Bewertung: 5 / 5
Review 200!
Also was ganz was Besonderes: So etwas wie die Werthers Echten unter den Filmreview von Moby: Sowohl nostalgisch verklärt als auch nüchtern distanziert.
Also gut, los gehts, das wird eine sehr lange und ausführliche Nabelschau, inklusive auch der Besprechung des Franchises an sich :-)
Ich muss als allererstes was zu meiner filmischen Sozialistaion loswerden, damit der Leser versteht, woher ich komme und wohin ich gehe (wie bei Better Call Saul, ist das Langsame das Ziel). Als Kind der zweiten Hälfte der 1970er bin ich ja quasi prädestiniert, 1980er und damit auch Arnie-Fan zu sein. Ich bin dann aber tatsächlich eher mit den Filmen, die damals halt im öffentlich rechtlichen oder auf Video liefen, aufgewachsen, das waren zumeist ältere Filme, so die 1960er und 1970er Kracher Marke Peckingpah, Eastwood, McQueen, Redford, Newman, Belmondo, DeFunes, Spencer, Hill, Ford, Wayne, Weissmüller, Truffaut, Quinn, Douglas, Tracy, DeSica, Fellini, Caine, Bogart, Robinson, Hitchcock, Lean, Leone, Marx Brothers, Chaplin, Keaton, Wallace, und nicht zuletzt türkische Filme, alles querbeet und alles recht alt. Ich erinnere mich, dass meine Klassenkameraden damals komplett auf ET abgefahren sind, und als ich den Film gesehen habe, konnte ich da irgendwie keine Magie oder sonstwas entdecken. Ich erinnere mich, wie alle Zurück in die Zukunft abgefeiert haben, und als ich im Kino war, fand ich den wirklich ganz gut. Ich erinnere mich, wie alle die Star Wars Filme abfeierten (ja, für mich zhlt das irgendwie auch zu den 1980ern, da ich persönlich die 1970er als investigativen letzten Aufschrei des intelligenten Kinos abgespeichert habe) und ich habe den Film gesehen und gedacht: Irgendwie mag ich die alten Schwarzweiss Flash Gordon Serials besser. tatsächlich gab es da diesen einen Film, den ich wirklich gut fand: The Goonies.
Aber sonst war alles, was ich in den 1980ern als Kind aus den 1980ern gesehen habe irgendwie den früheren Werken immer unterlegen: Rocky 3 und 4 waren Witze im Vergleich zu Rocky 1 und 2. Es wäre nicht so, dass ich es nicht probiert hätte, aber gefühlt waren die 1980er Filme irgendwie inhaltlich teurere Videopremieren im Vergleich zu den alten Filmen. Vielleicht hatte ich ja Glück, aber wenn ich beispielsweise den City Hai sehe und ihn mit den Italo Mafia-B-Reissern der 1970er mit Franco Nero oder gar einem damals kompletten Nobody Mario Adorf ansehe, dann verliert der Schwarzenegger haushoch. Das waren allesamt irgendwie schlecht choreografierte aufgemotzte Schäbofilme, die aber jeder irgendwie sehen wollte. Die Filme der 1980er, die ich wirklich gut fand, solche Werke wie Southern Comfort oder Ausgelöscht, schienen zunehmend Überbleibsel der 1970er zu sein und eher auszusterben. Statt kernigen gebrochenen Kerlen in semi-melancholischen Filmen hatten wir plötzlich Kerle ohne Mimik, die alles kaputthauen, ohne mit der Wimper zu zucken (looking at you Chuck Norris).
Und damit sind wir auch bei Schwarzenegger: Wie gesagt ich kannte von dem seine Conan Filme (hauptsächlich den unsäglichen zweiten Teil), City Hai, Phantom Kommando und eben Terminator. Die ersten drei Filme waren alle schon damals nicht das Gelbe vom Ei, ganz unabhängig davon, dass er vor allem in City Hai eine komplette Fehlbesetzung war (geile Mucke hin oder her), und in Terminator konnte er komplett überzeugen, jedoch als Bösewicht. Als also Preadtor rauskam, war ich nicht sonderlich erpicht, den Film unbedingt zu sehen, auch nicht - oder war es sogar erst recht nicht - als alle anderen meinten, der wäre so geil. Die Leute, die das sagten, waren nämlich auch die Leute die sagten, ein sprechendes Auto, das für Recht und Ordnung sorgt, wäre die ultimative Serie. Damit konnte ich auch nie was anfangen. Hinzu kam, dass etwa zeitgleich ein anderer Film mich deutlich mehr ansprach: Die Reise ins ich. Jenes Remake des 1960er Klassikers mit Dennis Quaid ist eigentlich heutzutage keine Erwähnung mehr wert, aber die beiden Filme (Predator und Die Reise ins ich) konkurrierten damals für den Oscar für die besten SFX, und ich erinnere mich noch, wie ich dem letzteren die Daumen gedrückt habe.
