Bewertung: 3.5 / 5
Es gibt Filme, die - aus welchen Gründen auch immer - keine grosse Promo erfahren, nur in ein paar kleineren Programmkinos aufgeführt werden und insgesamt ein Dasein als “Kassengift” fristen. [b]The East[/b] gehört zu diesen Filmen, was aber in vielerlei Hinsicht nicht ganz nachvollziehbar ist. Mitproduziert wurde der Thriller von keinem Geringeren als [i]Ridley Scott[/i][b]([/b][b]Alien[/b], [b]Gladiator[/b] ...[b])[/b], in der Besetzungsliste finden sich Namen wie [i]Patricia Clarkson[/i], [i]Ellen Page[/i][b]([/b]Nebenrolle[b]!)[/b] oder [i]Alexander Skarsgard[/i]. In einem optisch auf Hochglanz polierten Werk, wird eine ehemalige FBI-Agentin in eine Art Geheimbund geschickt, um diesen zu infiltrieren. Wie sich heraus stellt, könnte es sich bei dieser Verschwörungsgruppierung um Teil eines weltweit operierenden Terrornetzwerk handeln, das sich vorgenommen hat die Welt zu "verbessern". Klingt eigentlich nach einem Spektakel das an der Kinokasse zünden könnte, aber das Werk firmiert als “Indie”, und in diesem Bereich gilt allzu grosser kommerzieller Erfolg fast schon als Makel. Und es wird auch bei weitem nicht das Actionspektakel gezündet, welches der Inhalt vielleicht verspricht. Die Drebuchautorin [i]Brit Marling[/i][b]([/b]übernahm auch die Hauptrolle[b])[/b] setzt ganz andere Akzente. [u]Inhalt[/u] Sarah Moss[b]([/b][i]Brit Marling[/i][b])[/b] ist ehemalige FBI-Agentin und arbeitet seit kurzem für die Firma Hiller Brood, deren Aufgabe es ist, grosse Unternehmen vor schlechter PR durch Aktivisten zu beschützen. Sarah schleust sich mit grossem Agentengeschick in die Verschwörungsgemeinschaft [b]The East[/b] ein, um herauszufinden, was diese über die Machenschaften grosser Unernehmen weiss und möglicherweise vorhat. Und tatsächlich stellt sich heraus, daß es diese Gruppierung nicht nur bei einfachen Bestrafungsmassnahmen für Vorstandsvorsitzende bewenden lassen möchte, sondern auch vor grösserem nicht zurückschreckt. Und obwohl Sarah um die Gefahr der Vereinnahmung weiss, üben diese “Weltverbesserer” auf sie einen ganz speziellen Sog aus. Denn es handelt sich nicht nur um eine Gruppe von Aktivisten, sondern um eine echte Gemeinschaft. Und darauf wurde sie in ihrer Ausbildung nicht vorbereitet. [u]Kritik[/u] Der Film schert sich nicht wirklich um Realismus. Auch die Charakterzeichnung der Protagonisten fällt recht spärlich aus, die Beziehung zwischen Agentin Moss und ihrem Lebensgefährten wird gleich gar nicht näher erläutert. All dies fällt aber ungewöhnlich wenig ins Gewicht, da es die Darsteller verstehen, sich selbst und die gruppendynamischen Prozesse mit tatsächlich so was wie grosser Authentizität darzustellen, was angesichts des Plots und der Gruppen”Regeln” alles andere als eine Selbstverständlichkeit ist. Der Zuschauer wird genau wie Agentin Moss vor Rätsel gestellt. Handelt es sich um eine harmlose Gruppe von “Umweltspinnern” und Gelegenheitsfatalisten, die ihre Freizeit mit dem Ausbaldowern von “Denkzetteln” gegenüber dem bösen Kapitalismus ausfüllt ? Oder ist es eine Ansammlung von Jüngern, die sich unter einem religiösen Führer zu einer Sekte zusammengeschlossen hat, um sich selbst und die Welt zu verbessern ? Auf jeden Fall ist es eine echte Gemeinschaft, die aus höchst unterschiedlichen Individuen besteht und trotzdem funktioniert. Und Sarah kann sich dem nicht entziehen, und beginnt an ihrer Aufgabe zu zweifeln sowie gleichzeitig auch an sich selbst. Der Streifen bezieht seine Spannung nicht aus der möglichen Enttarnung der Agentin, sondern zum einen dadurch, daß die Gruppe immer riskantere Aktionen unternimmt, um für Aufmerksamkeit zu sorgen. Und zum anderen kristallisiert sich immer mehr heraus, daß jede noch so gut funktionierende Gemeinschaft aus Individuen besteht, und sich daraus automatisch Zielkonflikte zwischen den Zielen der Gruppe und den Zielen des Einzelnen ergeben. Und Sarah steht mitten im Zentrum dieses Spannungsfeldes, welches droht, ihr jedwede Lebensgrundlage zu entziehen. [u]Fazit[/u] Gerade in diesem Kinojahr hätte [b]The East[/b] ein grösseres Publikum verdient gehabt, denn ein spannender Thriller, der nicht von der Stange ist, läuft derzeit nicht gerade wöchentlich. Sicherlich hat das Werk erkennbare Schwächen, und der Showdown wird viel zu früh angekündigt und der unkonventionellen Erzählweise auch nicht ganz gerecht. Aber der Regisseur lässt die Kamera sehr genau hinsehen, dem Zuschauer wird eine Moral angeboten, die er annehmen oder ablehnen kann und die Hauptdarstellerin weiss zu überzeugen, und spielt die Agentin mit Herz.
The East Bewertung