Bewertung: 2 / 5
Sherlock Holmes (Robert Downey Jr.) ist einem mysteriösen Konstrukt aus Verstrickungen auf der Spur. Sein bester Freund und Partner Dr. John Watson (Jude Law) hereitatet, während Holmes den renomierten Professor James Moriarty (Jared Harris) hinter einer Serie von Anschlägen vermutet.
Nach dem Überrschungserfolg Sherlock Holmes von 2009 hat das verantwortliche Studio Warner Bros. Pictures genau das gemacht, was Studios bei einem Erfolg gerne tun: Die Geschichte um den exzentrischen Detektiv fortgesetzt. Grund genug gab es dafür, so ist die Inkarnation auch heute noch recht beliebt (?). Und zumindest das kann man sagen: Ja, Robert Downey Jr. und Jude Law funktionieren als das Gespann Holmes und Watson. Wenngleich nicht mehr alle Gags so zünden wie noch zuvor, und auch Holmes erneut fehlinterpretiert, wenn nicht soger noch schlimmer inszeniert wird, als im Vorgänger, stimmt das Charisma und die Chemie zwischen den Hauptakteuren erneut. Selbiges lässt sich auch über den von Jared Harris gespielten James Moriarty sagen.
Trailer zu Sherlock Holmes - Spiel im Schatten
Doch das war es dann auch. Genug der Lobpreisungen. Denn Spiel im Schatten weißt erhebliche Mängel auf, die das Anschauen schwer ertragbar machen. Zum einen die Story. Ja, Ritchie ist dafür bekannt weniger stringent zu inszenieren, dennoch ist die Geschichte hier entweder so lahm, daß ich ihr gar nicht folgen möchte, oder sie ist so konfus, daß ich ihr nicht folgen kann. Es geht im Kern wohl um eine Anschlagserie, Weltherrschaft oder ähnliches. Darüberhinaus gibt es auch einige Storykniffe die sich mir nicht erschließen. So weiß Sherlock Holmes sofort um Moriarty, der im letzten Teil ja auch angeteast wurde. Man könnte jetzt argumentieren, daß der Film ja nicht erklären muss, wer genau Moriarty ist, weil er so ikonisch ist. Nun, daß Argument ist schlüßig und ist auch richtig. Allerdings reicht es nicht aus zu erklären, daß wir es mit "DEM Schurken" schlechthin zutun haben, wenn wir es nicht genau sehen, und uns auch nicht klar gemacht wird, was er denn alles so schlimmes tut. Klar, Weltherrschaft, bla, bla, bla. Aber auch das haben wir schon besser gesehen (BBC-Fans werden es wissen).
Darüberhinaus geht dieser Film mit dem Source-Martial um, als hätten die Drehbuchautoren noch nie etwas von Sherlock Holmes gehört. Mycroft kommt viel zu kurz und ist völlig verblödet. Von Irene Adlers Schicksal will ich gar nicht erst anfangen. Wie kann man sowas ernsthaft schreiben? Allgemein kommt der Supporting-Cast hier viel zu kurz und es geht irgendwie nur noch um Holmes, Moriarty und Watson.
Und ist zwar die Interaktion zwischen Holmes und Watson wieder einwandfrei, dennoch baut dieser Film dann auch den klischeehaften "Werden die beiden sich trennen?"-Plot à la Telenovela ein. Wer zum Teufel braucht denn sowas bitte?
Ja, der Film verfällt in dem klassischen "Höher, schneller, weiter"-Fortsetzungsprinzip. Was im ersten Teil noch dosiert angewendet wird, ist im zweiten Hauptbestandteil des Films: Zig Verkleidungsgags, so ziemlich jeder Charakter ist Comicrelief. (Generation Taika Waititi wird sich freuen) Und es hat eigentlich gar nichts mehr von einem cleveren Krimi, sondern ist einfach ein Blockbuster der Marke seelenlos.
Und gegen Ende greift der Film dann noch einen Kniff aus seinem Vorgänger auf. Ja, wir bekommen hier den vermutlich peinlichsten Finalkampf aller Zeiten. Wie Holmes und Moriarty sich hier ein Mind-Battle liefern, ist ein Peinlichkeit nicht zu überbieten. Da war sogar der Kampf zwischen Professor X und Apocalpyse in X-Men: Apocalpyse spannender. Ja, selbst wenn man den Reichenbachfall thematisiert, so hätte man sich trotzdem dieses Ende ersparen können. Natürlich kann man argumentieren, wen das denn eigentlich überraschen soll. Und das stimmt auch zu hundert Prozent. Auf der anderen Seite muss sich aber auch sagen, daß man ihn dann auch ganz aus dem Drehbuch streichen könnte.
Was einmal funktioniert, hat offenbar an Biss verloren. Wer auch immer diesen Murks geschrieben hat, hat vermutlich noch nie etwas von Sherlock Holmes gelesen. Und übrig bleibt ein seelenloser Blockbuster, der seine Charaktere desaströs falsch versteht und handhabt. Die meisten Charaktere die Holmes so berühmt machten, spielen nicht mal eine Rolle im Film. Zumindest die Hauptdarsteller funktionieren. Doch wird hier mit Charakteren auf eine Weise umgegangen (was im späteren Verlauf wohlgemerkt auch keine Rolle mehr spielt), daß ich mich frage ob die Schreiber Sherlock Holmes so sehr hassen. Zu weiten Teilen langweilig, langatmig und die Schauspieler können einem Leidtun. Immerhin brauche ich jetzt nicht mehr ungeduldig auf eine Fortsetzung zu warten. Mein Durst nach mehr ist damit nämlich gestillt.