Irgendwann hat sich Arnold aber tatsächlich bei mir rehabilitieren können: Red Heat, Total Recall, Last Action Hero und Zwillinge, so dass ich Predator dann tatsächlich eine Chance gab. Und ja, richtig gelesen, terminator 2 ist hier NICHT auf meiner Liste, da ich den einfach dem ersten Teil inhaltlich, inszentaorisch und von der Konsequenz her schon immer als schwächeres Remake angesehen, egal wie geil die Effekte nach wie vor sind, egal wie bombastisch alles im Vergleich aussieht, die nackte Panik, die es gelingt, im ersten Teil aus jeder pore auszuströmen gibt es in Teil 2 niemals. Aber wie gesagt, da hatte ich schon immer anscheinend ein anderes Wertungssystem.
Und während alle meine Freunde, mit denen ich den Film auch heute noch manchmal schaue, genau die berühmt berüchtigten Szenen abfeiern: Kontaaaaaakt!! Babababmmmmmmmm-Powpowpowpow. AAAAAAAAAHHHHHH. Du bist so häßlich. Wenn es blutet usw.. Wer kennt sie nicht - sehe ich tatsächlich einen Film, der oberflächlich zwar alle diese Klischees bedient, aber sie in jeder Szene auch wieder unterläuft. Das fängt schon mit der Begrüßung Weathers Schwarzenegger an, geht über das sinnlose Wegballern des Dschungels. Hier werden ein paar Großkotze mal schön so richtig klein mit Hut gemacht.
Das ist so ähnlich wie Beim Sterben ist jeder der Erste (nur waren es dort halt nur überhebliche Großstädter) oder eben der bereits erwähnte Southern Comfort (der allerdings dann doch auch offensichtlich tiefer in die Materie geht und auch deutlich ambivalenter ist), nur halt auf Testosteron und mächtig viel Steroide. Und eben mit etwas, was die meisten 1980er Filme eben auch auszeichnet, und was die meisten Kids der 80s irgendwie immer verleugnen und nicht wahrhaben wollen, da damit ihr eigenes Weltbild komplett auf den Kopf gestellt würde: die inhärente Homoerotik.
Und damit ist dieses Review da, wo er von einigen hier gehasst werden wird :-D
Man muss das so sehen: Diese Filme sind Filme von Leuten, die genau wissen, wie sie Filme zu drehen haben, aber auf Grund von Vorgaben von oben (hier kann man verschiedene Adressaten einfügen) eben nicht dürfen, und so wird subversiv immer wieder etwas angedeutet, was aber nie wirklich bedient wird. Zumeist sind das Elemente, die eben für ein mündigeres, erwachseneres Publikum gedacht sind (man darf nicht vergessen, Predator ist kein Kinderfilm, sondern geht zumindest auch in Richtung Erwachsener, selbst in den USA), also Leute, die sich auch ein bißchen mit ihrer sexuellen Identität befassen, da jetzt einen haufen nassgeschwitzter durchtrainierter Athleten zu sehen, die zudem auch noch halbnackt durch den Dschungel getrieben werden, wer da nicht an Bo Derek und Tarzan denkt, der denkt auch bei Siegfried und Roy nur an weiße Tiger.
