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Monsieur Claude und seine Töchter

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Monsieur Claude und seine Töchter Kritik

Monsieur Claude und seine Töchter Kritik

Monsieur Claude und seine Töchter Kritik
0 Kommentare - 30.06.2022 von ProfessorX
In dieser Userkritik verrät euch ProfessorX, wie gut "Monsieur Claude und seine Töchter" ist.

Bewertung: 4 / 5

Das konservative und wohlhabende Ehepaar Claude (Christian Clavier) und Marie Verneuil (Chantal Lauby) haben vier attraktive Töchter. Sehr zum Leidwesen ihrer Eltern heiraten die Töchter Ségolène (Emilie Caen), Isabelle (Frédérique Bel) und Odile (Julia Piaton) den Asiaten Chao (Frédéric Chau), den Muslim Rachid (Medi Sadoun) und den Juden David (Ary Abittan). Nur noch die jüngste Tochter Laure (Elodie Fontan) ist unverheiratet und zur Beruhigung ihrer Eltern mit einem Katholiken zusammen. Doch als der Mann Charles (Noom Diawara) eines Abends zum Abendessen vorbeikommt und sich herausstellt, daß der Mann schwarz ist, versuchen Claude und Marie die Beziehung zu sabotieren.

Mit guten Herzen, so pathetisch das auch anmuten mag, versuchen sich Culture-Clash-Komödien seit Jahrzehnten daran, Themen wie Rassismus, Fremdenfeindlichkeit oder Vorurteile aufzugreifen und ihre Zuschauer eines besseren zu Belehren. Man mag das ja eigentlich nicht hören und auch Monsieur Claude und seine Töchter sollte nicht das Recht haben eine Lehrstunde in Sachen Moral zu sein. Doch genau das tut er auch gar nicht. Selbst wenn man da zweifeln mag und sich auch vielleicht zurecht, ob der ständig bedienten Stereotypen fragt, warum diese denn nun das Zentrum des Charakters ist. Auf der anderen Seite haben wir es hier mit einer elitären Oberschicht zu tun. Also mit Menschen, die vor allem einen hohen Stellenwert auf Blut und derlei Dinge legen. Da geht es dann um das Vermächtnis, um Nationalstolz, oder kurz um, um die Identität. Doch selbst wenn man die Frage stellen sollte, warum man denn nun in solchen Kreisen nach einer Lösung und der Wahrheit aller Dinge sucht, dann ist diese Auslegung der Geschichte doch recht einfach erklärt. Denn wenn man das aktuelle Zeitgeschehen beobachtet und dies vielleicht auch in einen modernen Kontext legt, dann ist es ja so, daß vor allem die Klassen Einfluss auf einen Missstand haben, die Teil des Systems sind. Denn ein System oder ein Problem löst man nur von innen heraus wirklich auf.

Trailer zu Monsieur Claude und seine Töchter

Sowas lädt natürlich ein, sich über alles Mögliche lustig zu machen. Und Komödien bewegen sich ja ohnehin immer auf einem sehr plakativen Feld, weil nirgendwo besser Unterschiede hervorgehoben werden können, als in diesem Segment des Dramas. Das gelingt Regisseur Philippe de Chauveron tatsächlich auch erschreckend gut, weil seine Pointen in jedem Moment spitzzüngig und ohne Tabus auskommen. Man erinnere sich noch an die filmische Folter Scary Movie (2000), in welcher sich die Wayans-Brüder auf sämtlichen Ebenen, über alles lustig machten. Über alles lustig machten? Nein, denn es gibt da eine marginalisierte Gruppe, die nicht wirklich von dem Gespann angepackt wurde, und das ist feige. Und genau deshalb ist dieser Film alles andere als feige. Egal ob Vorurteile über Muslime, Christen, Juden, die Hautfarbe, das Geschlecht, Identität. Jede erdenkliche Pore dieses Films ist voller Wucht. Dabei geht ein großer Teil der Witze natürlich auf Kosten des Konservatismus. Denn in erster Linie werden hier vor allem die Verhaltensweisen engstirniger Figuren, deren vermeintliche Offenheit und das Leben, daß sie nach außen spiegeln und keineswegs auf die Realität und deren Gedankengänge anzuwenden wären, karikiert. Insbesondere an der Hauptfigur von Claude ist das zu merken, der grausam darunter zu leiden scheint, daß seine Schwiegersöhne keine weißen Christen sind.

