. Natürlich überspitzt, natürlich nicht nahe an den – so hofft man – meisten Realitäten. Und dennoch spürt man die ganze Zeit diesen Druck, der auf beiden Figuren liegt. Die eine, die in einer absurden Situation um ihr Leben fürchtet und die andere, die nicht gerade darin aufblüht unter Druck zu geraten. Dabei streut Reiner immer wieder sehr komisch anmutende Momente in den Film, die aber bewusst gesetzt werden. Denn die Prämisse taugt nicht unbedingt, um wirklich wahrhaftig gruselig zu sein, ohne dabei einen Bruch drin zu haben. Und Reiner erkennt das und macht dennoch aus dem Absurden das bedrohliche.

Gerade aber auch weil die Prämisse so interessant und anders ist, lässt sie sich auch gut auf andere Zustände übertragen. Es geht ja im Kern darum, daß eine Person eine andere unter Druck setzt. Dies lässt sich auf so ziemlich jeden Bereich der Arbeitswelt übertragen. Druck ist sicherlich immer irgendwann mal da. Und man kennt das. Gerade, wenn man nicht einfach frei ist. Freiheit ist ja sowieso entweder ein unterschätztes Gut oder illusorisch. Ein Umstand, den sicherlich viele darstellende Künstler, eben auch Schauspieler nachvollziehen können. Doch ganz salopp gesagt, sorgt Reiner hier auch einfach für Spannung, weil er die totale Vereinnahmung und Absurdität in die Realität hievt. Dazu braucht es nicht etwa übertriebene Gewaltspitzen, sondern zwei großartig aufgelegte Hauptdarsteller in Form von James Caan und Kathy Bates. An dieser Tatsache lässt sich auch wieder die These belegen, daß Künstlerinnen und Künstler ihr eigenes Werk nicht nachvollziehen können. Wenn es irgendeinen Automatismus oder Knopfdruck gebe, nach welchem Kunst einfach immer großartig wäre, dann würde es keine schlechte Kunst geben. Abgesehen davon, daß es sehr wohl objektiv schlechte Kunst geben kann – nämlich im reinen Handwerk – ist hier die Frage, wie weit der Autor überhaupt mit seinen Lesern auf einer Welle reitet. Da ist diese Annie Wilkes, die einfach nicht zufrieden mit dem ist, was ihr Lieblingsautor mit ihrer Lieblingsfigur anstellt. Und dann wird eben gehandelt. So, daß das Werk mehr ist, als ein bloßes Schriftstück. Die Obsession geht natürlich hier ins Irrationale über und dennoch gelingt es dem Film relativ glaubhaft diese Form der psychischen Störung darzustellen. Da kommt es eben zur völligen Labilität.

Bates vereint diesen Wandel, daß Labile in Form von ständigen Wechseln der Stimmung. Und während man eigentlich davon ausgeht, daß der ans Bett gefesselte James Caan hier eine sehr undankbare Rolle abbekommen hat, die zur reinen Passivität verkommen konnte, gibt Caan seiner Figur eine Spitzzügigkeit, eine entnervte, aber anpassungsfähige Ader, die sich ebenfalls im Laufe des Films immer weiterentwickelt. Und das ist wahre Spannung, weil der Film das auch bitter nötig hat, wenn schon die Szenerie fast ausschließlich gleich bleibt. Indessen ist ein großes Thema auch der Glaube. Annie Wilkes ist sehr von Gott getrieben. Zumindest glaubt sie, daß sie es ist. Er erhöre sie, verstünde sie und so weiter und so fort. King rechnet hier – wie so oft – mit den Evangelikalen des ländlichen Amerikas ab und zeigt in dieser Figur vielleicht die größte Perversion dessen. Auch damit zeigt sich ein großer Kontrast, weil der von Caan verkörperte Autor ebenso ein Mann des Wortes ist. Doch im Vergleich zur Bibeltreuen Annie Wilkes, weiß er um die Fiktion hinter dem Werk. Nun darf man natürlich von der Bibel halten, was man will. Doch auch darin lässt sich eine gewisse, teils krankhafte, Obsession wiederfinden. Also in der Auslegung dieser durch fundamentalistische Gruppierungen.

Irgendwie scheint Misery ein Film zu sein, der aktueller nicht sein könnte. Obsessionen und Angstzustände, Druck und Gewalt, wie auch andere Themen spielen hier eine große Rolle. Das ist nicht gänzlich frei von Fehlern, liefert aber ein erstaunliches Psychoduell zweier großartiger Akteure, die auch durch eine unglaublich dichte Atmosphäre nie an Spannung verliert.

Misery Bewertung
Bewertung des Films
810

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