Das ist jetzt nicht Stänkern oder so, sondern eine Eigenheit, was eigentlich die meisten großen Dualitätsgeschichten sich eigen nennen: Wenn wir ein Duell zweier gestandener Figuren gleichen Geschlechts haben, dann ist die Geschichte immer dann am Fesselndsten, wenn sie sich sehr ähnlich sind, eigentlich Freunde sein könnten, oder jeweils die andere Seite einer Medaille sein könnten. In vielen Fällen wird der sexuelle Aspekt umgangen, indem die beiden Kontrahenten einfach mal Brüder sind (Kain und Abel), aber wenn sie eben nicht blutsverwandt sind, kann man immer (sozusagen fast ausnahmslos) auch die Interpretation einer gewissen Zuneigung hinein interpretieren. Das ist bei Gilgamesh so, das ist bei Ben Hur so, das ist bei the Killer so, das ist sogar bei Face Off so: Wenn Travolta mit Travoltas Frau schläft, hat das beim gemeinen heterosexuellen männlichen Zuschauer immer auch eine unbehagliche Subnote, denn indem der Bösewicht die Frau des Helden knattert, ohne dass sie weiss, was ihr widerfährt, und ihr das auch noch besonders gefällt, dann hat das gleichzeitig auch den Subkontext, dass der Bösewicht damit eigentlich den Helden genommen hat. Dieses archaische Denken geht sogar noch weiter: wenn er dir dein Kind nimmt, ist es irgendwie auch dasselbe. Beides Elemente, die in Face Off mehrfach bedient werden. Das ist nicht nur Begierde und Liebe, das ist auch Macht.
Und genau das spricht Predator eben auch an, und zeigt die komplette Machtlosigkeit der gelackten Männlichkeit und ihre Verletzlichkeit im Angesicht der trauten Gemeinsamkeit. Und mit der Frau, die da in dieses Gefüge platziert wird, wird diese Vertrautheit nochmal komplett irritirt bis gestört, denn plötzlich wird sie erstmal als Fremdkörper angesehen, der Unruhe rein bringt. Und obwohl diese Frau im weiteren Verlauf eben nicht gefährlich ist, ist sie doch trotzdem da, und alleine dadurch ist das Band der Männer auch der Zerstörung ausgesetzt. Und am Ende haben wir einen Mann und eine Frau - "its a classic, we call it a classic" (Franz Beckenbauer)
Aber es ist eben nicht nur die sexuelle Konnotation (Homoerotik, Impotenz, Mann/Frau), es ist tatsächlich auch die Inszenierung, die Überhöhung, die Schauspielführung (im Grunde genommen war ein hölzerner Schauspieler nie besser als Arnie in diesem Film) und eben auch die Art und Weise, wie der Gegner eingeführt, weiterinszeniert und ins Bild gesetzt wird. Das ist allererste Sahne, und das hat danach auch keine weitere Inszenierung mehr so in den Griff bekommen, dont show, frighten!
Alles an dem Film ist perfekt, die Inszenierung als Söldneraction, welche später zu etwas völlig anderem wird, und damit einen kompletten Bruch im Film verursacht und trotzdem noch genauso weiter funktioniert, die Verzweiflung der Beteiligten und ihre Ohnmacht, und das Ende, welches eben kein Happy End ist, welches eben keinen strahlenden Helden zurück lässt, welches damit auch noch dem letzten Dämlack eigentlich sagen will, dass Krieg ein dreckiges Geschäft ist und es eigentlich eben nicht die He-Man Figuren in echt gibt sondern nur Wracks mit PTBS.
Aber all das ist nicht das, wofür der Film gefeiert wird, sondern eben für seine Kernigkeit, für seine unglaublich coolen Machismo, für die Sprüche, für die Action, für das Spektakel - und auch das ist völlig legitim, denn er liefert das ja eben auch voll mit ab - dabei ist er wahrscheinlich näher dran an Apocalypse Now als an die Braddock III, auch tatsächlich in der Art, wie er von manchen Fans wahrgenommen wird.
Nur eine sache noch: Ursprünglich war in der Kinofassung noch nicht zu sehen, dass am Anfang ein Ufo auf der Erde landet, so dass man tatsächlich erstmal ins kalte Wasser geschmissen wurde, diese nachträgliche Änderung empfinde ich wie die Walkie Talkies in ET und Han Shot First oder Leia küsst Luke nicht auf den Mund als unnötige Verschlimmbesserung, aber who am i?
