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Ratatouille

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Ratatouille Kritik

Ratatouille Kritik

Ratatouille Kritik
0 Kommentare - 20.01.2024 von ProfessorX
In dieser Userkritik verrät euch ProfessorX, wie gut "Ratatouille" ist.

Bewertung: 4 / 5

Die Ratte Rémy (Patton Oswalt) ist anders als seine Familie. Statt Müll zu fressen, träumt er davon Delikatessen zuzubereiten und zu genießen. Immer auf der Suche nach erlesenen Zutaten gerät er in eine Sterne-Küche und sorgt infolgedessen dafür, daß sein gesamter Clan fliehen müssen. In der Kanalisation verliert Rémy seine Familie aus den Augen und muss sich von nun an alleine durchschlagen. Als er an die Oberfläche zurückkehrt, findet er das Restaurant seines verstorbenen Meisterkoch-Idols Auguste Gasteau (Brad Garrett). Bei einem ersten Blick in die Küche beobachtet er wie der tollpatschige Küchenjunge Linguini (Lou Romano) eine einfache Suppe ruiniert. Das kann Rémy nicht auf sich sitzen lassen und so rettet er die Suppe mit raffiniert kombinierten Gewürzen. Dabei wird Linguini entgegen der Erwartungen wird Linguini danach nicht gefeuert, sondern befördert und soll nun sein Talent zeigen. Linguini lernt bald auch Remy kennen und die beiden beginnen eine geheime Partnerschaft.

Was waren das für Zeiten, in denen Pixar-Filme noch eine Bedeutung hatten? Sicherlich, daß war thematisch immer ein wenig banal, ist bei Disney eben so und so ist es auch in Ratatouille wieder diese wohlige Happy End-Phantasie, nach welcher irgendwie die Familie im Mittelpunkt steht, eine Freundschaft und der soziale Aufstieg. Alles eben so naiv, daß es gerade für Kinder reichen sollte. Nicht immer kommt man da mit, nicht inhaltlich, was vor allem daran liegt, daß der Film zumindest in den Zwischentönen und Interaktionen der Figuren sehr viel vermissen lässt. Es dauert da gefühlt eine Ewigkeit, bis dieser sich anbahnende Konflikt sich entlädt und zu einer wahren Kettenreaktion führt, nach welcher die Figuren eine Lawine über den Protagonisten hereinbrechen lassen. Klar, Kinderfilm, schlicht gehalten. Aber müssen Kinderfilme schlicht sein? Oder gibt es überhaupt so etwas, wie einen Kinderfilm. Man blicke ja nur mal nach Japan, wo dann Regisseure wie Hayao Miyazaki oder Makoto Shinkai den Zuschauer mit schwerwiegenden Themen konfrontieren, die zwar im vermeintlichen Kinderfilm verpackt sind, aber alles andere als Kinderfilme sind. Und dieses Verständnis wird Disney als selbsternanntes Familienunternehmen nie so richtig bekommen, wenngleich es auch Zeiten gab, in denen Disney härter war, als sie es heute sind. Und dann ist da eben dieser Ratatouille, der zwar durchaus recht komplizierte Beziehungen zeichnet, aber zu keinem Zeitpunkt wirklich komplex ist.

Trailer zu Ratatouille

Dabei wäre das so schön gewesen, trägt der Film doch eigentlich sehr spannende Fragen in sich. Es sind vor allem die Gegensätze, mit denen Regisseur Brad Bird den Zuschauer gleich zu Beginn konfrontiert. Eine Ratte in einer Küche, der Albtraum aller Menschen, die vom Essen etwas halten. Natürlich versteckt sich darin auch ganz subtil und wirklich sehr oberflächlich eine Parabel über Fremdenhass, wenn man so will. Die Ratten, daß Ungeziefer, daß keinen Platz an den großen Tafeln hat und das ist ja durchaus sehr intelligent konstruiert, wenn man mit Rémy, dem Meisterkoch, die Kombination beider Welten hat und dann wiederum einen Menschen, der zu nichts taugt. Im Prinzip bahnt sich hier so eine Art Buddy-Film an, nach welcher das ungleiche Duo wirklich zusammen finden muss. Und das ist kreativ, nicht besonders tiefgründig, aber in jedem Fall eine sehr clever konstruierte Geschichte. Allgemein gelingt es Bird hier auch eine Menge sehr einprägsamer Charaktere in die Geschichte zu integrieren. Man fragt sich natürlich retrospektiv, was mit Pixar geschehen ist. Schließlich kann das Studio seit Jahren nicht mehr an alte Erfolge anknüpfen. Das liegt nicht etwa an den Geschichten, wenngleich diese auch banaler geworden sind. Irgendwie stimmt aber in diesem Fall noch so einiges. Weil die Figuren Spaß machen, weil die Prämisse viel Raum für Interpretationen lässt und weil es nicht komplett zu Banalitäten verkommt. Denn auch hier wird der Zuschauer tatsächlich noch mit einer Art antagonistischer Kraft, einem clever ineinander verzahnten Konflikt herausgefordert. Zwar nicht besonders stark, aber immerhin.

