Bewertung: 2.5 / 5
DVD-Abend mit Film aus der Videothek – heute: [b]Universal Soldier – Day of Reckoning[/b] aka UniSol 4. Und eins vorab: Der Film ist weird. Ach und – Die Kenntnis des Vorgängers [b]Universal Soldier – Regeneration[/b] setze ich bei Lektüre dieser Kritik voraus, also bitte nicht über Spoiler beschweren, es wird welche geben. [u][b]Handlung:[/b][/u] John wacht mitten in der Nacht auf, seine kleine Tochter spricht von Monstern im Haus, die in der Küche seien. John durchsucht das Haus und wird von einer Gruppe vermummter Männer niedergeschlagen. Anschließend muss er den Mord an seiner Frau und seiner Tochter mit ansehen um dann neun Monate später aus dem Koma zu erwachen. Das letzte Gesicht, an das er sich erinnern kann ist das des Mörders: Luc Deveraux. Und so macht sich John mit seiner lückenhaften Erinnerung auf, den Mörder seiner Familie zu finden und zur Rechenschaft zu ziehen. [u][b]Kritik:[/b][/u] Wie wohl nicht wenigen anderen fiel mir zunächst einmal ziemlich die Kinnlade nach unten, als [i]Jean-Claude „f*ckin´ Luc Deveraux“ van Damme[/i] nach nicht einmal 6 Minuten bereits zwei unschuldigen Menschen das Licht ausgepustet hatte. Nach dieser ohne Musik und mit sehr dezentem Ton sowie großartigem Kameraeinsatz gefilmten Sequenz begibt sich der Film erstmal für gute 50 Minuten gemeinsam mit [i]John[/i], gespielt von [i]Scott Adkins[/i], in den Suchmodus. Es werden Antworten gesucht, Motive, Hintergründe und generell irgendwelche Erklärungen, die das Gesehene auch nur im Ansatz aufhellen können. Deveraux war zwar immer ein UniSol der ersten Generation, aber er war auch stets „Der Gute“ in den Filmen, nicht zuletzt im vergleichsweise gelungenen Vorgänger [b]Regeneration[/b]. Woher also der Gesinnungswandel und warum zur Hölle taucht eigentlich [i]Dolph Lundgrens[/i] Figur [i]Andrew Scott[/i] hier wieder auf? Soweit aus dem letzten Film bekannt fehlte ihm zum Ende des Films hin ein ziemlich großes Stück von seinem Kopf, was seine Rückkehr für viele dann doch eher unwahrscheinlich machte. Sei´s drum, der Kopf ist wieder ganz und Dolph darf sich in gewohnt guter Manier durch seine gefühlten fünf Filmminuten arbeiten. Die geringe Screentime hat er leider mit van Damme gemein, der ebenfalls nicht viel zu leisten braucht und kaum auftaucht. Der Film arbeitet sich im Anschluss an die Eröffnung durch verschiedene wenig ergiebige Handlungsszenen und einige noch viel weniger ergiebige und noch dazu sehr verwirrende Actionsequenzen. Adkins selbst macht dabei das Beste aus seiner Rolle und spielt doch überraschend gut mit dem vorhandenen Material, wirklich emotional involviert wird man dadurch nicht, aber die Figur ist zumindest geringfügig sympathisch. An seiner Seite steht die ebenfalls seltsam überflüssige [i]Sarah[/i], eine Stripperin gespielt von [i]Mariah Bonner[/i], die kaum mehr zu tun hat als einige wenige, ebenfalls kryptische, Informationen zu geben und anschließend gemeinsam mit John von Actionszene zu Actionszene zu fahren. Dabei sind die Actionszenen noch das stärkste im neuesten UniSol. Vor allem wenn John handlungsbedingt vollständig auf das Repertoire des in Taekwondo und Kickboxen bewanderten Adkins zugreifen kann geht die Post richtig ab. Adkins ist ein physisch enorm präsenter Kämpfer und ihm im Gefecht zuzusehen macht einfach Spaß. Dass es dabei wenig zimperlich zugeht und literweise Blut spritzt dürfte nach dem Vorgänger nicht überraschen, an vielen Stellen zeigt sich [b]Day of Reckoning[/b] jedoch sogar noch expliziter im Umgang mit Gewalt. Abgetrennte Gliedmaßen, zerschossene Köpfe - hier wird immer draufgehalten und die Action präsentiert sich dadurch sehr greifbar und angenehm kompromisslos. Womit man bereits einen der stärksten Aspekte des Films abgehakt hätte. Daneben gibt es wie erwähnt eine äußerst krude Handlung, die jedoch auch nur Andeutungen von Begründungen für das Gesehene parat hat. Warum Deveraux plötzlich eine Art Imperator des UniSol-Universums darstellt und seine Figur sich überhaupt zum wortkargen Fiesling gewandelt hat wird ebenso wenig erklärt wie in Frage gestellt. Auch Lundgrens sonderbare Auferstehung lässt sich wie bereits im Vorgänger mit viel gutem Willen bestenfalls erneut durch „irgendwas mit Klonen“ erklären. Hinzu gesellt sich ein gnadenloser Verfolger in Form des von [i]Andrei