Bewertung: 4 / 5
"Spider-Man: Into the Spider-Verse" interessierte mich aufgrund der aktuellen Superhelden-Schwemme eigentlich nur, weil Phil Lord & Chris Miller als Produzenten und Phil Lord als kreativer Kopf hinter dem Projekt stehen.
Mit "The Lego Movie" reformierten die beiden bereits das Genre des Computeranimationsfilms, dieser zog mit "The Lego Batman Movie" wiederum einen Film nach sich, welcher den DC-Filmen mit Liebe zu den Comics eine Frischzellenkur verpasste.
Gleiches gilt nun für "Spider-Man: Into the Spider-Verse" - eine tiefe Verbeugung vor den Spider-Man-Comics (sowie vor Stan Lee und Steve Dikto) und den bisherigen Filmen (Sam Raimi, Marc Webb) und zugleich eine erfrischende Neuausrichtung Spider-Mans. Obwohl Lord & Miller hier eben nicht als Regisseure fungierten, schimmert ihre Handschrift schon deutlich durch.
Trailer zu Spider-Man - A New Universe
Analog zur Lego-Optik geben sich die Regisseure nun vollkommen der Comic-Optik hin, die sich irgendwo zwischen den gezeichneten Comics und den CGI-Animationen der Comic-Telltale-Games ("The Wolf Among Us", "Batman") bewegt. Farbgebung, Splitscreens, Textfelder (Inhalts- und Ortsbeschreibungen, Sprech- und Gedankenblasen) und damit zusammenhängend innere Monologe werden originell und kreativ genutzt, um sowohl eine glaubhafte Comic-Atmosphäre zu erschaffen, als auch um die Charakterentwicklungen und -konflikte auf formaler Ebene herauszuarbeiten. Darüberhinaus nehmen sich die Regisseure Spider-Mans Wandkrabbel-Fähigkeiten an, spielen mit diversen Perspektivwechseln und Kameraeinstellungen und setzen somit den menschlichen Blickwinkel auf den Hochhaus-Dschungel hervorragend außer Kraft.
Inhaltlich ist "Spider-Man: Into the Spider-Verse" als Alternativ-Spin-Off zu den Raimi-Filmen angelegt, ist dabei aber klar in seinem eigenen Universum angesiedelt. Peter Parker (Chris Pine) bekämpft nun schon seit Jahren als Spider-Man Verbrecher und muss sich aktuell mit dem Kingpin (Liev Schreiber) herumschlagen, der einen Teilchenbeschleuniger gebaut hat, um einen Zugang zum Multiversum zu erhalten. Im Zentrum der Handlung steht derweil der Teenager Miles Morales, der Schwierigkeiten hat, den Erwartungen seiner Eltern gerecht zu werden und sich in der neuen Schule einzuleben. Nebenher ist er ein glühender Spider-Man-Verehrer.
Weiter möchte ich an dieser Stelle aus Spoilergründen nicht gehen, dem Filmtitel kann man allerdings bereits entnehmen, dass Kingpins Plan tatsächlich aufgeht. Aus der Multiversums-Prämisse kreieren die Regisseure und Autoren eine witzige und parodistische Komödie, in der zeitschleifen-artig immer mehr Versionen Spider-Mans auftauchen, die sich an Skurilität und Trashigkeit stets übertreffen - unter Anderem Nicolas Cage als schwarzweißer Spider-Noir aus den 30er Jahren.
Kombiniert mit den Charakterkonflikten seiner Protagonisten, insbesondere mit der Coming-of-Age-Dramödie über Miles Morales und seinen Wunsch, ein wahrer Spider-Man zu werden, ergibt sich daraus ein origineller (Origin-)Superheldenfilm, der wunderbar erläutert, dass sich Superhelden-Filme in ihrem Dasein neu erfinden und neu ausrichten müssen, wenn sie überleben wollen.