Bewertung: 5 / 5
Ich mach es mal richtig kurz: Retrospektiv betrachtet ist Speed Racer für mich der beste Film der Wachowskis, und er verdient volle Lotte volle Punktzahl.
Filme bewerten ist immer eine subjektive Sache, und die Wahrnehmung eines Films ist auch immer davon abhängig, wo man selbst in seinem Leben steht. Nirgendwo wurde das so anschaulich erklärt wie in Twelve Monkeys in der Szene als sie Vertigo schauen.
Trailer zu Speed Racer
Als ich Speed Racer das erste Mal sah, fand ich ihn optisch überragend, aber mehr auch nicht, habe mir den Film gleich in meine Sammlung getan und danach wahrscheinlich nie mehr geschaut. Jetzt vor kurzem mal ein Retroreview gestartet, weil ich gerade die besten Werke der Wachowskis im Zuge der neuen Matrix Verfilmung Revue passieren lasse, und siehe da, mein Anfangsverdacht, dass Speed Racer sich irgendwo ganz weit oben fest setzen könnte, erhärtete sich schon wärhend der ersten 5-10 Minuten Filmmaterial.
Speed Racer ist nichts anderes als der wahr gewordene Traum eines jedes Manga- und Anime-Fans. Der Film versucht nicht nur, Manga zu Leben zu erwecken, es gelingt ihm scheinbar mühelos, die Genregrenzen auszuloten und zu überschreiten. Man merkt dem Film zu jeder Sekunde an, wie viel Liebe die Macher für das Sujet versprühen und mit wieviel Detail sie daran gearbeitet haben müssen.
Völlig entfesselt und naiv (im besten Sinne) erzählen sie hier die Geschichte von Speed Racer nach und dabei spinnen sie eine optische Orgie auf die Leinwand, welche sich vor keinem tatsächlichen Anime verstecken braucht. Dass die Geschichte dabei teilweise unnötig verkompliziert und verworren wird, geschenkt, das hat schon George Lucas im ominösen 1. Kapitel (4. Film) mit seinen diffusen Messages auch nicht besser hingekriegt, und auch dort retrospektiv betrachtet war alles besser als bei einem gewissen Jar-Jar Abrams Jahre später.
Nein, hier ist Style eindeutig over Substance, und hier sagen Bilder immer mehr als 1000 Worte, und das ist gut so. Und wenn man das weiß, weil man den Film irgendwann schonmal gesehen hatte, dann ist die Erwartungshaltung an den Film auch eine völlig andere, und man kann den Film völlig geniessen, indem man sich wirklich in diesen Overkill fallen lässt.
Die Wachowskis sind in ihren besten Momenten immer von guten Mangas inspiriert gewesen, das erkannte man in fast jeder Pore ihres bekanntesten Werkes Matrix, wo jede Einstellung geradezu aus einem großartigen Manga entlehnt schien. Doch ihre zwei großen Probleme waren immer, dass sie erstens ihre komischen Fetische in ihre Filme reintragen mussten, und so die Filme etwas diffuser erscheinen liessen (manche mögen meinen, dass das auch Teil ihrer filmischen Identifikation sein könnte) und zweitens dass sie auch ihre komischen (nennen wir sie mal netterweise) spirituellen Philosophien ans Volk rantragen mussten. Vor allem letzteres konnte häufig sehr fragwürdig angenommen werden, da sich das meistens mit der martialischen Inszenierung beissen konnte, und so zu extrem fragwürdiger Interpretation führen konnte.
Beides wird in diesem Kinderfilm (fast) komplett bei Seite geschoben, der Film hat keinerlei Mesage unters Volk zu bringen sondern will in erster Linie unterhalten, nicht mehr und nicht weniger. (Natürlich gibt es da trotzdem EINE Szene, die zumindest bei böswilligem Publikum immer noch ihren Fetisch projizieren könnte, aber mal ehrlich, gerade bei diesem Thema, gerade das nicht zu bedienen, wäre gerade bei den beiden auch ein Frevel gewesen, und sie halten sich ansonsten wirklich sehr angenehm zurück).
Speed Racer ist zudem toll gespielt und stark besetzt, auch die deutsche Besetzung ist top - ein Glück ist von Schweiger keine Spur ;-)
Aber der visuelle Overkill ist das A und O dieses megaspektajulären Films, der meiner Meinung nach ein 4k Update mehr als nur verdienen würde.
Der Film ist Spass pur und kein bißchen schlecht gealtert.
10 Punkte!