Bewertung: 3.5 / 5
Nachdem der Versuch gescheitert ist, Sarah Connor (Linda Hamilton) im Jahr 1985 zu töten, unternehmen die Maschinen einen weiteren Versuch und versuchen nun die junge Version von John Connor (Edward Furlong) zu ermorden. Diesmal entsenden sie den T-1000 (Robert Patrick), der dies bewerkstelligen soll. Unterdessen gelang es den Rebellen in der Zukunft den T-800 (Arnold Schwarzenegger) umzuprogrammieren, sodass dieser in die Gegenwart gesendet werden kann, um Connor um jeden Preis zu beschützen. Zusammen mit Sarah versucht der T-800 sein bestes, um den Jungen am Leben zu halten.
Es gibt Filme, die entziehen sich manchem Verständnis. Jene Werke, die ob bestimmter Dinge stilprägend, qualitativ, zeitlos, gewagt, intellektuell, schockierend oder einfach grandios sind. Einer dieser Filme, die diesen Ruf haben, ist Terminator 2 – Tag der Abrechnung. Und es ist fast schon aufregend, wie auch beängstigend sich diesem Film zu nähern, gerade wenn und weil man da eine kontroverse Meinung hat. Die Wertungskultur zu durchdringen, ist schwer. Ein Medium, daß so darauf bedacht ist, Gefühle zu replizieren und verdeutlichen, hat eben das Problem, daß man, wenn einmal der Punkt erreicht ist, an dem man eine von der Masse abweichende Meinung hat, daß man diese auch begründen muss. Ganz salopp gesagt, ist man da aber eigentlich auch nicht in der Bringschuld. Und um einen Vergleich heranzuziehen, der jetzt schon für schreiende Augen sorgen wird, ist es dennoch wichtig auf einen gemeinsamen Konsens zu kommen und vielleicht sogar etwas persönlicher zu werden. Denn während man aus verschiedensten Gesichtspunkten sagen kann und vielleicht sogar muss, daß Star Wars: Episode IV – Eine neue Hoffnung (1977) ob der banalen Geschichte und des ein oder anderen dilettantischen Dialoges und der stellenweise fragwürdigen Inszenierung kein Meisterwerk ist, ist auch James Camerons Terminator 2 – Tag der Abrechnung keines dieser Werke, welches man in die Riege von Spiel mir das Lied vom Tod (1968), Die Verurteilten (1994), Fight Club (1999) oder auch Psycho (1960) packen kann. Denn dafür ist die Geschichte zu banal, die Dialoge zu post-pubertär und der Film zu vorhersehbar.
Trailer zu Terminator 2 - Tag der Abrechnung
Es mag aus dem kollektiven Gedächtnis verschwunden sein, daß man wirklich einmal einen Terminator hatte, der nicht auf der Seite der Guten kämpfte. Bis Anfang der 1990er Jahre, um genau zu sein, war das also ein bis dato unbesiedeltes Land, daß Cameron mit seinem Drehbuch erreichte. Ebenso waren Explosionen, dieser Art in Kombination mit Technik und praktischen Effekten ebenso unerreicht. Cameron setzte auch hier wieder Maßstäbe, an denen sich besonders Regisseure wie Christopher Nolan heute noch messen. Doch dieses technische Top-Niveau, daß hier erreicht wurde, wurde auch nie wieder in die Riege der zeitlosen Klassiker und Meisterwerke gehoben, wie im Falle von Terminator 2 – Tag der Abrechnung. Denn sicherlich reden Leute davon, daß Filme wie Matrix (1999), John Wick (2014) oder sogar Transformers (2007) das Kino in gewisser Weise prägten, aber zumindest bei drei von zwei ist man sich innerhalb der Masse wohl ziemlich einig, dass sie gut oder vielleicht auch weniger gut sind, dann aber auch nicht mehr. Der Grund, warum Terminator 2 – Tag der Abrechnung also meines Erachtens ebenso in die Kategorie der genannten Beispiele gehört, ist eben der, daß er auf inhaltlicher Ebene zu wenig Neues bietet und dafür aber auch eine halbe Stunde länger ist. Und dann muss man sich schon fragen, was genau der Maßstab für einen guten Film eigentlich ist. Denn wie so häufig vermischt Cameron auch hier ernste und große Themen mit Action auf einer solch banalen Ebene, daß es einfach retrospektiv nicht mehr ausreicht, einfach nur gute Bilder produzieren zu können. Häufig hört man dann in irgendwelchen Kritiken, daß dieser Film gut sei, weil er gut ist. Quasi die Erkenntnis das 100 % in der Mathematik eben ein ganzes ergeben. Das ist aber Erklärungsscheu und man fragt sich, wo ist sie abgeblieben.
