Bewertung: 4 / 5
Marty Baron (Liev Schreiber) ist der neue Chefredakteur des Boston Globe. Eines Tages stößt er auf einen Artikel über Kindesmissbrauch in der katholischen Kirche und beschließt das Spotlight-Team, eine Gruppe investigativer Reporter darauf anzusetzen. Das Team um Michael Rezendes (Mark Ruffalo), Robby Robinson (Michael Keaton) und Sacha Pfeiffer (Rachel McAdams) findet nach und nach immer mehr Menschen, die von Mitgliedern der Kirche missbraucht wurden und arbeitet sich akribisch durch die Vergangenheit einer Organisation, die offenbar auch wusste, was in ihren eigenen Reihen geschah.
Man sollte meinen, daß ein Film wie Spotlight ein Selbstläufer ist: Hochaktuelles Thema, halb Hollywood im Cast und eine Geschichte, bei der es auch kein Kritiker wagen würde, diese als schlecht zu bezeichnen, da man den Opfern ja damit nicht gerecht würde. Vorhersehbar und langweilig könnte man diesen Journalisten-Film bezeichnen.
Trailer zu Spotlight
Doch man würde auch dem Film nicht gerecht, wenn man diesen als solches bezeichnen würde. Denn Tatsache ist, daß Spotlight zwar trotz seiner Einfachheit vermutlich von der Academy 2016 zum Besten Film des Jahres gekührt würde, aber trotzdem auch ein toller Film ist. Denn zum einen ist es nun mal so, daß dieses Thema unglaublich wichtig ist, zum anderen verliert der Film sich eben nicht in unnötigem hin und her seiner Protagonisten, sondern zeigt, wie vorsichtig und akribisch dieses Team vorgehen musste, damit sich der ganze Aufwand auch lohnt. Wo etwa ein The Big Short im gleichen Jahr als ziemlich Dröge und unverständlich daherkommt (und ja, ich finde nicht, daß die Entschuldigung "Ja, ihr müsst ja nicht alles verstehen." die der Film selbst betreibt, angebracht ist), so ist Spotlight vor allem simpel gehalten. Es ist kein besonders tiefsinniger Film. Der Zuschauer versteht zu jedem Zeitpunkt, was seine Protagonisten eigentlich tun.
Davon abgesehen ist der Film auch schauspielerisch jetzt keine Offenbarung, und wieder einmal fragt man sich, wie viel die Academy eigentlich von Kunst versteht. Denn so gerne ich auch Mark Rufallo und Rachel McAdams mag, so kann ich beim besten Willen nicht verstehen, was an ihren Performences eigenltich dazu geführt hat sie für einen Oscar zu nominieren, und dann noch als Nebendarsteller. Da empfand ich tatsächlich Liev Schreiber als wesentlich spannender, da er für mich tatsächlich der Einzige war, bei dem man sagen könnte, er spielt etwas unerwartetes für seine Verhältnisse.
Aber trotzdem ist dieser Film in manchen Bereichen dann auch ziemlich emotional. Es fällt schwer bei diesem Thema nicht irgendeine Form von Mitgefühl zu empfinden. Wenngleich man nach dem Film eigentlich auch keine neuen Erkenntnisse erlangt hat, so kann dieser Film im besten Falle zur Aufklärung beitragen und im schlimmsten hat man einfach einen tollen Film gesehen.
Man kann ja immer über die Qualitäten eines Films streiten. Ob nun dieser, oder jener Film einen Preis verdient hätte. Spotlight jedenfalls erklärt gut, wie Recherche-Arbeit funkioniert, wie frustrierend eben diese sein kann und was für ein Ausmaß dieser Skandal letztlich hatte. Natürlich ist gerade letzteres auch nicht unbedingt etwas, was nicht jeder Mensch wüsste, sofern er denn nicht für Jahre hinter dem Mond gelebt hätte. Aber unterhaltsam ist Spotlight alle mal.