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There Will Be Blood

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There Will Be Blood Kritik

There Will Be Blood Kritik

There Will Be Blood Kritik
0 Kommentare - 19.01.2024 von ProfessorX
In dieser Userkritik verrät euch ProfessorX, wie gut "There Will Be Blood" ist.

Bewertung: 4 / 5

Daniel Plainview (Daniel Day-Lewis) ist vor einigen Jahren durch Goldgräberei zu Reichtum gekommen. Nun, Jahre später führt er ein bekanntes Ölunternehmen, daß sein Adoptivsohn H.W. (Dillon Freasier) irgendwann übernehmen soll. Eines Nachts begibt sich der naive Paul Sunday (Paul Dano) zu Planview und seinem Geschäftspartner Hamilton (Ciarán Hinds) und berichtet ihnen, daß sich unter der Erde des Grundbesitzes seiner Eltern unendliche Mengen an Öl befinden. Hier wittert Plainview die große Chance und überzeugt mühelos die gesamte Familie Sunday, ihm ihre Ranch zu verkaufen. Pauls Zwillingsbruder Eli (ebenfalls Dano) möchte im Austausch dafür eine Spende für die Kirche seiner Gemeinde.

In modernen Diskursen über Werke, die besonders gut, gerade zu Meisterhaft sind, findet sich das 2007 erschienene Epos There Will Be Blood immer wieder an vorderster Stelle. Es sei ein Werk, daß seinesgleichen sucht, daß eine systemische Analyse zeigt, die erklärt, wie sich Mensch und Kapital zueinander verhalten. Grundsätzlich ist dieser Film, der vor allem darauf bedacht ist, als großes Schauspieler-Kino verstanden zu werden, eben ein Film, der das ein oder andere Problem haben könnte. Zeit ist kostbar und daher darf man sich fragen, ob ein Film, der über zweieinhalb Stunden zu erklären versucht, wie sehr Menschen durch Gier entmenschlicht werden, wirklich auch diese enorme Lauflänge anstreben muss, um dem Zuschauer seine Botschaft oder Aussage Grundzutun. Vielleicht ja, vielleicht aber auch nicht und so ist eines sicherlich gleich klar, wenn man sich There Will Be Blood ansieht. Es ist ein Film, der vor allem filmisches Zitieren in den Mittelpunkt rückt und daher auch das Pacing vergangener Tage übernimmt. Da werden eben ganz bekannte Themen auf eine gewisse Laufzeit gedrückt, die dem Film ab einem gewissen Zeitpunkt vielleicht sogar komplett das Tempo nehmen. Muss man das erdulden? Muss man das sehen? Vielleicht nicht, vielleicht hat man aber auch ein großes Interesse daran und so ist There Will Be Blood vor allem ein Film, der vieles in langer Zeit, aber in Nuancen und Wohlbekanntem zu erzählen hat.

Im Prinzip trifft man hier einen Mann, einen gierigen Goldgräber, der einem vermeintlichen Einfaltspinsel Land abkauft und dann dort nach Öl gräbt. So weit, so gut. Ab diesem Zeitpunkt ist dieser Film vielleicht noch sehr simpel und dann muss man sich vor allem auf die Symbole und Metaphern, besser gesagt die Ideologien hinter dem Werk stürzen, um den Film so genau zu erfassen. Eigentlich ist die Gegenüberstellung genial, gerade wenn man sie aus einer amerikanischen Sicht heraus betrachtet. Schließlich siedelt Paul Thomas Anderson seine Geschichte um etwa 1900 an. Einer Zeit des großen Aufbruchs, indem jeder Überfall und jede Aneignung von Land, schon lange nicht mehr wie ein solcher oder eine solche wirkte. Ein Mann berichtet diesem Unternehmer Plainview davon, daß es dort ein Land gäbe, unter dessen Boden es Unmengen von Öl gäbe. Und ab da wird der Film vor allem zu einem Kampf zweier Parteien, von denen man beiden nicht wirklich Glück wünschen würde. Denn natürlich begibt sich Plainview dort hin, kauft das Land auf und beginnt seine Bohrungen. Ab dem Zeitpunkt kann man There Will Be Blood auch vorwerfen, daß da nicht weiter passiere. Es ist richtig, es ist eben ein Film, der sich auf ganz einfache Dinge fokussiert und zu jedem Zeitpunkt auch das Tempo herausnimmt. Es sind vor allem Charakterstudien, mit denen Anderson hier den Zuschauer konfrontiert. An Subtilität hat das sicherlich wenig, wenngleich es natürlich jedem selbst überlassen ist, ob er Plainview als Kapitalisten und Eli als radikalen Evangelikalen subtil findet.