Und dann ist es natürlich der Leitspruch, „Jeder kann kochen.“ Auch da lässt Bird natürlich wieder die kompletten Gegensätze aufeinander, indem er den offenkundigen Nichtskönner als Sohn des wohl talentiertesten Kochs Frankreichs outet. Das ist vielleicht auch intelligenter, als man meinen mag. Und immerhin, man muss es ja wirklich zugutehalten, daß der Film nicht grundsätzlich eine Definition seiner Hauptfigur über die Eltern, insbesondere den Vater sucht. Aber zurück zum Leitspruch. Dieser ist eigentlich auch eine recht interessante Metapher und lässt sich spielend leicht umdeuten. Vielleicht ist es zwar nicht so, daß es jeder kann, aber Geschmäcker sind ja immerhin verschieden. Und eigentlich lässt sich das, was Ratatouille so anspricht, auch ganz gut über die Filmwelt sagen. In dieser sind es eben auch häufig sehr snobistisch anmutende Kritiker, die glauben, sie verstünden Film. Eine ähnliche Allegorie verwendete Jahre später dann auch The Menu (2022). Es geht hier darum, daß nur weil etwas einfach und schlicht ist, es nicht zwangsläufig auch einfach und schlicht gewertet und verstanden werden muss. Schließlich ist das titelgebende Gericht auch keines, was der High Society verspeist wird. Natürlich sprechen wir hier aber insgesamt auch rein über Stereotypen, ohne die sich diese Kritik am Konsumverhalten ja nicht äußern ließe. Der Film beweist, daß große Kunst nicht anspruchsvoll sein muss, besser gesagt vermeintlich anspruchsvoll. Was ist auch schon anspruchsvoll? Ein Film, der ein schweres Thema anscheidet? Ein Film, der relativ verschachtelt auf eine ganz eindeutige Kritik hinauswill? Oder ein Film, der eigentlich nur unterhalten will? Der Konsens ist ja da nicht gefunden und im Prinzip wirft der Film damit gekonnt Fragen in den Raum, die das vermeintlich Intellektuelle Kritikertum erst einmal beantworten muss.

Insgesamt leidet Ratatouille zwar daran, ganz besonders zur Mitte hin, nicht wirklich mehr mit den eigentlichen Themen hinterherzukommen, aber gerade durch das Finale macht der Film diesen Fehler wieder wett. Auffallend ist auch Birds Liebe zur Underclass. Nun weiß man als Zuschauer nicht wirklich, wie es um Linguini finanzielle Situation steht. Man weiß nur, daß er nun Vollwaise ist und in einem Restaurant arbeitet. Und dadurch wird klar, wie viel Respekt Bird dieser klassischen Handarbeit entgegenbringt, weil er das zum Finale hin auch aufdröselt. Es ist dann nicht einfach nur Liebe zum einfachen, sondern hat Bedeutung, weil es auch den Kritiker erinnert, woher er eigentlich kommt, insofern gleicht Anton Ego sogar Rémy und auch Linguini.

In früheren Zeiten, als Pixarfilme noch Bedeutung hatten, war Ratatouille, ein Film, der mit der Oberfläche erstaunt und sich mit der Substanz dahinter den Respekt der Zuschauer verdient. Es ist ein absurder, kreativer Ritt und gleichzeitig eine interessante Kritik an snobistischem Gehabe und dem Verständnis von Kunst. Ob man dem grundsätzlichen Kredo nun zustimmt oder nicht, erweist sich dieser Film aber auch als Vertreter für die Arbeiterklasse, die sonst so wenig Respekt im Mainstreamkino erfährt.

Ratatouille Bewertung
Bewertung des Films
810

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