Arlovski[/i] gespielten [i]Magnus[/i] hinzu, ebenfalls ein UniSol, der nicht nur den gesamten Film über keinen einzigen Satz spricht, er hat zudem auch kaum nachvollziehbare Relevanz für die Handlung. Ja, er verfolgt John und ja, er war der Bösewicht im vergangenen Film - aber warum und wieso überhaupt irgendetwas von dem im Film gesehenen passiert erschließt sich über die gesamte Laufzeit kaum. Es gibt letztlich eine halbgare Erklärung für die sonderbare UniSol-Vereinigung, deren Vorstand Deveraux bildet, auch für einige andere Dinge im Film, trotzdem ist das nach über eineinhalb Stunden Film viel zu wenig und insgesamt auch viel zu kryptisch um zu befriedigen. Die Kameraarbeit hingegen ist über weite Strecken absolut überzeugend. Die Actionszenen sind gekonnt eingefangen, gegen Ende gibt es sogar eine sehr lange und toll gemachte Sequenz völlig ohne Schnitte. Spätestens nach etwa 60 Minuten legt der Film dann auch eine gute Schippe drauf und lässt die eher lahmen Handlungsszenen verschwinden und widmet sich dann gänzlich der Action. Ab da wird er dann in den Grenzen des Genres zu einem durchaus erträglichen Film. Bis dahin quält man sich eher mit den Fragen nach dem [i]„Wieso“[/i], dem [i]„Warum“[/i] oder dem [i]„Wer eigentlich“[/i] durch die Handlung. Wenn dann aber alle Zügel fallen gelassen werden und Adkins einfach nur noch durch die Actionszenen wüten darf macht es doch ordentlich Spaß. Sinn ergibt das alles dadurch nicht, aber zumindest langweilt man sich nicht mehr. Der eigentliche Aspekt der Universal Soldier wird im Laufe des Films zudem komplett verkehrt bzw. kaum noch ernst genommen. Warum der NGU aus [b]Regeneration[/b] – nun Magnus genannt - hier erneut auftaucht und welchen Sinn er in der Handlung hat wird kaum klar, es scheint als wollte man einfach ein bekanntes Gesicht mehr erneut verpflichten. Dass aber dann van Dammes Figur völlig aus der Rolle fällt und alle UniSols jetzt eine Art Rebellenorganisation im Untergrund darstellen ergibt einfach gar keinen Sinn mehr. Am nächsten ist die Handlung noch am Vorgänger anzuknüpfen, aber selbst dabei tut sie sich unangenehm schwer, weil sie manches Bekannte einfach ignoriert oder umgestaltet. Zudem ist die Laufzeit für den Film einfach zu lang, 80-90 Minuten hätten es inklusive Abspann hier durchaus auch getan. Die Exposition und die ersten dreißig Minuten haben zwar den offensichtlichen Sinn eine Verbindung mit John zu schaffen und seinen Schmerz fühlbar zu machen, sind dann aber aufgrund der holprigen Inszenierung und der wenigen Merkmale der Figur eher verschenkt. Ja, es ist in gewissem Maße berührend, dass John seine Familie verliert, aber der Zuschauer kennt die Leute die da zu Beginn sterben nicht. Hätte man die ersten zehn Minuten darauf verwandt John und seine Familie zu zeigen, ihre Beziehung über das Medium Film zu transportieren, man könnte vielleicht damit arbeiten. So ist die Verbindung zu den Toten praktisch nicht vorhanden und der gesamte Einstieg wirkt viel zu beliebig. [u][b]Fazit:[/b][/u] [b]Universal Soldier – Day of Reckoning[/b] ist ein äußerst zweischneidiges Schwert. Auf der Haben-Seite stehen großartige und hervorragend eingefangene Action-Szenen, ein Scott Adkins mit einer überragenden physischen Präsenz in seinen Actionszenen und ein Finale das zum Besten gehört, was das Actiongenre in letzter Zeit hervorgebracht hat. Hier kann [i]John Hyams[/i] mit seiner Inszenierung durchaus punkten. Auf der anderen Seite stehen eine vollkommen verworrene Handlung, völlig verschenkte van Damme und Lundgren, Logiklöcher, Anschlussfehler und etliche überflüssige Szenen. Zu was führt uns das nun in der Endabrechnung? Tja, man möchte den Film mögen und als reiner Actionfilm macht er auch äußerst viel richtig, aber auf der anderen Ebene präsentiert er sich viel zu stark als halbes Charakterdrama, wodurch er viel von seinem Kredit verspielt – denn dieser Part funktioniert ohne eine auch nur im Ansatz akzeptable Handlung einfach nicht. Schlussendlich gebe ich noch wohlwollende [u][b]5/10 Punkte[/b][/u] bzw. [b][u]2,5/5 Hüte[/u][/b], für einen durchwachsenen UniSol mit sehr guter Action - der allerdings viel zu viel Zeit auf eine praktisch nicht vorhandene Story verschwendet. Für Komplettisten und Actionfans eingeschränkt zu empfehlen.
Universal Soldier 4 - Day of Reckoning Bewertung