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Tenet

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Tenet Kritik

Tenet Kritik

Tenet Kritik
0 Kommentare - 26.07.2023 von ProfessorX
In dieser Userkritik verrät euch ProfessorX, wie gut "Tenet" ist.
Tenet

Bewertung: 3.5 / 5

Ein CIA-Agent (John David Washington) wird bei einem Einsatz in der Kiewer Oper enttarnt und überwältigt. Es stellt sich heraus, daß das ein Test war und nun gewinnt er Zugang zu einer supergeheimen Organisation, die versucht den Dritten Weltkrieg zu verhindern. Die Mitglieder der Organisation können Gegenstände aus der Zukunft rückwärts durch die Zeit bewegen. Nun wird ihnen durch einen Mittelsmann namens Andrei Sator (Kenneth Branagh) aus der Zukunft der Krieg erklärt. Gemeinsam mit seinem Partner Neil (Robert Pattinson) soll der Protagonist sich Zugang zu Sator verschaffen. Sie glauben, ihre beste Chance ist eine Frau Kat (Elizabeth Debicki)

Zunächst hatte man gedacht, daß man hier über einen Film spricht, dessen Gimmick es aufzudröseln gilt. Christopher Nolan hat sich über die Jahre hinweg, besonders mit Werken wie Memento (2000), Prestige – Die Meister der Magie (2006) oder auch Inception (2010) einen gewissen Ruf erarbeitet, nach welchem seine Filme den Verstand angreifen und diesen herausfordern. Mit Tenet greift er große Themen auf, wie das Großvaterparadoxon, Einflüsse aus der Zukunft, die Einfluss auf die Vergangenheit nehmen und umgekehrt. Für Nolan ist das Thema Zeit immer präsent. Auch das zieht sich durch seine Filmografie und in seinen hochkomplexen Inde-Blockbustern spricht er über große Themen, wie den Kapitalismus, die Existenz, mal auch etwas kitschig und darüber, daß Liebe das alles sei und Zeiten überdauern wird. Nun muss man sich aber mal eine Frage stellen, wenn man sich Tenet anschaut. Denn das Werk, daß sich wohl kaum wie ein zweites eben als klassischer Nolan beschreiben lässt, wirft eine ganz besondere Frage auf, die im Schaffen von Nolan und seiner Rezeption durch die Masse einen Bruch bedeuten könnte. Die Frage, die man sich stellen muss, unweigerlich zum Ende hin, ist ja, ob es die Sache eigentlich wert ist. Denn ganz salopp gesagt hat Nolan einen Film geschrieben, der auch ein James Bond vergangener Tage sein könnte. So war er gedacht, so ist er gemacht worden und daher sind auch die einzelnen Beziehungskonstrukte relativ banal gehalten.

Trailer zu Tenet

Man beißt sich da die Zähne aus, wenn man versucht, die Figuren in diesem Treiben zu analysieren. Vielleicht, weil sie banal sind. Vielleicht, weil man sie nicht versteht. Viel eher und am wahrscheinlichsten scheint jedoch, daß sie letzten Endes nur noch Metaphern darstellen. Wenn Tenet das zur Tugend macht, daß seine Hauptfigur keinen Namen hat, könnte man denken, daß diene irgendeinem höheren Zweck oder sei in irgendeiner Weise irgendwie clever. Nun, dem ist schlicht und ergreifend nicht so. Und ja, das Modell funktioniert grundsätzlich auch. Themen wie Umweltzerstörung, die Stellung von Kapital vor Menschlichkeit und all diese Themen, die jeder moderne Film, der nicht einem krassen neoliberalen Konservatismus unterliegt, aufgreift, werden auch in Tenet zur Diskussion gebracht. Interessant ist dabei die Ausgangslage, weil Nolan sich auch definitiv nie festlegt, was er nun eigentlich dem Zuschauer erklären will. Denn daß Nolan ein Erklärbär ist, dessen Geschichten mit soviel Exposition und vermeintlicher Komplexität aufgeladen werden, daß beweist auch Tenet, mit den Konzepten der Inversion und Entropie. Letzten Endes muss man sich das wohl so vorstellen, daß Dinge, die vorwärts ablaufen, auch egnauso gut rückwärts ablaufen können. Ganz banal gehalten, wesentliche Teile vielleicht vergessen und verstreichen lassen, aber der Punkt ist ja, ist es das Wert? Nolan ist kein Godard, der etwa mit Werken wie Weekend (1967) völlig die Grenzen des guten Geschmacks auslotete. Er ist auch kein Kubrick, der mit 2001: Odyssee im Weltraum (1968) das komplette Dasein und die Existenz als solche in Frage gestellt hat. Tenet ist eben ein Independentfilm, mit zu viel Budget.

