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Ring

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Ring Kritik

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Ring Kritik
0 Kommentare - 22.10.2023 von ProfessorX
In dieser Userkritik verrät euch ProfessorX, wie gut "Ring" ist.

Bewertung: 3.5 / 5

Einem Mythos folgend gibt es ein Videoband, nach dessen Sichtung alle einen seltsamen Anruf erhalten, der ihnen sagt, daß sie innerhalb von sieben Tagen sterben werden. Nachdem die junge Becca (Rachael Bella) stirbt, bittet ihre Familie ihre Tante, die Reporterin Rachel (Naomi Watts) Nachforschungen anzustellen. Die Mutter des kleinen Aidan (David Dorfman) glaubt nicht an einen gewaltsamen Tod, bis sie in den Besitz des Videobandes gelangt.

Für jemanden, der das Original nicht kennt, ist es vielleicht schwierig, die Probleme, die dieses Werk hat in Gänze anzusprechen. Denn diese könnten ja aus dem Original stammen. Geistergeschichten, wie lächerlich. Ja, da ist dann irgendeine böse Macht, die offenbaren soll, daß es Verbindungen zwischen dem Diesseits und dem möglichen Jenseits gibt. Das ist natürlich irgendwo originell. Gerade wenn man dies, wie es Ring tut, auch mit der Technik verbindet. Nun ist eine Videokassette schon lange nicht mehr modern und jüngere Generationen werden sich fragen, was das ist. Ältere werden sich weniger nostalgisch daran zurückerinnern, was für ein Ärger das war, die Dinger aus dem Rekorder zu holen, wenn der Film sich mal verhakte. Und da Geister ein alter Mythos sind und auch Kassetten und Videos langsam aussterben, hat dieses Werk Ring natürlich etwas sehr Altmodisches an sich. Das muss nichts schlechtes heißen und tut es in dem Fall auch nicht. Wenngleich das natürlich auch alles sehr lächerlich ist, wenn sich ein Fernseher einschaltet und so weiter und so fort. Die gesamte Prämisse ist mit Verlaub gesagt sehr dumm. Natürlich darf man das gruselig finden, doch Grusel funktioniert eigentlich nur in ganz wenigen Fällen. Und auch hier muss man sagen, daß die plumpen Effekte, die Regisseur Gore Verbinski auf den Zuschauer loslässt, doch die albernsten sind.

Die meisten Horrorfilme, damals wie heute, funktionieren ja primär durch Atmosphäre, einem Gefühl des Unbehagens, indem die gesamte sich offenbarende Welt eigentlich ein trostloses Dilemma darstellt. Zu weiten Teilen fühlt sich der Film dabei auch gar nicht so sehr nach Horror an, sondern entwickelt sich zu einem durchaus sehr spannendem Thriller. Ein Film ist es, der irgendwie für den Tod von jungen Menschen verantwortlich ist. Und ab da zeigt sich, daß das alte Klischee, daß alle Menschen in Horrorfilmen Idioten sein müssen, gar nicht mehr stimmt. Nicht alle sind es. Und das Wunderbare an dieser Suche nach der Wahrheit ist, daß der Film sie natürlich metaphorisch verankert. Zum einen wird dem Zuschauer eben eine wahrheitssuchende präsentiert. Journalistin halt, zumindest im Film noch voller Edelmut. Dann wiederum geht es viel um die visuelle Wahrnehmung von Dingen. Auch da könnte sich eine weitere Ebene eröffnen, weil es natürlich für einen Film eine brillante Metapher ist, wenn hier mit Realität und Fiktion gespielt wird. Das zeigt sich dann auf gefundenen Videobändern, die irgendwie sehr seltsam anmuten. Und dann entsteht die Obsession. Nicht nur die der Journalistin, sondern auch vom Zuschauer. Da werden dann eben gekonnt zwei Welten gegeneinander ausgespielt. Für die eine ist es keine Unterhaltung, sondern eben die Suche nach der Wahrheit und die Lösung eines Problems. Und für den Zuschauer geht es hier um ein fast schon naives Geheimnis, daß man lösen kann, vor dem man sich in Ehrfurcht verstecken könnte.

