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Sarabande

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"And now, its ended."

Sarabande Kritik

Sarabande Kritik
1 Kommentar - 16.12.2020 von MB80
In dieser Userkritik verrät euch MB80, wie gut "Sarabande" ist.

Der letzte Film von Ingmar Bergman, der so etwas wie eine Fortsetzung zu der TV-Produktion "Szenen einer Ehe", die in geschnittener Form zu einem seiner bekanntesten Filme wurde, ist. Natürlich trägt er all die Merkmale, die man von einem Bergman-Film erwarten würde: lange Dialoge, in denen tief in der Psychologie gewühlt wird, glaubwürdige, mit Problemen belastete Charaktere, eine intime, gut ausgewogene Inszenierung, und ein paar Schauspiel-Veteranen und eine Veteranin, die in der ersten Liga spielen.

Diverse Jahre nach der scheinbar entgültig gescheiterten Ehe von Johan und Marianne angesetzt beginnt der Film, typisch Bergman, mit einem einführenden Monolog von Marianne. Diese beschließt, Johann zu besuchen, der sich scheinbar in freiwilliger Isolation in einer kleinen Residenz in der Wildnis niedergelassen hat. Die scheinbar auf ersten Blick harmonische Wiedervereinigung wird allerdings bald durch die Verwandschaft gestört, in Form von Johans Sohn Henrik aus seiner ersten Ehe, und seiner Enkelin Karin, die sich ebenfalls in eine Familienhütte in der Nähe zurückgezogen haben. Und es dürfte wohl nicht verwunderlich sein, dass die komplizierte Ehe der beiden Senioren zu einer komplizierten Verwandschaft beführt hat, und so kriecht neues Familien-Drama bald in ihr Haus.

Statt Johan und Marianne ihre alten Konflikte wiederkauen zu lassen schiebt der Film schlauerweise den zentralen Konflikt zu Vater und Tochter, also Henrik und Karin. Deren Konflikt stellt zwar keine direkte Fortsetzung aus "Szenen einer Ehe" dar, wäre aber ohne diese Ereignisse nicht erklärbar. Bergman teilt seinen Film in zehn Kapitel, in denen je zwei Charaktere miteinander konfrontiert werden, um diese Konflikte und Fragestellungen zu sezieren. Und sezieren kann er, er hatte ja ein paar Filme vorher zum Erfahrung sammeln...

Formal bleibt der Film also dabei dicht an seinem Vorgänger, auch wenn das (bewusst?) beengende 4:3 Format gewichen ist, und die Charaktere sich manchmal sogar frei bewegen können. Das passt natürlich zur Situation, und distanziert sich von dem inszenatorischen Korsett von "Szenen einer Ehe". Das lässt allerdings wenig Raum für große Bildsprache, trotzdem gibt es ein paar Kunstgriffe, bei denen auch Bergmans leicht unterschätzter Humor durchblitzen kann (Karin im Wald und Johan/Marianne am Bett im letzten Kapitel). Aber vor allem ist das ganze ein Kammerspiel für Liv Ullmann und Erland Josephson, die in den Hauptrollen noch einmal glänzen können.

Bergman wird nicht viele Jahre nach diesem Film sterben, und man kann den Film irgendwie nicht ohne dieses Wissen sehen. Ihm scheint dies auch bewusst gewesen zu sein, eine Szene am Anfang macht dem Zuschauer überdeutlich, dass es hier auch um Zeit geht, die man vielleicht bald nicht mehr hat (die letzte Szene macht daran ein Ausrufezeichen). Zeit die man verschwendet hat, Zeit die man eigentlich für sich bräuchte, Zeit um Fragen zu beantworten. Alle Fragen konnte sich Bergman nicht beantworten, und so stellt der Film in einer Szene auch die Frage nach dem Ursprung des Hasses, und bleibt die Antwort schuldig. Auch zu dem Punkt, was dieses ganze Familien-Ding eigentlich soll, bleibt der Film eher ambivalent. Auffällig, und wieder typisch für Bergman, ist aber der Fokus auf seine weiblichen Charaktere. Wenn Johan in "Szenen einer Ehe" durch seine Personifizierung männlicher Unreife schon schlecht wegkommt, wartet ab bis ihr Henrik seht. Der einzige Charakter, der so etwas wie zumindest die perfekte Vorstellung eines Familienmenschen darstellt, ist in dem Film auffällig abwesend: Anna, die verstorbene Frau Henriks, existiert nur auf einem Foto, und scheint doch diese völlig verkokste Familie mit ihrem Lächeln irgendwie zusammen zu halten.

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1 Kommentar
MJ-Pat
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luhp92 : : BOTman Begins
16.12.2020 18:35 Uhr
0
Dabei seit: 16.11.11 | Posts: 17.377 | Reviews: 180 | Hüte: 634

Sehr schön. Seit "Szenen einer Ehe" im Februar bin ich bei Bergman leider noch nicht weitergekommen^^

"Dit is einfach kleinlich, weeste? Kleinjeld macht kleinlich, Alter. Dieset Rechnen und Feilschen und Anjebote lesen, Flaschenpfand, weeste? Dit schlägt dir einfach auf de Seele."

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