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Sixth Sense

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The Sixth Sense Kritik

Sixth Sense Kritik

Sixth Sense Kritik
3 Kommentare - 29.05.2022 von ProfessorX
In dieser Userkritik verrät euch ProfessorX, wie gut "Sixth Sense" ist.

Bewertung: 3.5 / 5

Nach einem Vorfall mit einem ehemaligen Patienten muss Malcolm Crowe (Bruce Willis) kurieren. Ein Jahr später kümmert sich der Psychologe um den verhaltensgestörten Jungen Cole (Haley Joel Osment) und vergisst dabei auch, sich um seine Frau Anna (Olivia Williams) zu kümmern. Doch je mehr er sich mit dem Kind befasst, desto mehr erfährt er von dessen „Gabe“ und glaubt zu ihm durchdringen zu können.

Effektkino hat viele Gesichter. Es gibt das Effektkino, welches aus puren Zerstörungsorgien und Materialschlachten im Segment der visuellen Effekte besteht. Es gibt diese Form von Effektkino, die den Zuschauer mit einer vermeintlich tiefgründigen Botschaft entlässt und dabei den moralischen Zeigefinger erhebt. Es gibt Effektkino, das wachrüttelt. Und so ist dieser Begriff sicherlich nicht so eindimensional, wie er zunächst wirkt. Im Zuge der späten 1990er Jahre brachte Hollywood neue, aufstrebende Talente hervor, die sich irgendwie in eine Reihe einordnen lassen. Vorbei waren die Zeiten des New Hollywood, das im Zuge der Kommerzialisierung und der peinlich geratenen Kalter Kriegs-Verarbeitung zu Ende ging. Was daraus entstand, ist eine Welle an Filmen durch Regisseure, die dem Zuschauer den Kopf verdrehen wollten. Ob Christopher Nolan, ob Darren Aronofsky, David Fincher und auch M. Night Shyamalan lässt sich in diese Kategorie einordnen. Regisseure, die unkonventionelles, nachdenkliches Kino schufen und The Sixth Sense ist ein Paradebeispiel jener Zeit, weil das, was das Ende offenbarte, nun das wurde, was die Popkultur immer und immer wieder aufgriff.

Dabei ist es quasi unmöglich, diesen Film das erste Mal zu sehen, ohne dabei die Wendung nicht zu kennen. Also, wenn man nicht gerade 1999 im Kino saß. Und man darf da ganz ehrlich sein, so ein wenig geht da auch der Effekt des Werkes verloren. Denn was ist das nicht für eine Wendung? Überdies fällt vor allem auf, daß Shyamalan seinen Stil aus The Sixth Sense auch in Unbreakable – Unzerbrechlich (2000), oder Signs – Zeichen (2002) fortsetzte. Doch das Problem hierbei ist, daß die melodramatische Schwere, die dem Werk zu jeder Sekunde anlastet, auch nicht mehr ist als bloße Behauptung. Wenngleich besonders der psychische Verfall und die fast schon lethargische Darstellung, die Haley Joel Osment hier bietet, irgendwie fesselnd, gruselig und traurig zugleich ist. Denn das schafft der Film wirklich. Er schafft es, das Leben, dieses Kindes zu ergründen und seiner Geschichte tatsächlich eine mehr als nur melodramatische Tragik zu geben, sodass man sich für die Figur interessiert. Dann wiederum ist da mit Malcolm Crowe ein Charakter, den man schließlich nur ins Herz schließen kann. Weiterhin mag das auch einen persönlichen Triumph für Bruce Willis darstellen, dessen schauspielerisches Talent Shyamalan tatsächlich sogar herauskitzeln und ihn aus seiner Komfortzone bringen kann.

Das große Vorbild des Films dürfte indes das Opus magnum seitens Alfred Hitchcock sein. So weist der Film viele Parallelen zu anderen Werken auf, ohne deren Kernelemente einfach dreist zu kopieren. Denn es liegt vor allem ein großer Reiz auch darin, zu schauen, ob die Geschichte rückblickend auch weiterhin einen Sinn ergibt, wenn man das Werk ein weiteres Mal betrachtet. Und zumindest kann man sagen, daß der Film auf dieser Ebene schon mal nicht in sich zusammenfällt, weil Shyamalans Drehbuch genügend Raum gibt und Hinweise streut, sodass der Film auch seine innere Logik behält. Zwar könnte man mit dem Vorwissen auch nach fünf Minuten den gesamten Film beenden. Allerdings schafft der Film mit seiner Atmosphäre und seinen Helden eine Tragweite, die auch über die herkömmliche Tragweite einer Geschichte hinausgeht. So weiß Shyamalan vor allem durch seine clevere Inszenierung, den Zuschauer auch so für weitere Versuche bei der Stange zu halten.