Doch das ist auch gar nicht so sehr der Punkt, warum There Will Be Blood so begeistern kann. Es ist eigentlich ein Film, der nichts an sich hat, was man sehen möchte. Und man fragt sich natürlich auch, warum Anderson sein Werk in den Ursprüngen des modernen Kapitalismus ansiedelt. Schließlich sind das Zustände, die man sich eigentlich mit einem Minimum an Geschichtswissen oder generellem Wissen schon herleiten kann. Doch will Anderson ja gar nicht die Leute erreichen, die ohnehin schon der Auffassung sind, daß der Kapitalismus und die menschliche Gier ein Problem darstellen. Es ist kein Wunder, daß der Film in einer ländlichen Region, besonders unter Menschen spielt, die jedwede Kleinigkeit mit Gott erklären. Wenn man sich vor allem ländliche Regionen in den Staaten, aber auch in Deutschland anschaut, dann erscheinen so skurrile Persönlichkeiten wie dieser Eli Sunday gar nicht mehr so abwegig. Und es hat etwas karikatureskes, wenn er seine Reden schwingt, gen Himmel schaut und um eine Verbindung zu Gott aufzubauen. Natürlich entlarvt der Film dabei die Religion, besser gesagt die menschliche Auslegung dessen. Denn auch der ach so fromme Prediger will letzten Endes nur noch das Kapital. Und ab dem Zeitpunkt wird die ganze Farce erst so richtig aufgedröselt. Anderson entlarvt Religion als etwas Besitzergreifendes und nach Macht schielendes. Gleichsam zeigt er die Obsession am Kapital als etwas Religiöses. Auch das ließe sich in unserer Zeit ja durch irgendwelche Coaches, Influencer und alle anderen Werbefunktionäre bestätigen. Wir sprechen heute im Falle von Religionen besonders im Westen immer von einer Abkehr des Glaubens. Doch wenn man sich mal vor Augen führt, wie sehr sich Menschen eben solchen Gedanken verschreiben und auch viele Menschen mehr dazu neigen, sich autoritären Regimen und Führer-Kulten zu unterwerfen, dann wird deutlich, daß der Glaube sich einfach nur in etwas sehr viel Greifbareres verlagert hat. Wenngleich die Ironie dessen ist, daß es gerade den Menschen, die sich dem unterwerfen, kaum möglich ist, dieses System zu analysieren, geschweige denn als solches zu erkennen.

Und dann wiederum ist Glaube natürlich etwas, was in der Regel von konservativeren Menschen und Menschen, die gewisse übergeordnete und alte Werte vertreten, angenommen wird. Interessant ist dabei hier auch noch die Rolle des Kindes von Plainview. Zum einen, weil er ihn zwecks Kapital und Macht fast umgebracht hätte und zum anderen, weil er ihn zwecks Kapital und Macht, dann wiederum verstößt. Besser gesagt nimmt der Sohn nun sein eigenes Leben in die Hand und tritt bewusst in Konkurrenz mit seinem Vater. Auch das ist ein wichtiger und interessanter Moment. Zum einen, weil nicht beide so auf dieses Anliegen des Sohns blicken. H.W. Plainview möchte Autonomie und gleichzeitig auch eigene Macht. Das geht natürlich nicht, wenn der Vater die ganze Macht innehat und gleichsam auch durch eben so etwas bedroht wird. Und wie man so schön sagt, hört Familie bei Geld bekanntlich auch auf. Auch da spielt der Glaube wieder eine Rolle. Nicht der religiöse, oder christliche Glaube, sondern der Glaube ersetzt zu werden. Der Glaube seine Macht zu verlieren und das ist natürlich etwas, was sowohl einem falschen Gott, oder je nach Testament auch einem richtigen Gott nicht passen dürfte, als auch einem Unternehmer.

In seinem Werk There Will Be Blood nimmt es Regisseur Paul Thomas Anderson mit einer gewaltigen Kraft in den Staaten auf. Das ländliche Leben, daß beide Gefahren der Idiotie und der Gewalt in sich vereint und dennoch so manipulativ anmutet. Dann wiederum spielt er Kapitalismus und Glauben gekonnt gegeneinander aus und zeigt auch hier dir unverkennbaren Gemeinsamkeiten. Das ist atemberaubend gespielt, atemberaubend gefilmt und mag zwar hin und wieder als reine Geschichte etwas zu bekannt vorkommen und dennoch ist es ein sehr guter Film.

There Will Be Blood Bewertung
Bewertung des Films
810

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