Bewertung: 3.5 / 5
Um seine Schwester (Lim Ji-eun) vor dem sicheren Tod zu retten versucht Ryu (Shin Ha-kyun) alles Mögliche um ihr eine passende Niere zu beschaffen. Als nichts so richtig funktionieren möchte, plant der die Entführung eines Mädchens, welches er zusammen mit einer Freundin (Bae Du-na) kidnappt. Das Opfer der beiden ist die Tochter des Geschäftsmannes Park Dong-jin (Song Kang-ho), welche im Laufe der Entführung stirbt. Voller Bitternis macht sich der Trauernde Vater auf den Weg und sinnt auf Rache für den Tod seiner Tochter.
Thematisch orintiert sich Park Chan-wook in dem ersten Teil seiner Rachetrilogie vor allem an den dunklen Seiten des New-Hollywoodkinos. In der Umsetzung bedeutet dies, daß der Zuschauer mit teilweise moralisch zwielichtigen Charakteren konfrontiert wird, die sich ihrer Handlungen bewusst sind, aber eben durch ihre Umwelt, oder auch den Zufall dazu genötigt sind zu handeln. Dabei moralisiert Park hier nicht und sagt was man gut oder schlecht zu finden hat. Im Gegenteil, seine Regie fungiert als bloße Beobachtung von Geschehnissen, die die Protagonisten durchleben. Dadurch wirken die Bilder oftmals unterkühlt und dokumentarisch, was es dem Zuschauer recht einfach macht, sich in diese Welt zu finden.
Insbesondere ist die handwerkliche Arbeit von Park Chan-wook und seinem Kameramann Kim Byung-il zu loben. So inszeniert der Regisseur seine Geschichte schon in theatralischen Ausmaß, ohne dabei plakativ zu wirken. Seine Bilder sind Triste und in machen Momenten auch recht schockierend, doch sie geben dem gesamten Szenario eine anziehende Wirkung und sorgen für eine Spannung.
Schauspielerisch kann sich das ebenfalls sehen lassen. So ist Song Kang-ho bereits seit Jahren einer der bedeutensten Schauspieler des neuen koreanischen Kinos. Über seine Popularität im westlichen Teil der Welt lässt sich sicher streiten, allerdings liefert er hier eine unglaublich intensive Performance ab. Als Charakter ist sein Park Dong-jin zwar nicht zwingend der netteste Geselle, aber intensiv und greifbar zu jedem Zeitpunkt. Man kauft ihm die Trauer und Wut in jeder Szene ab, was den ganzen Film authentischer wirken lässt. Dazu ist auch Shin Ha-kyun als taub-stummer Fabrikarbeiter toll anzusehen. Wenngleich er in seinem Spiel oftmals sehr naiv rüberkommt, ist es auch genau das, was der Film vermitteln will. In einem Moment scheint da eine Idee für etwas vorzuliegen, welche der Film dem Zuschauer vermitteln will. Oder anders ausgedrückt: Wir verstehen, warum Charaktere so handeln wie sie handeln. Ein wichtiges Merkmal für einen Film, wenngleich das alles hier auch ein wenig weit hergeholt wirken kann. Dazu lässt sich der Film eben nur Schauen, wenn man sich dem Ganzen hingeben möchte.
Überdies krankt der Film jedoch an einem großen Problem: Der Plot ist viel zu simpel. Während Filme wie Oldboy oder Die Taschendiebin noch gut verschacheltn konnten, wohin sie möchten, ist Sympathy For Mr. Vengeance zu keinem Zeitpunkt Komplex oder erreicht auch nur annährend die Qualitäten der genannten Beispiele. Park gibt dem Zuschauer die Prämisse und geschulten Augen wird dabei sofort klar, in welche Richtung sich der Film entwickeln wird. Denn auch dieser Film möchte etwas sagen. Wenngleich er nicht moralisiert, ist doch deutlich, wogegen sich der Film aussprechen möchte und was er eigentlich sagen will.
Interessant ist, daß die Frau als Individuum hier abgesehen vom Auslöser der ganzen Geschichte, keine weitere große Rolle spielt. Das ist insofern besonders, als das Park Chan-wooks Filme auch immer einem gewissen Feminismus unterliegen. Doch in diesem Fall bleiben sie eher außen vor und in den Fokus gerät eine Italo-Western-Atmosphäre die das raue und dreckige Südkorea zeigen.
Der Auftakt zur sogenannten Rache-Trilogie erinnert in Teilen an das New Hollywood-Kino: Rau, hart, wortkarg und sozialkritisch lässt Regisseur Park Zufälle und Misstsände aufeinander los, ohne dabei großartig moralisch zu werden. Sicherlich ist er dies zu gewissen Zeitpunkten trotzdem und auch die Geschichte könnte etwas mehr Innovation vertragen, allerdings macht der Film das durch seine Inszenierung, Härte und Darsteller wieder wett und es entsteht ein intensiver, künstlerisch hochwertiger Thriller der zu unterhalten weiß.