Anzeige
Anzeige
Anzeige

The Best Offer - Das höchste Gebot

Kritik Details Trailer News
Prädikat: besonders wertvoll

The Best Offer - Das höchste Gebot Kritik

The Best Offer - Das höchste Gebot Kritik
0 Kommentare - 01.04.2013 von FBW
Hierbei handelt es sich um eine Kritik der Deutschen Film- und Medienbewertung (FBW).

Bewertung: 4 / 5

Virgil Oldman (Geoffrey Rush) ist ein renommierter Kunstexperte und Auktionator. Sekundenschnell kann er ein wertvolles Original von einer minderwertigen Fälschung unterscheiden, auch wenn er seine Kunden darüber mitunter im Unklaren lässt. Seine Expertisen sind unangefochten, und seine Dienste weltweit gefragt. Er selbst hat für die Welt und seine Mitmenschen allerdings nicht viel übrig. Allein lebt er in einem luxuriösen Apartment hoch über der Stadt und meidet den direkten Kontakt mit der Umwelt. Wenn Virgil ausgeht, trägt er stets Handschuhe, die er hinter den Schiebetüren eines riesigen Wandschranks fein sortiert aufbewahrt. Ein distinguierter Sekretär erledigt alles Geschäftliche und hält Virgil lästige Anfragen und Besucher vom Leib. Aber ausgerechnet an seinen 63. Geburtstag lässt sich eine Anruferin nicht abwimmeln. Die 27jährige Claire (Sylvia Hoeks) möchte nach dem Tod ihrer Eltern Antiquitäten aus dem Familienbesitz veräußern und von Oldman katalogisieren lassen. Jedoch bekommt Virgil seine Auftraggeberin nicht zu Gesicht. Wegen einer Angststörung geht sie nie aus dem Haus und kommuniziert mit ihm nur per Telefon oder hinter verschlossenen Türen der alten Villa. Ja kapriziöser sie sich gebiert, desto mehr gerät Virgil in ihren Bann. Er weiht den jungen Mechaniker Robert (Jim Sturgess), den er konsultiert, um aus einigen im Keller der Villa gefundenen feinmechanischen Teilen einen antiken Maschinenmenschen zu rekonstruieren, in das Mysterium ein. Robert wird zum Ratgeber und Komplizen in einer Amour Fou, die Virgils pedantisch geregeltes Leben völlig durcheinander bringt...

The Best Offer - Das höchste Gebot ist ein intelligenter Thriller aus dem Kunstmilieu und darüber hinaus ein elegantes Vexierspiel um Obsessionen und Täuschungen in der Liebe und der Kunst. Es geht um Echtheit und Lüge, Fälschung und Wahrheit, und letztendlich um die Frage, ob nicht jeder Fälschung auch etwas Echtes innewohnt. Seine Faszination bezieht der Film aus einem komplex konstruierten Plot, der gekonnt mit Obsessionen, Neurosen und Phobien spielt, und aus seinem opulenten, stilvollen Setting. Angesiedelt in der reichen und kultivierten Kunstszene und einer nicht näher bezeichneten Stadt, die mit den Drehorten in Norditalien, Wien und Prag das Ambiente eines aus der Zeit gefallenen habsburgischen Mitteleuropa hervorruft, entsteht eine rätselhaft romantisch-morbide Stimmung, die Unheil ahnen lässt. Giuseppe Tornatore setzt sein eigenes Drehbuch präzise und mit sichtbarer Freude an den darin aufgebauten Mysterien und Schauwerten in Szene. Die Auktionsszenen sind wie Orchesterstücke gestaltet " mit Virgil Oldman als Dirigent am Pult.

Auch die geschliffenen Dialoge zwischen Virgil und Robert oder Billy, die das Geschehen reflektieren und vorantreiben, sind genau getaktet. Dies wird unterstrichen durch die passende Musik von Ennio Morricone und die schwebende Kamera von Fabio Zamarion, die ihren Höhepunkt findet in einer langsamen Fahrt über die in Virgil Oldmans Kemenate versammelten Gemälde, wobei die Porträts so angeordnet sind, dass die Frauen einen direkt anschauen. Unter den insgesamt beeindruckenden schauspielerischen Leistungen ragt die von Geoffrey Rush hervor. Er verkörpert Virgil Oldman, der kein Sympathieträger im eigentlichen Sinne ist und dessen unangenehmen Seiten sehr schnell offenbar werden, mit solch stilvoller, wohl dosierter Exzentrik, dass man seine professionelle Arroganz und seinen liebeskranken Wahn akzeptiert und ihm gern folgt. Der Zuschauer wird mit ihm zum Komplizen und Voyeur und möchte ihn schließlich wie in jedem guten Suspense-Thriller ständig vor der lauernden Gefahr warnen, ohne selbst genau zu wissen, worin sie eigentlich besteht. Am Ende bleibt mit dem betrogenen Betrüger die Hoffnung, dass es vielleich doch etwas Echtes in der Täuschung gab.

Prädikat: besonders wertvoll

Quelle: Deutsche Film- und Medienbewertung

The Best Offer - Das höchste Gebot Bewertung
Bewertung des Films
810

Weitere spannende Kritiken

Die unwahrscheinliche Pilgerreise des Harold Fry Kritik (Redaktion)

Prädikat: besonders wertvoll

Poster Bild
Kritik vom 10.10.2023 von FBW - 0 Kommentare
Im Jahr 1974 wanderte der deutsche Filmemacher Werner Herzog von München nach Paris, um so die todkranke von ihm verehrte Filmhistorikerin Lotte Eisner zu retten. In ihrem Bestseller "Die unwahrscheinliche Pilgerreise des Harold Fry" erzählt die Autorin Rachel Joyce eine ganz &au...
Kritik lesen »

Wochenendrebellen Kritik (Redaktion)

Prädikat: besonders wertvoll

Poster Bild
Kritik vom 17.08.2023 von FBW - 1 Kommentar
Marc Rothemund verfilmt mit Wochenendrebellen den autobiografischen Erfahrungsbericht von Mirco von Juterczenka, der vor zehn Jahren in einem Blog begann, die Erfahrung des "Groundhopping" mit seinem damals sechsjährigen und mit Autismus diagnostizierten Sohn Jason zu schildern. Das E...
Kritik lesen »
Mehr Kritiken
Was denkst du?
Ich stimme den Anmelderegeln beim Login zu!

Forum Neues Thema
AnzeigeY