Bewertung: 3.5 / 5
Ich war heute Nachmittag im Kino und überhaupt froh, noch Vorstellungen vor 23:00 zu finden in meiner Umgebung. Das allein macht schon deutlich, dass Werwölfe leider nicht so beim Publikum ziehen wie Vampire. Und ich glaube wirklich, dass es abseits von den Verfilmungen auch einfach an den Wesen liegt, die nicht so sympathisch wirken wie die blutleeren Nachtgestalten.Aber zurück zum Film. Die ganze Zeit schafft es "Wolfman", das 19.Jahrhundert in England greifbar zu machen. Der Film ist düster und an vielen Stelen direkt sphärisch. Natürlich ist es eine schwere Aufgabe, dass Original mit Lon Chaney Jr. zu toppen - und das konnte nicht erreicht werden. Auch wenn "Der Wolfsmensch" aus heutiger Sicht überholt ist und auch die Verwandlung eher zum Schmunzeln anregt, kann "Wolfman" trotz großartiger Schauspieler und CGI-Effekte nicht mithalten. Dabei ist der Film nicht lieblos, wirkt auf mich in manchen Szenen aber konstruiert und aufgesetzt. Die ursprüngliche Geschichte um Lawrence Talbot, der des Nachts von einem Werwolf angefallen wird, wurde im Remake mit einer Familientragödie erweitert, die man seinem ärgsten Feind nicht wünscht. Sir Anthony Hopkins, den ich auch immer gern sehe, spielte den Herrn des Landsitzes, doch irgendwie packte mich seine Rolle nicht. Er wirkt wie eine Karikatur eines düsteren Charakters und ich wurde das Gefühl nicht los, dass tatsächlich der ganze negative Rummel im Vorfeld der Veröffentlichung auf das Schauspiel einzelner Darsteller Auswirkungen hatte. Damit möchte ich nicht sagen, dass der Film in sich nicht stimmig ist. Benicio del Toro spielt sehr gut und auch Hugo Weaving mimt den überheblichen Officer äußerst passabel, aber irgend etwas fehlte, das mich sonst bei so manchem Werwolffilm packt. Und dabei handelt es sich nicht um drastische Todesszenen, die es in "Wolfman" auch gab. Doch die Zeit, wenn der Werwolf aktiv ist, war immer recht kurz, alles war stets recht schnell vorbei und wurde nicht richtig zelebriert. Gefallen haben mir die Transformationen, auch wenn das CGI an mancher Stelle deutlich wurde und auch nach 30 Jahren kann man festhalten, dass Handarbeit wie in "American Werewolf in London" oder "Das Tier" einfach die überzeugendere Stimmung hinbekommt. Und das wird meiner Meinung nach so lange bleiben, wie Horrorfilmen an falscher Stelle der Geldhahn zugedreht wird.
Alles in allem hatte ich unterhaltsame 100min im Kino. Wer auf das Genre steht, wird einen kurzweiligen Werwolffilm erleben, der sich ohne Probleme in die Liste der besseren Filme einreihen kann, die es zu diesem Thema gibt (und das sind leider nicht viele). Ich gebe "Wolfman" 7/10 Punkten, da er definitiv nicht so schlecht ist, wie im Vorfeld befürchtet, und stimmig daherkommt.
Wolfman Bewertung