Bewertung: 3 / 5
11 Jahre ist Rules - Sekunden der Entscheidung inzwischen alt und ich stellte mit erschrecken fest, so eine Starbesetzung wie Tommy Lee Jones, Samuel L. Jackson, Guy Pearce, Bruce Greenwood und sogar Ben Kingsley und ich kenne den nicht, dabei mag ich Filme mit Gerichtsthematik sehr gerne. Also habe ich für Abhilfe geschaffen und mir den Film mal angeschaut.
In Vietnam dienten Col. Hayes Hodges (Jones) und Col. Terry Childers (Jackson) Seite an Seite. Childers rettete Hodges bei einem Einsatz das Leben, inzwischen sind fast 30 Jahre vergangen. Beide sind noch Freunde und Hodges wurde ehrenhaft entlassen und widmet sich fortan mehr dem Angeln und der Justiz. Dann vertauschen sich die Rollen und es liegt an Hodges Childers zu retten. Der sollte bei einem Einsatz im Jemen eine Botschaft sichern und den Botschaft samt Familie im Notfall evakuieren. Doch bereits bei der Ankunft mit seinem Trupp wird er von Heckenschützen angegriffen und die wütende Menge greift die Botschaft an. Nachdem drei Marines getötet wurden, gibt Childers den Befehl auf die scheinbar unbewaffnete Menge zu schießen. Über 80 Jemeniten kommen dabei ums Leben. Damit die USA dem Hass aus aller Welt etwas entgegen setzen kann, wollen sie an Childers ein Exempel statuieren. Der nationale Sicherheitsbeauftragte (Greenberg) vertuscht daher Beweismaterial, setzt den geretteten Botschafter unter Druck und will damit die Schande der USA etwas mindern. Plötzlich soll Childers aus Irrsinn gehandelt haben und eine Fehleinschätzung vorgenommen haben. Vor dem Militärgericht will Childers von seinem alten Freund vertreten werden, der darüber alles andere als erfreut bei der vorliegenden Beweislage.
Ob Gerichtsfilme funktionieren, hänt sehr stark von einer guten Handlung, einem guten Spannungsbogen und einem peppigen Finale ab. Hier muss man leider sagen, dass Rules - Sekunden der Entscheidung zwar einiges richtig macht, aber eben auch vieles falsch. Die Idee mit einem missglückten Rettungseinsatz ist nicht schlecht, auch das versucht wird an einer Person ein Exempel zu statuieren. Auch die Besetzung passt hier wunderbar rein und spielt den ganzen Film über souverän. Doch die Probleme beginnen bereits sehr früh im Film. So wird der Angriff auf die Jemeniten etwas seltsam in Szene gesetzt und nicht wirklich gezeigt, ob aus der Menge auf die Soldaten geschossen wird. So wirkt auch auf die Zuschauer der Angriffsbefehl von Childers etwas fragwürdig. Die Auflösung hierzu kommt erst so spät im Film, dass es unglaubwürdig wirkt und dann wird es wirklich so dargestellt, dass wieder die Amis die Guten und die Jemeniten die absolut bösen sind. Eine Differenzierung findet hier an keiner Stelle statt. Hinzu kommt, dass der Spannungsaufbau im Film bis 2/3 der Laufzeit ganz gut ist, doch dann flacht Rules - Sekunden der Entscheidung mächtig ab, gerade dann wenn man als Zuschauer eine Zuspitzung erwartet. Auch die durch die Anklage durchgeführten Vertuschungsaktionen wirken durchgängig unglaubwürdig. So viele Personen können nicht mundtot gemacht werden, wenn die Ausgangssituation so war, wie sie am Ende dargestellt wird.
Gänzlich zerbrechen tut der Film aber erst bei seinem unglaubwürdigen Ende. Da werden Abschlussplädoyers gehalten und das was die Verteidigung macht wirkt eher armseelig und verzweifelnd. Dennoch wird plötzlich alles gut und Childers in fast allen Punkten freigesprochen. Im Abspann wird dann noch kurz der Nachsatz gebracht, dass die Bösen Menschen in der Regierung ihre gerechte Strafe bekamen und wie der gute Childers ehrenhaft entlassen wurde. Das ist albern und hat der Film wirklich nicht verdient und die Besetzung schon gar nicht.
Verglichen mit Eine Frage der Ehre zieht Rules - Sekunden der Entscheidung deutlich den Kürzeren. Zuviel wird falsch gemacht, was dann auch bestenfalls mit 6/10 Punkten belohnt werden kann, aber auch das nur weil der erste Part doch recht gut war.