Bewertung: 4.5 / 5
Letzten Donnerstag habe ich mir "Mission: Impossible – Dead Reckoning – Teil 1" im Kino angesehen. Hier mein persönlicher Eindruck vom Film. Die Kritik enthält ein paar Spoiler, die ich aber ausgeblendet habe.
Handlung / Storytelling / Pacing / Charaktere (ein paar Spoiler vorhanden, aber die stärkeren sind ausgeblendet)
Trailer zu Mission: Impossible - Dead Reckoning Teil Eins
Eine künstliche Intelligenz hat ein eigenes Bewusstsein entwickelt, will sich selbst vor der Abschaltung schützen und stellt nun eine Bedrohung für die Menschen dar. Ethan Hunt und sein Team müssen nun zwei Schlüssel finden, mit denen man die KI entweder abschalten oder kontrollieren kann. Ethan will die KI abschalten, doch jede Regierung und jede große Verbrecherorganisation will die Kontrolle über die KI erlangen. So bekommen es Ethan und sein Team nicht nur mit der KI und dessen Helfern zu tun, sondern auch mit den Regierungen und Verbrecherorganisationen. Dies wird zu einem Katz- und Mausspiel unter Zeitdruck.
Die KI bleibt leider ein wenig blass, doch immerhin kommt die Bedrohung durch diese recht gut rüber, da die KI überall alles überwachen und kontrollieren kann, ohne dass es auffällt. Sie berechnet jegliche Handlung voraus und berechnet die Wahrscheinlichkeit und ist somit ein perfekter Schachspieler. Das führt zu gefährlichen Situationen für Ethan und sein Team und endet sogar im tragischen Tod eines Charakters. Das hat mich zutiefst erschüttert und sehr traurig gemacht.
Die Handlung ist insgesamt relativ simpel und bleibt meiner Meinung nach auch leider hinter der sehr guten Handlung der beiden Vorgänger zurück. Insbesondere „Rogue Nation“ hat in meinen Augen die beste, komplexeste und vielschichtigste Handlung der gesamten Reihe, dicht gefolgt von „Fallout“. Das Tempo des Films ist hoch, aber niemals zu hoch. Es geschieht immer irgendetwas, und ruhige Szenen mit gut geschriebenen Dialogen wechseln sich gegenseitig mit großartigen Actionsequenzen ab. Langeweile kommt dadurch niemals auf und die 165 Minuten vergehen wie im Flug.
Die Figuren, insbesondere die von Ethans Team, kommen dabei nur selten zu kurz und dürfen alle glänzen. Auch Neuzugang Grace (Hayley Atwell) ist vielschichtig und interessant und wird großartig von Atwell gespielt. Mein liebster Charakter allerdings ist seit „Rogue Nation“ Ilsa Faust (Rebecca Ferguson), nur leider kommt sie in diesem Film etwas zu kurz. Luther und Benji sind gewohnt klasse und besonders Benji lockert die Szenen immer mit gutem Humor etwas auf. Schade nur, dass Jeremy Renner nicht mehr auftaucht. Ich hatte ja gehofft, dass er nochmal mitspielen wird. Vielleicht ja nochmal im letzten Teil.
Der menschliche Helfer der KI ist ein gefährlicher Mann mit dem Namen Gabriel, den Ethan noch aus der Zeit vor seinem Einstieg beim IMF kennt. Leider bleibt auch er recht blass und man erfährt nichts über seine Motivation, der KI zu helfen. Vom Charisma und der physischen Power kommt er ebenfalls nicht an die Antagonisten der anderen Filme heran, z. B. Owen Davian (Philip Seymour Hoffmann), Solomon Lane (Sean Harris) oder August Walker (Henry Cavill).
Das Ende des Films ist natürlich offen und es geht erst mit mir "Mission: Impossible – Dead Reckoning – Teil 2" weiter.
Setting
Die Settings sind wie gewohnt sehr abwechslungsreich und wurden klasse in Szene gesetzt. Handlungsorte sind unter Anderem der Orient Express in Österreich, die arabische Wüste, Rom und Venedig. Die Aufnahmen, besonders in Österreich, sind fantastisch.
Kamera / Schnitt
Die Kameraführung ist, wie schon in den vorherigen Teilen, großartig und fängt die Handlungsorte wie z. B. Österreich und Venedig wunderbar ein. Aber auch in den Actionszenen wurde die Kamera gekonnt eingesetzt und man behält als Zuschauer fast immer eine sehr gute Übersicht über das Geschehen und ist trotzdem mittendrin dabei. Auch die Schnitte sind gut gesetzt und wirkten auf mich nicht störend.
