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Shame

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Shame Kritik

Shame Kritik

Shame Kritik
0 Kommentare - 13.06.2023 von ProfessorX
In dieser Userkritik verrät euch ProfessorX, wie gut "Shame" ist.
Shame

Bewertung: 4 / 5

Der sexbesessene Brandon (Michael Fassbender) ist ein erfolgreicher Geschäftsmann in New York. Zwischen seiner Arbeit schläft er mit allen erdenklichen Frauen, ob One-Night-Stand, ob Prostituierte oder anderen. Auch besitzt er eine umfangreiche Sammlung an Pornos und anderen Erotikutensilien. Sein Leben ändert sich jedoch, als seine Schwester Sissy (Carey Mulligan) bei ihm einzieht und damit sein bisheriges Leben einschränkt.

Was ist Macht? Eine Frage, die man schnell geneigt ist in materiellem zu ergründen, zu suchen und darauf eine Antwort zu finden. Spricht man von Macht, so hat man eine klare Vorstellung dessen. Natürlich gibt man sich gerne bescheiden, zunächst vielleicht, weil man das antrainiert bekommt und so sozialisiert wurde. Demnach ist Macht etwas, was man nicht kaufen kann. Liebe sei dann Macht. Wissen sei Macht. Ein Herz und all die Dinge, die man pathetisch für gut befindet, machen den Menschen mächtig. Um das auszudrücken und den Einfluss von Macht negativ zu konnotieren, bedarf es dann einem beliebten Stilmittel der Dramatik, Literatur und Kunst im Allgemeinen. Denn macht korrumpiert, so sagt man. Und Macht drückt sich gerne in Erfolg, Geld, grundsätzlich materiellem und Frauen aus. Zumindest aus der Perspektive vieler Männer. In Shame ist das ähnlich und so ist die Geschichte um einen sexbesessenen New Yorker Geschäftsmann natürlich auch dazu dienlich zu zeigen, wie zerstörerisch Macht auf den Menschen wirkt. Diese Form der Kapitalismuskritik ist einfach. Sie ist einfach, weil sie sich an einem klaren Feindbild orientiert, daß die Mehrheit der Menschen im Alltag nur zu gerne scheitern sehen. Sie ist einfach, weil es kaum großer Schauspielkunst bedarf eine Figur für den Zuschauer irgendwie interessant zu gestalten und auch sonst schreibt sich die Geschichte über diesen klar erkennbaren Fall, der in einem reinen Trott mündet, wie von selbst. Oder um es in Harry Potters Worten zu sagen: „Es ist zu einfach.“

Trailer zu Shame

Einem modernen Trend folgend, müssen Zuschauer alles verstehen. Das gesamte Werk, daß sich vor den Augen zeigt, muss in all seine Einzelteile zerlegt werden und Figuren, samt jedweder Vergangenheit, Motivation, Wünschen und allem noch so erdenklichen in der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft müssen dem Zuschauer vorgekaut werden. So denken große Studios und wenn man sich Studien zur Aufmerksamkeitsspanne mal anschaut, hat man vielleicht recht. Dieser Post-Moderne Wahnsinn, mit welchem manche Filme ihre gesamte Laufzeit rechtfertigen, verdankt der Mainstream solch pseudo-nachvollziehbare und pseudo-tiefgründige Wahnsinnige wie Thanos in Avengers: Infinity War (2018). Ja, die Figur rechtfertigt einen allgemeinen Genozid damit, daß dem Menschen ja die Ressourcen ausgingen. Doch aus zweimal schlecht wird immer noch nicht gut. Und genau in dieses Loch, des selbst interpretierbaren Films, der nicht jeden Nonsens vorkaut, schlägt Steve McQueen mit seinem Werk Shame. Der Film ist angenehm intellektuell, weil er nicht erklärt, was mit diesen beiden armen Gestalten passiert ist, wo sie herkommen und was in ihrer ach so tragischen Kindheit passiert ist. Diese Pathologisierung ist ohnehin Schwachsinn und man weiß eigentlich zum Ende genauso viel, wie man am Anfang über die Figuren weiß. Und genau dadurch lässt der Film sich einfach von den Figuren tragen.