Weiterhin ist die elektrisierende Darstellung von Osment auch etwas, was vielleicht als Antithese zu Das Omen (1976) herhält. Denn klar ist, daß seine Figur nicht das pure Böse in sich trägt und im Gegensatz zu anderen Genrevertretern vor allem die Angst und das Unverständnis nach außen trägt. Diese führt auch dazu, daß die Verletzlichkeit und Nahbarkeit Crowe überhaupt erst zutage gefördert wird. Dabei versucht Shyalaman klassische Rollen- und Ideologiemuster umzudenken, indem er dem übernatürlichen einen Platz lässt, dieses aber nicht austreiben muss. Dann wiederum wird die Kirche als Konstrukt fehlerhaft, weil sie nie die Macht hatte, daß Parallelreich zu deuten oder zu kontrollieren. Natürlich ist diese Form der Kritik alles andere als neuartig. Doch auf der anderen Seite wird sie in vielen Kreisen nach wie vor benötigt. Und während der Film auf einem typischen Steven Spielberg-Thema herumreitet, kommt dies nicht zu einer romantischen Katharsis, sondern bleibt in seiner unwiderten Reinform ein Trauma, was man nicht aufarbeiten kann.

Doch so einfach macht es Shyamalan seinem Zuschauer dann auch nicht, wenn er das eine verteufelt, so wird auch das andere infrage gestellt. Ohnehin kommt nichts besser weg als das andere. Und so die Psychologie, die symbolische Analyse des Geistes etwas, was der Film nicht gänzlich für voll nehmen kann. Denn auch der Versuch, sich dem Verstand, dem Geist und dem Wesen einer Person anzunähern, wird mit einem spannenden Meta-Seitenhieb gekoppelt. So ist es bezeichnend, daß der von Willis verkörperte Psychologe auch versucht, mit Zaubertricks eine Bindung zu seinem Klienten herzustellen. Doch was vielleicht zunächst nur wie ein Beziehungsaufbau anmutet, kann in weiterer Hinsicht auch für die allgemeine Psychologie stehen, die ratlos irgendwelche Dinge herzaubert. Denn eines ist gewiss, in Stein gemeißelt sind die Thesen, die diese Geisteswissenschaft anwendet, bei weitem nicht. Und Shyamalan scheint sich einen Spaß darauß zu machen, daß auch mehr als nur eindeutig zu zeigen.

So schockierend The Sixth Sense auch im Endeffekt sein möchte, so langatmig und pseudodramatisch ist seine Inszenierung im ein oder anderen Moment. Das macht das Gesamtwerk nicht unerträglich und über weite Strecken ist dieser Film, nichts zuletzt auch durch die großartigen schauspielerischen Leistungen ein Werk, welches wirklich ansehnlich ist. Dann ist das auch handwerklich gut gemacht und so entsteht ein Film, der zumeist gut unterhält.

Sixth Sense Bewertung
Bewertung des Films
710

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3 Kommentare
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eli4s : : Moviejones-Fan
22.06.2022 19:07 Uhr
1
Dabei seit: 22.02.12 | Posts: 2.702 | Reviews: 31 | Hüte: 115

@vielgucker68

Bei deinem Kommentar kommt mir gerade "a monster calls" (dt: Sieben Minuten nach Mitternacht) in den Sinn. Falls du den noch nicht kennst. Ist super. Könnte dir gefallen.

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ProfessorX : : Moviejones-Fan
22.06.2022 18:19 Uhr
0
Dabei seit: 17.05.14 | Posts: 939 | Reviews: 1.048 | Hüte: 43

@Vielgucker68

Ich habe ihn tatsächlich gesehen und dabei das Ende schon gekannt. Ist auch ziemlich unmöglich das nicht zu kennen, weil es Pop-Kulturell natürlich auch auf jede erdenkliche Weise schon parodiert und/oder zitiert wurde.

Persönlich finde ich den Film tatsächlich auch gut gemacht, ist aber meines Erachtens Style over Substance, weil so richtig umgehauen hat er mich auch nicht.

Consider that a divorce!

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Vielgucker68 : : Moviejones-Fan
13.06.2022 11:53 Uhr
0
Dabei seit: 10.06.22 | Posts: 618 | Reviews: 15 | Hüte: 1

"The Sixth Sense" ist auch für mich einer jener Filme, die ich mir nicht oft ansehen kann, einfach weil ich das Ende natürlich schon kenne. Die Frage, die man sich hinterher stellen kann und die ich mir selbst auch gestellt habe: Hätte man auf diese Auflösung von selbst kommen können?
Mich hat das Thema Außenseiter fasziniert, denn das ist der Kleine. Seine Mutter sorgt allein für ihn, an einer Stelle sagt sie so etwas wie "Unserer kleinen Familie gehts im Moment nicht so gut." Das hat mir richtig weh getan. Toni Colette spielt diese Mutti grandios, aber auch Osment ist gut. Unheimlich, bedenkt man sein Alter. Durch diesen Film bekam ich auch endlich Zugang zu Bruce Willis, den ich ehrlich gesagt bis dahin nicht leiden konnte. So kann es manchmal gehen...

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