Tatsächlich ist die gesamte Laufzeit mit etwas weniger als hundert Minuten auch sehr knapp bemessen. Das schaut sich alles doch recht locker weg, wenngleich der Film gerade zum Klimax hin deutlich an Schwung verliert. Denn ein kleiner Bruch mit der Leichtigkeit, ist vor allem der Umstand einer weiteren anstehenden Hochzeit, die besonders die Väter hier im negativen Sinne vereinnahmt, Daß dabei natürlich auch alle Beteiligten ihr Übriges daran tun, daß die arme Laure Verneuil zu zweifeln und weinen beginnt ist, dahingehend dann etwas zu viel des guten. Denn zum einen reißt es den Zuschauer wirklich aus dem Film und zum anderen ist es auch als Höhepunkt des Films nicht wirklich ergreifend, denn wenn man das gesamte Werk einmal durchschaut hat, so ist alles andere dann wiederum etwas albern. Natürlich ist das nicht der Kern der Komödie, und auch im Hinblick auf die wirklich gelungenen Pointen ist das leichter zu verschmerzen. Dennoch gibt es auch den ein oder anderen Witz, der an der Stelle wirklich zu viel wird. Etwas in dieser Art im Garten zu vergraben, daß ist dann doch eine Nummer zu viel und das geht dann auch inhaltlich wirklich schon in die Richtung des oben genannten Machwerks. Davon abgesehen profitiert der Film natürlich stark von seinem Hauptdarsteller Christian Clavier, dessen schmieriges Auftreten tatsächlich stark zur Geltung kommt. Die Figuren sind natürlich keineswegs komplex, wie es in solchen Komödien auch üblich ist. Und dennoch gibt es da einige Szenen, die gerade im Zusammenspiel Pascal N’Zonzi unglaublich belustigend sind.

Natürlich sind das alles Strahlefrauen und -männer, die hier präsentiert werden, und das gesamte Ensemble repräsentiert nicht wirklich unterschiedliche Geschichten, sehr wohl aber Ideologien. Besonders im Zusammenspiel kommen die Herren hier am besten zur Geltung, weil sie keine Gelegenheit auslassen, einander verbal zu bekämpfen und sich somit vom Gegenüber abzuheben. Die Frauen sind da vielleicht etwas mehr in einer patriarchalen Stereotype gefangen, weil sie eher den emotionalen Part zugeschrieben bekommen. Das interessante jedoch dabei ist vor allem die Auswirkung des Stresses auf die von Chantal Lauby gespielte Marie Verneuil. Denn durch die Eingabe einer Depression, die für den Charakter im Vordergrund steht, und dem Umgang mit dieser, zeigt der Film vor allem die Hilflosigkeit und das Unverständnis gegenüber der Krankheit auf. Natürlich ist das immer noch ein recht stumpfer Unterhaltungsfilm, dennoch ist es bemerkenswert, wie es im Film thematisiert wird. Und die Frage ist ja eigentlich, ob der Umgang durch Herrn Verneuil, mit seiner Frau, nicht auch daraus resultiert, daß die materielle Macht, die ihn eben umgibt, auch so ein wenig entmenschlicht. Natürlich lässt der Film diese Deutung relativ offen, weil es ihm eher um das Aufzeigen und vermeintliche Abbauen von Vorurteilen geht. Dennoch war es in diesem Zusammenhang schon auffallend.

Im Prinzip wäre es leicht an der Stelle Monsieur Claude und seine Töchter als weitere Hochglanz-Culture-Clash-Komödie über die üblichen Themen zu sehen. Doch wer so denkt, der irrt. Klar ist, daß die titelgebenden Töchter nicht wirklich dazu beitragen, ein komplexes Bild zu vermitteln, klar ist aber auch, daß die Idee, den Rassismus, den es nun mal gibt, an dem Punkt anzugreifen, der ihm am meisten schaden kann, einfach nur gut ist. Darüber hinaus gibt es selten Witze, für die man sich schämen muss und vieles ist dabei sehr kurzweilig und unterhaltsam. Was vor allen an den tollen Schauspielern liegt. Daher bleibt ein überaus stimmiges Bild.

Monsieur Claude und seine Töchter Bewertung
Bewertung des Films
810

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