Stil hat das insgesamt aber alles schon ein wenig. Wenn Figuren sich hier unterhalten, in diesen immer dunkelgehaltenen Bildern und Kugeln nicht aus einer Waffe abgefeuert werden, sondern zurückkommen, dann ist es eben ein nettes Gimmick und sicherlich macht das auch Spaß. Allgemein lässt sich sagen, daß Nolan über die Laufzeit von etwa zweieinhalb Stunden auch zu keinem Zeitpunkt die Nerven des guten Geschmacks, im Hinblick auf die Laufzeit überschreitet. Das ist schon cool, wenn sich da Menschen in Anzügen prügeln und besonders Kenneth Branagh erweist sich hier als absolutes Gold in Sachen Schauspiel. So ist seine Figur zwar ein Klischee, dennoch sorgt sein Spiel dafür, daß man diesen Mann irgendwie im Gedächtnis behält. Man weiß nicht so recht zu sagen, ob es Sympathie ist, ob da das nachvollziehen kann, was die Figur da tut. Irgendwie hat er eine eigenartige Faszination zu sich. Gleichsam kann man sich dann auch auf die Metapher versteifen. Man überlegt, wie sich die Zukunft auf die Gegenwart auswirkt. Wenn man das vergleicht, mit der Realität der Gegenwart, in der man eigentlich immer davon spricht, daßsich der Umgang mit der Natur und allem, was der Mensch so anstellt, eines Tages mal rächen wird, dann ist es schon ironisch, daß die Bedrohung hier aus der Vergangenheit kommt.

Diese Botschaft liegt ja klar vor einem. Es ist ein Generationenkonflikt. Und auch in früheren Werken wie Interestellar (2014) handelte Nolan schon die Frage nach dem Umgang mit der Umwelt aus. Ähnlich wie dort versteift sich Nolan irgendwie auf Gefühle. Das nimmt nicht das Ausmaß seines Science-Fiction-Werkes an, ist aber klar auch hier Teil der Geschichte. Zwischenmenschliche Beziehungen, Liebe und dergleichen überdauern die Zeit. Leider krankt Nolan auch in Tenet an solchen Themen, weil ihm Emotionen und wahre Gefühle nur ganz selten liegen. Nolans Stärke ist das kühle und analytische. Und dann wirkt auch der Konflikt, weil es natürlich um Rache geht. Die Menschen der Zukunft rächen sich für das, was ihnen widerfahren wird. Es ist im Hinblick auf den Klimawandel bittersüß und lässt einen zynisch werden. Wenn man bedenkt, daß man solche Diskussionen bereits seit den späten 1960er, spätestens aber seit den 1970er Jahren führt. Insgesamt wird dabei das Schauspiel wieder zurückgestellt. Nolan ist ja noch nie ein wirklich schauspielfreundlicher Regisseur gewesen, indessen er Schauspielern zwar Raum gibt, aber auch in Tenet diese nie über der Geschichte stehen. Insofern ist es auch bewundernswert, daß sowohl Washington als auch Pattinson, Branagh und Debickihier schon einen bleibenden Eindruck hinterlassen.

An Zeitreiseplots und Erklärungen beißt sich Tenet so ein wenig die Zähne aus, denn man weiß nie genau, warum es das nun am Ende des Tages wert sein soll. Gleichwohl gelingt es dem Film durch Schauwerte, wie groß geplante Sequenzen, daß das Schauspiel und ein in sich nettes Gimmick zu überzeugen. Daß das nicht meisterhaft ist, ist klar, wenn man sich ganz alten Mustern bedient und dennoch kann das eine Zeit lang sehr gut unterhalten.

Tenet Bewertung
Bewertung des Films
710

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