Bewertung: 4.5 / 5
Star Wars ist weniger ein Film und mehr eine Institution. Als er 1977 in die Kinos kam, schuf er (zusammen mit Der weiße Hai) den modernen Blockbuster – mit allen seinen Stärken und Schwächen - und einen Mythos, der Popkultur wie kaum ein anderes Werk beeinflusst hat. Er revolutionierte Spezialeffekte und Marketing. Er zementierte die Veröffentlichung von Filmen in tausenden Kinos als Standard für große Produktionen. Und er hat eine Fanbasis, deren Liebe teilweise in Fanatismus ausartet, was man bei der Neuveröffentlichung des Films als „Special Edition“ und den Prequels sehen konnte, die beide zu heftigen Diskussionen führten.
Aber ist der Film diesen Terz tatsächlich Wert? Durchaus. Selbst nach 40 Jahren hat Star Wars dieses gewisse Etwas, das einflussreiche Filme ausmacht. Es ist eine simple Geschichte, aber erstklassig erzählt, voller memorabler Szenen, ikonischer Zitate und Charakteren, die über ihre Archetypen hinauswachsen. Das liegt vor allem an den Darstellern: Alec Guiness verströmt Klasse und Stil, Carrie Fisher sorgt dafür, dass Prinzessin Leia nicht zur simplen „Damsel in distress“ wird, und Harrison Ford trifft genau die richtige Balance zwischen schmierig und charismatisch. Nur Mark Hamill bleibt ein bisschen blass, was aber auch am Drehbuch liegt, dass ihn zu einem eher passiven Protagonisten macht. Er reagiert mehr, als dass er agiert, was jedoch erstaunlich gut funktioniert.
Trailer zu Star Wars: Episode IV - Eine neue Hoffnung
Und die eigentliche Geschichte des Films? Die ist so bekannt, dass sogar Menschen, die den Film nicht gesehen haben, mit der Kernbegriffen etwas anfangen können: Todesstern, Jedi-Ritter, Lichtschwerter, Millenium Falcon – fast jeder hat zumindest eine vage Vorstellung davon, was es damit auf sich hat. Es ist eine klassische Heldengeschichte, tausendmal erzählt, aber hier wieder neu entdeckt für eine neue Generation. Daran ist nichts Verwerfliches, denn hinter Star Wars scheinbarer Simplizität steckt ein komplizierter Trick: es nimmt ein als Schund angesehenes Genre - Sci-Fi Serien wie Flash Gordon aus den 40er Jahren - und veredelt es zu einem ernstzunehmenden Epos auf kosmischer Skala. Wie schief das gehen kann, zeigen all die fürchterlichen Star Wars-Kopien, die in den anschließenden Jahren die Kinos überfluteten. Ein Film wie Star Crash (der Hamill und Ford mit Marjoe Gortner und David Hasselhoff ersetzt) ist für ein paar unfreiwillige Lacher gut, aber nicht für eine Industrierevolution. George Lucas und Steven Spielberg würden mit den Indiana-Jones Filmen jedoch später Abenteuerschundromanen einen ähnlichen Ansehensschub verpassen (ob Giallos in die gleiche Kategorie gehören, ist eine Diskussion für einen anderen Artikel).
Kritisieren kann man im Endeffekt nur Details: Der Dialog ist manchmal ziemlich gestelzt (wie Harrison Ford es während des Drehs sagte: “George, you can type this shit, but you sure can’t say it”), einige Szenen wie der Tod von Lukes Zieheltern wirken unterentwickelt und das Ende ist sehr abrupt. Aber all das wird durch den perfekten Soundtrack und das exzellente Pacing - das wohl vor allem Editor Marcia Lucas zu verdanken ist - ausgeglichen: der Film bewegt sich mit optimaler Geschwindigkeit vom Start zum Ende und John Williams Musik macht auch schwächere Szenen zu einem absoluten Wunder. Star Wars Ziel war es immer, den staunenden Zuschauer mitzunehmen auf eine Reise durch eine Galaxie, weit fern von uns. Ein paar Kratzer im Lack stören da nicht.