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Mord im Orient-Express

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Mord im Orient-Expreß Kritik

Mord im Orient-Express Kritik

Mord im Orient-Express Kritik
0 Kommentare - 13.02.2024 von ProfessorX
In dieser Userkritik verrät euch ProfessorX, wie gut "Mord im Orient-Express" ist.

Bewertung: 3.5 / 5

Amerika im Jahr 1930. Die kleine Daisy Armstrong wird entführt und obwohl ihre wohlhabenden Eltern das verlangte Lösegeld bezahlen, wird das Mädchen kurze Zeit später tot aufgefunden. Fünf Jahre später macht sich der berühmte Orient-Express von Istanbul auf den Weg nach London. Auch an Bord befindet sich der berühmte belgische Detektiv Hercule Poirot (Albert Finney). Er hat gerade einen Fall abgeschlossen und möchte die Türkei schleunigst verlassen. Im Speisewagen wird er von dem amerikanischen Multimillionär Samuel Rachett (Richard Widmark) angesprochen. Dieser erhält seit einigen Wochen regelmäßige Morddrohungen und möchte den Detektiv anwerben. Poirot lehnt ab, doch nachdem der Zug auf der Strecke im Schnee steckenbleibt und auch am folgenden Morgen noch die Leiche von Rachett gefunden wird, nimmt sich Poirot dem Fall an.

Schöne Gedanken offenbaren sich mit der Zeit, je länger man sich mit dem Medium Film beschäftigt und dann seine Meinungen entwickelt. In jüngeren Jahren wurde alles relativ ironisch, wenngleich angezweifelt werden darf, daß das ein Problem ist, was erst im Zuge der 2010er entstandene ist. Ist es nicht und war es auch nie. Doch die sogenannte Marvelisierung der Filmlandschaft, nachdem jeder Müll ironisch aufgeladen werden muss und jeder Film am besten jedweden Nonsens lang und breit in fünf Ablegerfilmen ausformuliert, ist gekommen. Es ist die Dämmerung des Verstandes. Nichts will da mehr denken und sich nur noch berieseln lassen, mit der dennoch dürftigen Legitimation, daß ein Film ja auch mal Spaß machen darf. Nun gibt es da aber auch die andere Seite, ohnehin scheint es ja im generellen Diskurs über jedes Thema heute nur noch zwei Lager zu geben, in welche man sich einteilen lassen muss, um überhaupt nicht in der Versenkung zu verschwinden. Als Klassiker gilt Mord im Orient-Expreß. Nicht nur als Roman, aber auch als Film aus dem Jahr 1974. Und das auch zurecht, wenngleich es nicht unbedingt die Sorte Klassiker ist, die ich als grandios empfinden und bewerten würde. Denn dafür ist dieses Werk meines Erachtens an manchen Stellschrauben durchaus zu britisch gehalten. Das meint vor allem die Darstellung von Hercule Poirot, der hier irgendwie relativ cartoonesk daherkommt.

Das erinnert natürlich so ein wenig an die großen Detektive jener Zeit. Also zumindest einer von ihnen fällt sofort ein, wenn man sich mit diesem Poirot befasst. Peters Sellers, der so der Prototyp dessen war, was Leslie Nielsen später wurde und mit Der rosarote Panther (1963) eine Leistung abgab, die sich vor allem über völlige Selbstüberschätzung, gepaart mit endloser Idiotie definierte. Und so ein wenig zieht sich diese Herangehensweise auch durch Sidney Lumets Werk, da auch Albert Finney hier zu Teilen eher zu Späßen aufgelegt ist, als den Ernst der Sache beizubehalten. Ja, daß mag britisch sein und auch vielleicht sogar der Vorlage geschuldet. Dennoch ist es für diese Vorlage, für den Fall und das Grauen, was er aufdeckt, auch gerade im Hinblick auf die Moralfrage, die ja zum Ende hingestellt wird, eher unpassend. Nun muss man sagen, daß dieses Werk ohnehin auch einiges anders macht, als die spätere Verfilmung durch Kenneth Branagh. Es handelt sich hierbei nämlich um einen Film, der auch das Grauen zum Ursprung hat und dem Zuschauer in wirklich schaurigen Bildern verdeutlicht, was das Mordopfer getan haben muss, um dieses Ende nach Meinung der ein oder anderen Person zu verdienen. Und ja, generell schafft der Film eben auch jene Atmosphäre, nach welcher sich die Frage gestellt werden muss, wer genau jetzt für das Malheur verantwortlich ist. Es ist spannend, weil die Abgründe, die sich da auftun, durchaus an die Nieren gehen. Und vielleicht ist das dann sogar ein sehr großer Vorteil dem Remake gegenüber, weil man ja durchaus schnell eins und eins zusammenzählen kann und selbst wenn nicht, irgendwie eine Verbindung zwischen Vergangenheit und Gegenwart aufbauen muss, weil der Film das natürlich immer wieder thematisiert.

