
Bewertung: 4 / 5
Regisseur André Øvredal (Trollhunter) hat mit, unter anderem Autor Guillermo del Toro, einen klassischen Gruselfilm auf die Leinwand gebracht, der in vielen Momenten wunderbar funktioniert. Mit Setting, Darstellern und der zeitlichen Einordnung Ende der 1960er inkl. Vietnamwirren startet Scary Stories to Tell in the Dark einen stimmigen, an Halloween ansetzenden Grusel, der bei uns ganz passend am 31. Oktober in die Kinos kommt.
Scary Stories to Tell in the Dark Kritik
Vier Teenager starten ausgelassen in die Halloween-Nacht des Jahres 1968, nichtsahnend, dass der provozierte Ärger mit einer Gruppe Halbstarker noch das geringste Übel sein wird. Als sie sich nämlich dem düsteren Bellows-Anwesen am Rande ihrer Kleinstadt Mill Valley nähern, entdecken sie in den verlassenen Gemäuern ein mysteriöses handgeschriebenes Buch. Die darin zu findenden Gruselgeschichten stammen offenbar alle von Sarah Bellows, um die sich eine dramatische Geschichte rankt. Die Jugendlichen nehmen das Buch an sich, welches plötzlich auf gespenstische Weise beginnt, neue Geschichten zu schreiben...
Trailer zu Scary Stories to Tell in the Dark
Scary Stories to Tell in the Dark ist ein perfekt passender Film zur Halloweenzeit, die ja auch bei uns seit vielen Jahren zelebriert wird. Wir haben den Film direkt in unsere Halloween-Filme-Liste aufgenommen, denn André Øvredal hat mit einem sicheren Händchen für Details einen Horrorfilm mit bekannten Elementen inszeniert, der sich bewusst an Jugendliche richtet. Die Hauptdarsteller Zoe Margaret Colletti, Austin Zajur, Gabriel Rush und Michael Garza sind gut gecastet, typische Teenies, die sowohl Zank mit ihren Geschwistern als auch dramatischere Familienproblemen erleiden müssen und den Alltag sowie das Gruseldrama erlebbar machen, ganz ohne aufgesetzt zu wirken.
So klassisch der Film, so originell wirkt er, weil seine Machart funktioniert. Alles ist dabei, unheimliche Gruselgeschichten, die man am Lagerfeuer oder auf Nachtwanderung bei der Klassenfahrt hören will, alles eingebettet in die 1960er Jahre, eine amerikanische Kleinstadt und die typischen (Nicht-)Probleme, die man dort aus unzähligen Filmen kennt. Da gibt es den misstrauischen Sheriff, gemütlichen Autoverkehr, Nixon und Vietnam auf allen Kanälen und eben nicht vorhandene Sorgen, die es so nur in US-amerikanischen Filmstädten geben kann - die sich dann aber abrupt ins Mekka des Weltuntergangs wandeln. In diesem Fall verursacht durch eine obskure Familiengeschichte und das Drama um die Tochter Sarah.
Es ist nichts Neues, was erzählt wird, aber es ist umso schöner, sich durch die Erzählweise und so manche Story an kultige Serien wie Erben des Fluchs oder Geschichten aus der Gruft erinnern zu können. Hinzu kommt die bedrohliche Vietnam-Kriegsszenerie im Hintergrund, von der wir alle wissen, welchen Ausgang sie nahm und wie viel Leid verursacht wurde. Das alles verstärkt den tristen Tenor des Films, der sich nicht zu schade ist, kein typisch wohlwollendes Ende zu bieten - was wohlwollend bedeutet, darf dabei jeder für sich entscheiden, ein Spoiler ist es nicht.
Man könnte Scary Stories to Tell in the Dark vorhalten, dass der interessante Versatz mit Vietnam in den angedeuteten Momenten nicht ganz die Stärke entwickelt, die die Macher geplant haben. Uns hat jedoch die Idee gefallen und oftmals kommt Stärke gerade im Rückblick aus ganz beiläufigen Details. Oder man stört sich daran, dass der Film zu viele altbekannte Elemente vereint, ohne wirklich etwas Neues zu bieten. Aber genau das war für uns der positive Aspekt, ein in sich stimmiger, liebevoll gemachter klassisch anmutender Film, der durch seine Zutaten erst recht funktioniert. Und das im Jahr 2019 schreiben zu können, ist erfrischend.
