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The Descendants - Familie und andere Angelegenheiten

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Kein Paradies

The Descendants - Familie und andere Angelegenheiten Kritik

The Descendants - Familie und andere Angelegenheiten Kritik
0 Kommentare - 21.01.2012 von FBW
Hierbei handelt es sich um eine Kritik der Deutschen Film- und Medienbewertung (FBW).

Bewertung: 4.5 / 5

"Das Paradies kann mich mal", erklärt Matt King mit Nachdruck. Das ist nachvollziehbar, denn auch auf Hawaii ist der Krebs tödlich, auch dort gibt es Liebeskummer und kaputte Familien. Außerdem regnet es in Alexander Paynes neuem Film ständig. Nein, ein Paradies ist das Pazifik-Archipel nicht. Aber Matt und seine beiden Töchter arbeiten in The Descendants - Familie und andere Angelegenheiten, einer zutiefst menschlichen Dramödie über den Tod, die Liebe und einen Neuanfang, hart daran, das sich das ändert.

Als Ehemann und Vater hat Matt (George Clooney) bislang keine gute Figur gemacht. Erst nach einem schweren Unfall seiner Frau lernt er das Leben kennen, das bislang an dem Anwalt vorbeirauschte. Und Sarah im Koma: Die lebenserhaltenden Geräte werden demnächst abgeschaltet, so wie es in ihrer Patientenverfügung steht.

Matt hat zwei Töchter, was er irgendwie weiß, aber erst jetzt begreift. Weil er sich plötzlich um das neunjährige Energiebündel Scottie (Amara Miller) und die rebellische Teenagerin Alex (Shailene Woodley) kümmern muss. "Du hast wirklich keine Ahnung", bekommt Matt in diesen Tagen oft zu hören. Und: "Sie wollte sich scheiden lassen", wissen die Mädchen. Ihre Mutter hatte einen Anderen. Das kann den stärksten Mann umhauen: George Clooney ist umwerfend als stinknormaler Alltagshawaianer mit Bundfaltenhosen, die viel zu weit oben sitzen und Hemden, die viel zu schrecklich gemustert sind. Den Golden Globe hat er für seine Rolle schon gewonnen, für den Oscar gilt Clooney als heißer Favorit.

Warm, feinfühlig und mit viel Herz erzählt Alexander Payne davon, wie Matt seine Töchter kennenlernt, wie er beginnt, sein Leben zu verstehen. Statt theatralischer Emotionen gibt es hier Alltagsgefühle. Damit kennt sich Payne aus, auch in About Schmidt und Sideways war er nah an den Menschen dran, erspürte das Leben. Außerdem ist für Kitsch einfach kein Platz und keine Zeit.

Matt will schließlich die Affäre seiner Frau finden. Den Mann, der seinen Platz einnehmen konnte, weil es Sarah zu langweilig geworden war in ihrer Ehe. Dabei ist Matt kein schlechter Kerl. Er war nur überarbeitet, hat sich um seine Kanzlei gekümmert, um eine Hundertschaft Cousins und um seine Familienstiftung, der ein riesiges Landstück unberührte Natur auf Hawaii gehört. Nun geht er mit seinen Töchtern auf Abschiedstour. Die Drei wollen Freunde und Familie vom nahenden Tod informieren und den Liebhaber konfrontieren. Auch er soll die Möglichkeit haben, sich zu verabschieden.

Das ist die Größe des Kinohumanisten Alexander Payne in der Verfilmung des Romans von Kaui Hart Hemmings: Bei ihm sind die Menschen so wahnsinnig menschlich, selbst wenn sie mit bitteren Wahrheiten konfrontiert werden. Und sie behalten ihren Humor, egal was passiert. Das ist zärtlich und gnadenlos ehrlich. In The Descendants wird nichts schön geredet, hier wird die Mutter schon mal auf dem Totenbett angeschrien. Von ihrem verletzten Mann, von ihrer wütenden Tochter, von der verzweifelten Ehefrau ihres Liebhabers. Alexander Payne gibt seinen Figuren das Recht zu explodieren. Nicht nur still und heimlich, sondern laut und vor aller Augen.

Matt verliert seine Frau, findet aber seine Töchter und sich selbst. Sie lieben und leiden, beißen sich irgendwie durch. Und bekommen eine der zärtlichsten Schlussszenen der letzten Kinojahre geschenkt: Am Ende sitzt Matt zwischen seinen Töchtern auf der Couch. Sie sehen fern und löffeln Eis. Sie sind eine Familie. Und das macht Hawaii dann doch irgendwie - zum Paradies.

The Descendants - Familie und andere Angelegenheiten bekommt 4,5 von 5 Hüten.


(Quelle: teleschau - der mediendienst | Andreas Fischer)

The Descendants - Familie und andere Angelegenheiten Bewertung
Bewertung des Films
910

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