Bewertung: 3.5 / 5
Vor drei Jahren begeisterte Denis Villeneuve mit Sicario viele Zuschauer und nun ist es an Stefano Sollima, einem italienischen Regisseur von TV-Serien und Kurzfilmen, das hohe Tempo aufrechtzuerhalten. Sicario 2 holt uns erneut an die Grenze zwischen Mexiko und den USA und vermischt nun das Thema Drogen und Terrorismus.
Sicario 2 Kritik
Matt Graver (Josh Brolin) wird zurück an die Grenze zwischen Mexiko und den USA beordert, wo er erneut einen dreckigen Auftrag ausführen soll. Die Machenschaften der Kartelle erhöhen inzwischen die terroristische Bedrohung auf US-amerikanischer Seite und so inszeniert er mit dem Söldner Alejandro (Benicio Del Toro) einen Krieg der Kartelle. Dreckig, ohne Regeln...
Trailer zu Sicario 2
Wie schon Sicario stammt die Idee hinter dem Film von Taylor Sheridan, der mit seiner American-Frontier-Trilogie (zu der auch Hell or High Water und Wind River zählen) Extreme auslotet. Teil 1 wurde von vielen Zuschauern als spannender Drogenthriller empfunden, wenn sich auch für unseren Geschmack Emily Blunts Rolle leider zu wenig entwickelte, zumindest aber bestach der Film mit teils grandiosen Aufnahmen und einem ebensolchen Soundtrack von Jóhann Jóhannsson.
Schon früh wurde an eine Fortsetzung gedacht, die nun in die Kinos kommt, ohne Blunt, aber dafür erneut mit Brolin und Del Toro. Insbesondere Letzterer legt am Ende des Films eine nervenzerreißende Leistung hin und diese Szenen gehören zu den besten des Films. Was sich aber eingangs so spannend-geschmeidig anhört - die Verknüpfung zwischen Drogenkartellen und Terrorismus - entpuppt sich dann als nicht ganz ausgegorener Handlungsmix. Es fehlt trotz vieler spannender Momente dieses gewisse Etwas, was Sicario 2 zu einem unvergesslichen Genrefilm macht.
Ein wenig Terrorismus hier, der direkt zu Beginn vorgestellt wird, etwas Androhung von Gewalt da (und nicht nur das) sowie das brutale Verhalten der Schleuser und Mitwirkenden der Kartelle ergeben kein stimmiges Ganzes. Einzeln betrachtet sind viele Momente stark und fesseln den Zuschauer, aber nach dem dramatischen Einstand werden die Geschichten nicht optimal verknüpft bzw. erhalten die Bedeutung, die ihnen eingangs zugewiesen wird.
Es sind gefühlt mehrere Geschichten in einer und das kann auch als Kompliment gesehen werden, weil der Film an Details und Grundideen eben so viel mehr hergibt. Selbst die politische Ebene hätte etwas stärker in Szene gesetzt das ganze Dilemma zwischen "Graver, hilf uns, indem du dir die Hände schmutzig machst" bei gleichzeitigem "Wir haben von nichts gewusst" großartig verdeutlichen können. Stattdessen sieht man von allem etwas, garniert mit einem wiederum tollen Soundtrack (dieses Mal seitens Hildur Guðnadóttir (Maria Magdalena)) und der einen oder anderen spektakulären Luftszene, aber richtig flüssig ist es nicht. Ein spannender Fakt, dass von Hintermännern so gut wie nichts zu sehen ist und wir nur die Ausführenden auf beiden Seiten erleben. Auch die Rekrutierung von neuen Mitgliedern auf Kartellebene lässt keinen realistischen Touch vermissen und hier liegt ebenso eine der Stärken des Films, auch dank Benicio Del Toro.
So ist Sicario 2 schauspielerisch und in vielen Details handwerklich nichts vorzuwerfen, aber an der Dramaturgie des Gesamtwerks hapert es. Der Film geht nicht ans Ende und erzählt eine spannende Geschichte mit angezogener Handbremse. Und da ist es auch egal, dass der Blutzoll hoch ist. Am Ende machen sie´s wie Cowboys und so endet Sicario 2 zwar spannend, aber nicht extraordinär. Starke Momente in einer ansonsten nicht ganz durchdachten Filmhandlung lassen einiges an Substanz vermissen. Nichtsdestotrotz ein Muss für Freunde des ersten Films, die auch etwas mehr über den undurchsichtigen Alejandro erfahren möchten, dessen Auftritte mit zu den Highlights zählen.