Bewertung: 4.5 / 5
Ich habe diesen Film am 26.02.2010 im Herzog Theater in Geldern gesehen.Erstmal eins vorab: wer auf etwas oldschool-mäßige Thrillerunterhaltung steht, wird diesen Film höchst wahrscheinlich sehr mögen.
Ich hab mir den Film nachdem ich die Trailer gesehen hatte, mit großen Erwartungen angeschaut, die weitestgehend erfüllt wurden. Ich bin weder großer DiCaprio-Fan, noch besonderer Scorsese-Liebhaber, muss allerdings sagen, dass die beiden eine regelrechte Meisterleistung abgeliefert haben.
Der Film beginnt mit einer surrealistischen Szene auf einer kleinen Fähre und steigert sich nach und nach bis zum genialen Schlusstwist immer mehr in einen Psychothriller, der seines gleichen sucht. Die gesamte Handlung findet auf der Insel „Shutter Island“ statt, bei der es sich um eine Gefängnis-Psychiatrie handelt, aus der auf unerklärliche Weise eine Patientin verschwunden ist. Was die Güteklasse dieses Films angeht, würde ich sagen, dass ich seit "Zimmer 1408" oder "The Ring" kaum einen so guten Psychothriller gesehen habe. Und auch wenn beide Filme sicherlich für viele Leute strittig sind, so sind sie doch überaus gut gemachte Psychothriller mit einem sehr guten Spannungsaufbau und aufgrund ihrer Art mit der menschlichen Wahrnehmung und Psyche zu spielen, durchaus vergleichbar mit Shutter Island.
Der Film bewegt sich immer wieder auf der Grenze zwischen Wahrheit und Fiktion, Vernunft und Wahnsinn, Wirklichkeit und Traum. Man weiß nie so recht, was man glauben kann oder soll. Und das macht zweifelsohne den Reiz dieses Films aus. Womit wir bei den Schauspielern wären, die dieses Gerüst zu tragen haben:
- Leonardo DiCaprio, der meiner Meinung nach einer der besten Schauspieler seiner Generation ist und sich im Laufe der letzten Jahre zur absoluten Weltelite hochgespielt hat, spielt hier wundervoll und äußerst vielseitig den geistig immer instabiler werdenden Marshall Teddie Daniels.
- Mark Ruffalo spielt seinen Marshall Chuck Aule ebenfalls überzeugend, darf allerdings selten mehr den als Stichwortgeber für DiCaprio geben, dann allerdings überaus gut.
- Ben Kingsley, von Haus aus ein genialer Schauspieler, spielt seinen Dr. John Cawley überaus überzeugend und man weiß nie genau, wann man ihm glauben schenken sollte und wo er einfach nur seine Einrichtung schützen will. Seine Figur lässt einen regelmäßig an der Facette der Nervenheilanstalt zweifeln.
- Auffällig ist noch die Max von Sydow, der wie immer pointiert und subtil genial spielt und trotz seiner kleinen Rolle den Dr. Jeremiah Naehring im Gedächtnis bleiben lässt. Zudem deutet seine Figur auf eins der denkbaren Enden hin und lässt den aufmerksamen Zuschauer daher ohnehin aufhorchen.
- Die stärkste cameo-artige Kleinstsrolle hat allerdings Jackie Earle Haley, der nach seinem großartigen "Rohrschach" aus "Watchmen" erneut den psychisch labilen mimen darf und in seiner kurzen Szene den George Noyce trotzdem überaus nuanciert und pointiert im Gedächtnis des Zuschauers festspielt.
- Insgesamt agiert allerdings auch der gesamte restliche Cast vollkommen überzeugend und ohne nennenswerte Ausfälle.
Kommen wir noch einmal zum grandiosen Finale:
Es lässt sich ohne zu spoilern nur eins dazu sagen: Es ist eines der Enden, die der Zuschauer während des Sehens zwar für möglich halten mag, allerdings sind die Hinweise, die einen zu diesem Ende führen so vieldeutig, dass man sie erst nachdem man das Ende gesehen kann, diesem zuordnen wird. Das verschafft diesem Film auf jeden Fall einen Mehrwert und verleitet einen dazu, ihn sich mehrfach anzuschauen und die vielen versteckten und offenen Hinweise auf das Ende herauszusuchen.
Zudem ist das Ende weiterhin so vieldeutig, dass der Film danach in jedem Fall noch Diskussionsstoff liefert.
Negativ fällt eigentlich nur auf, dass der Film im Mittelteil leichte Längen besitzt und einige der Rückblenden vielleicht zu viel des guten waren und den Film nicht weiterbringen.
Also wie bewerten wir diesen genialen Psychothriller?
8 Sternchen für das klasse Handwerk, den guten Spannungsaufbau und wundervolle Kameraeinstellungen.
+1 Sternchen für den bis in die kleinsten Nebenrollen klasse aufspielenden Cast.
und
+1 letzen Stern für den genialen Schlusstwist, der dem gesamten Film einen enormen Mehrwert verleiht.
-1 Stern, wegen der leichten Längen im Mittelteil.
Damit wären wir bei 9/10 Punkten.
Fazit: Anschauen, mitdenken, mitreißen lassen und einfach genießen. Scorsese und sein Cast sind in Höchstform und der Film ist für jeden Cineasten ein Fest.
Shutter Island Bewertung