So ein bisschen irritierend hingegen wirkt dann die Geschichte um das kleine Kind Aiden, die wohl auch eine freie Erfindung des amerikanischen Remakes ist. Nun hat es ja wohl inzwischen schon jeder gesagt, daß es sich dabei um eine Kopie von Cole Sear aus The Sixth Sense (1999) handelt und dem ist dann nichts mehr hinzuzufügen. Man merkt auch besonders dadurch, daß ein sehr melodramatischer Touch über dem Film schwebt. Das könnte natürlich auch im Original begründet sein, weil japanische Filme häufig dazu neigen, melodramatisch zu sein. Hier und da wäre es durchaus auch weiterhin sinnvoll über die Neuerungen und Änderungen von Ring im Vergleich zum Original Ringu (1998) zu sprechen. Da wird dann tatsächlich das Geschlecht der Person geändert, die für den Mord am eigenen, besser gesagt am adoptierten Kind verantwortlich ist. War es im Original noch der Vater, der das Kind tötete, ist es in diesem Fall die Mutter, die für den Tod ihrer Adoptivtochter verantwortlich ist. Und das ist schon eine große Änderung. Betrachtet man also nur mal das Geschlecht, dann entwickelt sich der wahre Horror hier allein durch die Mutter. Sicherlich, Mord und im besonderen Mord am eigenen Kind ist abscheulich und sowieso indiskutabel. Aber darüber hinaus erfüllt ja eine Mutter auch eine metaphorische Funktion. Zumindest, wenn man sich dem künstlerisch nähert. So hat die Mutter in der Regel die Bedeutung, für die Empfängnis und die Geburt, also die Erschaffung neuen Lebens zuständig zu sein. Das ist ja fast schon gottgleich. Und der Horror dessen ist dann, daß die Empfängnis des Kindes, keine Genugtuung verschafft. Nun muss man sagen, daß das Kind ja sowieso nicht ihr eigenes war. Doch damit wird klar, daß diese Mutter vielleicht nie ihre eigene Rolle erfüllen konnte. Und dann wirkt der Kindermord nur noch perfider.

Denn zum einen zeigt es, wie abartig gestört diese Mutter sein musste und zum anderen kann das aber auch eine Art Aufstand gegen das System sein. Denn wenn eine Frau, die sich vielleicht noch mehr wünscht, als eben nur Mutter zu sein, dann nur für die Empfängnis und die Erziehung eines Kindes verantwortlich ist, führt das natürlich vor allem alte Rollenbilder stark vor. Nun könnte man argumentieren, daß das vielleicht völliger Nonsens ist, weil wir im Westen, in den Staaten und vielleicht sogar in Japan durchaus Frauenrechte haben. Nur ist diese Aussage ja durchaus mit Vorsicht zu genießen, wenn man sich mit MeToo befasst, wenn man überlegt, daß Vergewaltigung in der Ehe bis in die 1990er Jahre in Deutschland legal war und wenn man vor Augen hat, daß auch gerade Japan ein Land ist, daß alten Traditionen und damit auch Weltbildern sehr zugetan ist. Aus diesen Gründen stellt ja auch die Figur Rachel Keller so eine große Bedeutung dar, weil sie eben nicht nur Mutter ist, weil sie sich von ihrem Mann wohl getrennt hat und weil sie eben als Journalistin auch durchaus Kontrolle über ihren Job und ihre Zukunft hat, sehr wohl auch über ihren männlichen Vorgesetzten, der ihr zumindest Gnadenfristen und Freiraum beim Arbeiten zugesteht, weil sie wohl ganz offensichtlich auch nicht schlecht ist, in dem, was sie tut.

Eine spannende Detektivgeschichte entwickelt sich in Ring hin zu einem Geistertrauma. Das ist im Kern durchaus effektarm, obwohl es viele davon benutzt. Grundsätzlich besticht der Film aber dennoch und das vor allem durch Atmosphäre, die Gore Verbinski so grandios einfängt und damit einen wirklich dreckigen und auch interessanten Film geschaffen hat.

Ring Bewertung
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