Und ja, Mord im Orient-Expreß handelt eben von jener Moralfrage. Es ist eine Frage, die natürlich immer diskutabel ist und mit der man sich im besten Fall, gar nicht erst befassen möchte. Ich meine, wer möchte schon über Leben und Tod entscheiden? Das ist universell und jetzt auch nicht zwingend eine große Erkenntnis, darauf zu kommen, daß das eben ein ethisches Desaster darstellen kann. Unterdessen macht auch dieser Film genau das, was das Remake zu tun vermochte und lässt die Crème de la Crème des internationalen Films auf den Zuschauer los. Und das funktioniert, wenngleich nicht alle Figuren ausdefiniert werden und manche gar eben nur so formelhaft bleiben. Auch das könnte aber der Vorlage geschuldet sein. Dennoch, allein wenn man sich die Namen auf der Zunge zergehen lässt, von Lauren Bacall, Ingrid Bergman, Sean Connery, Michael York, über Anthony Perkins bis hin zu Vanessa Redgrave. Das hat einfach eine Wirkung. Es ist albernes Fangetue, ja. Man sollte das immer separiert betrachten. Doch es funktioniert, man kann sich an den Figuren nicht sattsehen, weil sie eben von einem wirklich bedeutsamen Cast verkörpert werden und dadurch eben eine gewisse Gravitas mit sich bringen. Auch im Hinblick auf die sehr intime Inszenierung durch Lumet unterstreicht der Film nochmal wie wichtig das Schauspiel hier ist und es hat eben auch etwas tragend theatralisches, was dieser Film da in den Mittelpunkt rückt.

Einer Tradition folgend, die wahrscheinlich der Vorlage entstammt, aber auch so ein bisschen das Problem vieler Filme der Vergangenheit darstellt, ist Mord im Orient-Expreß ein relativ langsames Werk. Vieles davon, was der Film so erzählen möchte, ist durchaus sehr gemütlich erzählt und es hat auch den Anschein, als vertiefe er die Figuren, ohne dabei besonders eine in den Fokus zu rücken. Das sind vor allem stilistische Probleme, die eben ein Kind dieser Zeit ausmachen. Das ist vielleicht ein wenig unfair, aber insgesamt hat man doch den Eindruck, der Film könne durchaus schneller auf den Punkt kommen, wenn es um einzelne Details geht. Auch fehlt es Poirot hier ein wenig an moralischem Beistand und Figuren, die so wirklich auf seiner Seite stehen. Als Einzelkämpfer mit stark exzentrischen, gar leicht autistischen Zügen funktioniert die Figur aber dennoch sehr gut.

Ein Film von Stars über Stars, mit einer grausamen Wahrheit und einer wirklich interessanten Moralfrage ist Mord im Orient-Expreß. Es handelt sich sicherlich um einen gelungenen Film, der durchaus aber seine Probleme im Pacing hat. Kompensiert wird das hier durch die Atmosphäre und die genannten Schauspieler.

Mord im Orient-Express Bewertung
Bewertung des Films
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