Natürlich gibt es da irgendwas, eine harte Kindheit, die auch dafür sorgt, daß die sehr kleine Familie um Bruder und Schwester durchaus nicht gerade den besten Draht zueinander pflegt. Hier taucht man auch ganz tief in die Psyche der Figuren ab. Und das schafft Einblicke, die nur schwer zu ertragen sind. Da gibt es eine labile Schwester, die im Begriff ist sich umzubringen und immer wieder in das sonst so ruhige Leben von Brandon stolpert. Dabei deutet sich eben auch eine inzestuöse Beziehung zwischen den Beiden an, die dann in einer einprägsamen Duschszene, oder einem Besuch im fremden Bett ausgedrückt wird. Woher das kommt ist egal, wohin es führt wiederum nicht. In solchen Momenten wirkt der Film wie die ausgewachsene Variante von Lars von Triers Nymphomaniac (2013). Durch die Inszenierung von McQueen verbleibt man im Film bei einem paradoxen und dennoch angenehmen Eindruck. Denn während Brandon durch die Stadt streift, findet er als attraktiver Mann Anfang der 30er immer leicht Frauen, die mit ihm verkehren möchten. Doch da gibt es keine Schönheit in diesem Sex, der auch vor der Kulisse einer sonst so großen und abenteuerlustigen Stadt stattfindet. New York ist ein Drecksloch, eine Stadt, die Menschen gehört, die jedwede Menschlichkeit verloren hat und immer wieder schafft der Film dabei einen Einblick in das Innere seiner Hauptfigur. Man sieht, was in Brandon vor sich geht und das liegt zum einen daran, daß der Film es zeigt, nicht erklärt und zum anderen daran, daß er dem auch Raum gibt.

Denn man muss Shame als sogenanntes Actors-Piece verstehen. Es ist ein Film, der weiß, daß er hinter seiner Hauptfigur zurücksteht. Da gibt es eben nur Platz für ein Ego. Und Geschichte, Regie, Co-Stars finden am Rande statt. Wenngleich Carey Mulligan in ihren Szenen durchaus mindestens genauso gut ist, wie Fassbender, liegt es am Konzept der Figur, daß man durch ihre Augen noch weniger versteht, was da vor sich geht, oder sie kurz um einfach nicht als Protagonistin taugt. Unterdessen ist der Film auch relativ schonungslos, was seine Bilder angeht. Daß ist zwar nicht unbedingt etwas, was einen Film von anderen abhebt, weil solche Schock-Momente in Filmen ja auch oftmals nicht mehr sind als Provokation. Doch Shame benötigt Nacktheit und daraus folgt eben die titelgebende Scham. Ob sie die Hauptfigur empfindet, daß weiß man zu Beginn nicht, doch je mehr sie sich in die Tiefen begibt, umso mehr hat man auch den Eindruck einen Wandel und eine Reflexion zu beobachten. Der Film versteht sich darauf, mit dem Medium Film etwas anfangen zu können und zeigt Fassbender in einer seiner eindrucksvollsten Rollen. Dazu untermalt diese starken Bilder mit einer ebenso zurückhaltenden, wie auch effektiven Musik.

Je länger man sich mit Shame befasst, desto weniger kann man ihn aushalten. Der Film mag Klischees zeigen, doch das tun leider die allermeisten Filme. Und dann wiederum versteht er sein eigenes Medium, fokussiert sich auf den Schauspieler im Mittelpunkt und lässt immer wieder Raum, um über das Geschehen nachzudenken. Damit steht der Film in einer längst verlorenen Tradition und erweist sich als wahrhaft weises und poetisches Werk über Obsessionen und den tiefen Fall.

Shame Bewertung
Bewertung des Films
810

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