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Sommer 85

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Sommer 85 Kritik

Sommer 85 Kritik

Sommer 85 Kritik
0 Kommentare - 12.01.2024 von ProfessorX
In dieser Userkritik verrät euch ProfessorX, wie gut "Sommer 85" ist.
Sommer 85

Bewertung: 3.5 / 5

Im Jahr 1985 verbringt Alexis (Félix Lefebvre) seine Sommerferien gemeinsam mit seinen Eltern an der nordfranzösischen Küste. Als er mit seiner Segeljolle unterwegs ist, zieht überraschend ein Unwetter hinauf und sein Boot kentert. Wie durch ein Wunder wird er von David (Benjamin Voisin) gerettet und beginnt sich sofort in diesen zu verlieben. Es beginnt eine Sommerliebe.

Filme Leben von Kontrasten und schlechte Filme nur von Klischees. In Sommer 85 präsentiert sich eine Liebesgeschichte zwischen zwei jungen Männern, die tatsächlich ein Problem hat. Sie kommt als eine Art Mystery-Thriller daher, der irgendwie auf eine große Lösung hinauswill, die es aber nie geben wird. Und das hat auch einen bestimmten Grund. Es gibt hier nämlich oberflächlich betrachtet kein Mysterium. Alles was schockierend daherkommen soll, ist in Wahrheit eben alles andere als schockierend, sondern vom Film ganz klar aufgebaut und angeplant. Im Prinzip hat der Film weitere Probleme, die sich aber nicht so leicht greifen oder erläutern ließen. Im Schaffen von François Ozon gibt es hin und wieder mal ein Werk, über das sich streiten ließe. Mal ist es skandalös wie im Falle von Jung & Schön (2013) oder mal auch ein künstlerischer Fehltritt wie im Falle von Der andere Liebhaber (2017). Hier fällt aber vor allem auf, daß der Film sich nicht wirklich für eine tiefschürfende Analyse für irgendetwas eignet. Es ist vielleicht das persönlichste Werk des Künstlers und damit vielleicht auch sein einfachstes. Sicherlich, solche Aussagen werden über Regisseure und deren Schaffen am laufenden Band getroffen. Doch wenn man hier eine Liebesgeschichte zwischen zwei jungen Männern präsentiert bekommt, die dann muss, man unweigerlich auch daran denken, daß Ozon eben auch homosexuell ist. Sicherlich würde man andersherum, also wären es Mann und Frau in den Hauptrollen, nicht darüber reden.

Und mit der Belanglosigkeit des Werkes tut sich auch gleichsam eine Stärke des Films auf. Denn dadurch, daß das Thema der Homosexualität hier weitestgehend nach hinten rückt und immer wieder nur angedeutet wird, was denn die Menschen um Alexis und David herum davon halten, daß die beiden offensichtlich starke Gefühle füreinander pflegen. Selten wird hier gefragt, selten rückt der Film sein eigentlich erstmal für viele Menschen ungewöhnliches Thema einer gleichgeschlechtlichen Liebe in den Mittelpunkt und macht sich damit zu einem extrem angenehmen Werk, indem es nicht darum geht, zu zeigen, wie schlimm das System doch mit jenen Menschen umgeht. Und ja, auch diese Form der therapeutischen Bewältigung gibt es im Film und hat auch ihre Daseinsberechtigung. Interessant wird es dann aber vor allem, wenn so etwas von stockkonservativen Firmen wie Disney oder dergleichen propagiert und dann im Endeffekt nicht mal umgesetzt wird. Auch sollte man sich fragen, ob man, wenn man nicht etwa gerade zeithistorische Werke, wie etwa über die 1940er bis 1960er Jahre im amerikanischen Film in Szene setzt, da so ehrlich ist, was die Offenheit gegenüber fremden Kulturen, Hautfarben oder sexuellen Präferenzen angeht. Sommer 85 zumindest betreibt dahingehend keine Geschichtsklitterung.

Hier muss man tatsächlich auch mal das stilistische Können von Regisseur Ozon in dem Mittelpunkt rücken. Während er eigentlich für sehr feministisches Kino steht und man ihn schwer in irgendeinen Stil oder ein Genre einteilen kann, hat er hier vor allem ein großes Gespür für die Vergangenheit erwiesen. Der gesamte Film hat gar nicht den Anspruch besonders schön zu sein und so legt der Regisseur über seinen gesamten Film sogenanntes Filmkorn, wodurch sein Film natürlich direkt an die alten Bilder und Videos vergangener Tage erinnert. Auch in Sachen Ausstattung ist das hier angenehm. Natürlich könnte man über einige Dinge streiten, doch ist das noch lange nicht so peinlich in irgendeiner Form von Retromanie gefangen, wie es etwa bei Wonder Woman 1984 (2020) der Fall war. Und so ist der Film auch durch das Aufgreifen einer gewissen Stilistik im musikalischen Sinne weit mehr, als eben nur eine weitere Teenie-Romanze. Denn Drang zu rebellieren spürt man den gesamten Film über, was auch diese Liebe überhaupt so ein wenig begründet. Und dann geht es vor allem darum, sich auszuleben, in einer Zeit, die trotz berechtigter geopolitischer Ängste, gerade in der Elterngeneration nichts mehr bewegen wollte. Und da passt es dann auch ganz gut, daß etwa The Cure mit Inbetween Days hier gespielt wird.

Und das wird dann vor allem durch die perfekte Chemie zwischen den beiden Hauptdarstellern Félix Lefebvre und Benjamin Voisin getragen. Die beiden brauchen keine großen Gesten, um zu zeigen, wie verliebt sie ineinander sind. Ebenso hat der Film es nicht nötig, diese peinlichst genau in Szene zu setzen. Die Figuren sind überzeugend dargestellt und das reicht, um zu beweisen, wie ehrlich diese Geschichte ist. Und da kommt dann eben wieder diese Banalität der eigentlichen Geschichte zum Vorschein. Sie ist banal und das ist eben auch ganz gut so, weil sie dadurch nahbar wird. Natürlich muss gesagt sein, daß es so richtig auch nie um reine Homosexualität, sondern primär um Bisexualität geht. Doch auch diese Verwirrung findet ja ihre Berechtigung, weil man hier eben auch die Adoleszenz zeichnet.

Klar ist am Ende nur, daß Sommer 85 kein Film ist, über den man in Jahren noch nachdenken wird. Dafür macht er sich selbst zu persönlich und klein. Doch genau darin liegt auch die Stärke des Films. Denn während alles banal ist, ist es auch authentisch und man kann mit den Figuren mitfühlen. Getragen wird das von einer extrem guten Regie und zwei ebenso guten Hauptdarstellern. Große Fragen gibt es hier nicht zu beantworten und das sollte man vielleicht auch gar nicht.

Sommer 85 Bewertung
Bewertung des Films
710

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