Actionszenen / CGI
Das Sahnestück des Films sind natürlich wieder die großartigen und zum Großteil handgemachten Actionsequenzen sowie die Stunts. Ob nun Verfolgungsjagden in Fahrzeugen, der Sprung mit dem Motorrad von einer Klippe in den Alpen, die diversen Nahkampfszenen oder auch die Schusswechsel, alles ist auf höchstem Niveau und macht verdammt viel Spaß. Ganz besonders gut gefallen hat mir hier die Verfolgungsjagd in Rom sowie die gesamte Szene im Orient Express. Explosionen und Zerstörungen wirken realistisch und die CGI-Technik ist klasse. Wenn es um Action geht, kommt aktuell kein Film an die M:I-Reihe heran, außer vielleicht aktuell noch Avatar 2.
John Wick 4, der hier gerne von vielen zum Vergleich genannt wird, spielt meiner Meinung nach eine ganze Liga darunter. Warum? Weil die Actionsequenzen in John Wick 4 überzogen lang sind und sich oftmals extrem eintönig anfühlen und weil John Wick einfach alles ohne Verletzungen überlebt, selbst einen ungebremsten Sturz aus 20 Metern Höhe und etwa hundert Treffer durch Geschosse. Dadurch kommt kaum Adrenalin und Spannung auf. Bei Mission: Impossible bleibt fast immer alles etwas glaubhafter. Ethan überlebt auch vieles, aber man merkt ihm deutlich die Angst und die Verletzbarkeit an, und bei ihm merkt man halt, dass er keine Augen am Hinterkopf und keinen sechsten Sinn hat. Und genau das macht "Dead Reckoning - Teil 1" deutlich runder, besser und glaubhafter.
Tonabmsichung
Im Kino hat mir die Tonabmischung im Großen und Ganzen sehr gut gefallen. Die Räumlichkeit und das „Mittendrin-Gefühl“ sind durch die tolle Surroundkulisse klasse. Aber wie schon bei den Filmen zuvor würde ich den Ton auch hier nicht als referenzwürdig ansehen, denn da gibt es Filme wie z. B. den ebenfalls von McQuarrie und Cruise inszenierten „Jack Reacher“ oder auch „Oblivion“ von Kosinski und Cruise oder auch „Mad Max – Fury Road“, die nochmal deutlich besser klingen.
Musik
Musikalisch ist der Film sehr gut untermalt worden. Mal etwas ruhigere Musik und hier und da natürlich auch Musik in hohem Tempo während der Actionszenen. Insgesamt hat mir der Soundtrack gut gefallen.
Humor / Dramatik
Der Humor wirkt nur selten deplatziert und ist zudem auch immer wirklich witzig. Meistens geht der Humor von Benji aus, aber er trifft halt auch immer meinen Geschmack, was Humor angeht. Im Kino wurde in diesen Situationen auch immer herzhaft laut gelacht. Der Film schafft es gekonnt, Humor einzusetzen, ohne die Ernsthaftigkeit oder Dramatik zu torpedieren. Trotz des Humors ist die Handlung nämlich sehr ernst und stellenweise auch dramatisch und emotional.
Persönliches Fazit
Insgesamt ist auch "Mission: Impossible – Dead Reckoning – Teil 1" in meinen Augen wieder ein großartiger Film dieser großartigen Filmreihe, und er bracht sich vor keinem von den anderen zu verstecken. Der Film bietet eine spannende, wenn auch simple Handlung, ist abwechslungsreich und auch dramatisch und bietet wieder einmal großartige Actionszenen, die durch eine sehr gute Kameraführung perfekt in Szene gesetzt werden. Leider bleiben die KI und der menschliche Antagonist etwas blass. Auch finde ich es extrem traurig, dass ein Charakter nun gestorben ist. Aber dafür hat die Filmreihe nun auch mit Hayley Atwell als Grace einen tollen Neuzugang erhalten.
Nach dieser Erstsichtung würde ich „Dead Reckoning – Teil 1“ im Ranking der Reihe aber hinter „Fallout“ und „Rogue Nation“ einordnen, denn diese beiden sind für mich bisher die absolut besten Filme der Reihe. Aber mal sehen, wie mir eine Zweitsichtung gefällt.
Auf jeden Fall hätte ich jetzt sofort Lust auf eine weitere Sichtung und ich freue mich schon gewaltig auf „Dead Reckoning – Teil 2“, der hoffentlich wirklich noch 2024 in die Kinos kommt. Angesichts des Autorenstreiks und des nun gestarteten Schauspielerstreiks glaube ich aber nicht daran. Mag sein, dass viele Szenen schon im Kasten sind, aber ich bin sicher, es wird auch der ein oder andere Nachdreh nötig sein, wie das meistens üblich ist bei so großen Filmprojekten.
Bewertung: 9/10 Punkte
Wiederschauwert: Hoch
Nachhaltiger Eindruck: Mittel
Emotionale Tiefe: Mittel