9-10 Punkte, ich gebe mal 10
Nun denn, die Fortsetzungen, in aller Kürze mal schnell abgehandelt:
Predator 2:
tatsächlich macht der Film sehr viele richtig: Er ist nicht bloße Kopie, sondern verlagert und erweitert die Geschichte sinnvoll, gibt Antworten zum Predator und gibt so auch eine Marschrichtung für etwaige Fortsetzungen vor, die allesamt mach- und brauchbar wären. Er lässt Arnie bewusst außen vor, da dessen geschichte auserzählt ist und lässt den Predator tatsächlich auf einen urbanen gegner treffen (Glover), der Machismo ist weg, dafür kommen hier einige satirische Elemente mit rein und der Film nimmt sich selbst nicht ganz so ernst. Sehr passable und gelungene Fortsetzung eines Franchises, welches uns zeigt, dass nur weil der erste Teil eines Franchises mit Arnie funktioniert hat, dass die Fortsetzungen nicht immer auf ihn setzen müssen (ich schiele auf dich Terminator).
8 Punkte
Predators
Das ist ein völlig okayer Film, nicht mehr nicht weniger, und damit der ersten beiden teile einfach unwürdig, sowas um 5 Punkte
The Predator (Der Shane Black regiegeführte)
Der Shane Black mitgespielte ist da natürlich deutlich besser. Ich weiss beim besten Willen nicht, was Black hier geritten hat, wie hier was für Figuren welche sprunghaften Entwicklungen durchlaufen, wie hier Actionszene an Szene gereiht wird, wie hier keinerlei Panik aufkommt sondern nur höher dümmer lächerlicher zelebriert wird, lässt jegliche Ambitionen im Keim ersticken. Irgendwas um 3-5 Punkte, je nachdem wie besoffen ich war.
AvP
Keine Ahnung, aber ich mag den, auch wenn der eigentlich ne komplette Gurke ist, aber er macht Spass: 6 Punkte
AvP2
Noch weniger Ahnung, aber das ist wirklich unetririrdisch, 1-3 Punkte, je nachdem in welcher Kotzpfütze ich erwache
Prey
Tja, hier muss ich wohl wieder etwas länger ausholen. Das Setting ist sehr gut, die bildliche Umsetzung und einige Kompositionen sind super, aber nur weil eine Frau die Hauptrolle spielt, muss man den Film nicht über den Klee loben. Wir haben eine Protagonistin, die genausogut eine Antiheldin sein könnte, da sie auf ihren Bruder neidisch ist und ihm nichts gönnt, eigentlich seine Rolle innehaben will. Dann weiss sie immer alles besser (ein bißchen der Mary Sue Effekt), und sie stürzt sich immer wieder in irgendwelche unnötigen Kämpfe. So jemand gehört eigentlich nicht auf die Titelseite. Dass sie am Ende auch nicht wirklich trauert sondern sich feiern lässt, lässt auch gewisse Rückschlüsse auf die Schreiber und Filmschaffenden und ihre Ziele zu. Außerdem wird der Fehler begangen, dass der Predator obwohl nicht im Titel genannt eigentlich sofort eingeführt wird, so dass hier auch keine unterschwellige Horroratmosphäre auftauchen will. Und tatsächlich ist dieser Predator auch im Vergleich zu anderen Filmversionen wirklich ein Hohlkopf. All das ändert aber tatsächlich nichts daran, dass der Film tatsächlich sehr kompetent umgesetzt ist, Spass macht beim Schauen, angenehm knackig und nicht zu lang ist, sowie auch noch zilisationskritische Aspekte mit reinnimmt. In der Filmreihe ist er ein durchaus würdiger Teil, der nach dem zweiten Teil auf Platz drei bei mir landet. ich hätte ihn schon gerne im Kino gesehen, sowas um 6-7 Punkte
Allgemein noch abschließend: Predator 1 und 2 sind beide ziemlich gut und waren für mich immer ein Doppelpack,mit einem extrem explosiven Einstieg und einem eigenwilligen aber trotzdem sehr guten Nachfolger. An diese beiden Filme wird kein dritter anknüpfen können (Stand jetzt, Herr Kovac!), aber das sollte auch nicht Ziel sein, sondern gute und brauchbare Filme, die das Franchise sinnvoll erweitern. Das ist durchaus gegeben, dieser Ansatz ist mit Prey gemacht, der Mensch hat so viel Schlimmes angerichtet, dass dort historisch immer mal ein Predator mitmischen könnte, ist durchaus ein gangbarer Weg für das Franchise...