Nun muss man diesem Film bei aller Kritik auch einiges zusprechen. Denn selbst wenn es so klingen mag, schlecht ist er eben auch nicht. Was vor allem funktioniert, ist, daß der Film einen Kinderdarsteller in der wohl für das Franchise wichtigsten Rolle etablieren konnte, der tatsächlich mimisch, wie auch rein physisch fast alles an die Wand spielt. Man hat zwar hin und wieder das Gefühl, daß John Connor Worte in den Mund gelegt werden, die er so niemals sagen würde und die ein erwachsener Mann verfasst hat, aber auf der anderen Seite fällt diese Kinderfigur dadurch positiv auf, daß die das Geschehen im Film aktiv beeinflusst. Das Kind ist nicht endlos nervig und der Film traut seiner Heldenfigur am Ende des Tages doch relativ viel zu, weswegen man schon den Eindruck hat, daß man ihm folgen möchte. Ebenso verhält es sich auch mit Sarah Connor, die relativ gekonnt als eine Art Amazone in Szene gesetzt wird. Nicht indessen, dass Hamilton hier viel Haut zeigte, sondern primär deshalb, weil sie ebenso aktiv am Geschehen teilnimmt, wie es sonst eher selten der Fall im männerdominierten Actionkino war und nach wie vor auch noch ist. Dazu beweist Cameron auch gerade im Hinblick auf das Finale einen gewissen Wagemut, der dem Blockbusterkino ziemlich gut steht. Indem er die Geschichte dabei zwar weitestgehend auserzählt, hat er zwar die Zukunft des Franchises wohl damals schon unter die Erde gebracht, doch diese Art, mit Charakteren umzugehen und das Ableben einer Figur nicht nur als Schockeffekt einzusetzen, dafür gebührt dem Mann höchster Respekt. Denn so passiert es eben heute. Jeder, der die letzten Gräueltaten moderner Franchise-Rivivals à la Star Wars, Scream oder anderer Reihen gesehen hat, wird das bestätigen können.
Glück für Cameron ist es ebenso, daß der Film eben deutlich bessere und größere Sets im Vergleich zu seinem Vorgänger Terminator (1984) aufweisen kann. Wirkte die Zukunftsvision im Vorgänger noch so wie eine abgefilmte Müllkippe, sieht man hier den echten Verfall. Ebenso verhält es sich mit den Terminatoren, die deutlich organischer laufen, schneller und gefährlicher agieren und damit auch eine echte Bedrohung für die Figuren darstellen. Doch bei allem nötigen Respekt davor, ein Film ist am Ende des Tages eben kein Grafikuptdate. Es geht im Kino nicht darum, daß Filme gut aussehen, denn dann dürfte man das deutsche Kino der 1960er bis 1980er Jahre, sowie den gesamten europäischen Film zu jener Zeit komplett in die Tonne werfen. Rainer Werner Fassbinder war kein großartiger Regisseur, weil seine Filme leicht verständlich waren und gut aussahen, sondern weil der Subtext und die angesprochenen Themen gesellschaftlichen Zündstoff bedeuteten. Und selbst wenn Terminator 2 – Tag der Abrechnung auch vieles zum Explodieren bringt, bedient er im Kern doch eher wieder konservative Werte, wie die Familie, die im Mittelpunkt steht. Das Versagen eines Staates und einer Gesellschaft und ganz besonders der Umgang mit Punks, der hier gezeichnet wird, ist dann doch eher etwas peinlich geraten. Ja, Opa schimpft wieder. Sehr gut, dann weiß man, man hatte wenigstens mit ein paar Dingen recht.
Blasphemie, er brachte Blasphemie in die Welt. So gut kann kein Film sein und Terminator 2 – Tag der Abrechnung ist eben kein Meisterwerk, nur weil man das zehnmal wiederholt. Denn je mehr man das Werk auf Inhalte untersucht, desto weniger Substanz ist dort zu finden. Zu wenig Neues, zu viele Minuten, die man über sich ergehen lassen muss und das Erfinden von neuer Technik und neuer Charakterstruktur macht dann eben auch noch keinen großartigen Film, aber zumindest einen guten und mehr ist er eben nicht.