Bewertung: 3 / 5
Heute gab es den lang erwarteten und überhaupt nicht gehypten Wonder Woman für mich endlich im Kino zu sehen. Nach all den Diskussionen und Vorablorbeeren wollte ich mir doch gerne selbst ein Bild machen, was Patty Jenkins da nun abgeliefert hat. Ohne viel weiteres Gerede also hinein in den Inhalt.
Trailer zu Wonder Woman
Inhalt:
Diana (Gal Gadot), Tochter des Zeus, wächst auf der Insel der Amazonen fernab der wirklichen Welt auf. Als der Pilot Steve Trevor (Chris Pine) auf ihrer Insel notlanden muss, erfährt sie vom Ersten Weltkrieg. Im Glauben, dass dahinter der Kriegsgott Ares steckt, den nur eine Kriegerin der Amazonen besiegen kann, zieht sie mit Steve und ein paar seiner Freunde los, um dem Treiben ihres Bruders Einhalt zu gebieten.
Kritik:
Wonder Woman sollte die Rehabilitation des DCEU werden, der große Hit, sowohl an den Kinokassen als auch bei den Kritikern, nachdem grade Letzteres weder Man of Steel noch Batman v Superman, geschweige denn Suicide Squad gelungen war. Und im Vorfeld sah es ganz danach aus, als wäre Warner und DC dieses Mal der große Wurf gelungen. Wonder Woman kam bei den US-Kritikern überwiegend sehr gut an und konnte dazu noch viele Zuschauer in die Kinosäle locken. Und so viel muss man dem Film wirklich lassen: er ist solide.
Gal Gadot spielt die Rolle der Amazonenheldin überzeugend, wie bereits in BvS, und schafft es den Film gemeinsam mit Pine wunderbar zu tragen. Nicht zuletzt die wirlich gute Onscreen-Chemie der beiden Darsteller sorgt dafür, dass sie durch die Laufzeit führen können und man mehrfach denkt "ach, was sind die süß zusammen". Dianas Unschuld und Steves Abgebrühtheit prallen hier ein wenig aufeinander und beide können ein wenig vom Blickwinkel des jeweils anderen profitieren. Passt also, der Rest des Casts hingegen ist überwiegend einfach da. Keiner macht seinen Job schlecht, mitnichten, alle funktionieren für den Film gut. Steves persönliche Howling Commandos erinnern an Captain Americas kleine Eingreiftruppe aus dem First Avenger und sind sympathisch, ohne jedoch je über ihre Stereotype "Der Indianer" (Eugene Brave Rock), "Der traumatisierte Schotte" (Ewen Bremner) und "Der silberzüngige Inder" (Saïd Taghmaoui) hinauszuwachsen.
Und in dieser Stereotypität liegt auch das größte Problem des Films. Denn abgesehen davon, dass wir die Insel der Amazonen neu kennenlernen mitsamt Dianas persönlichem Onkel Ben/Pa Kent, der gestrengen Frau Mama und ihren nicht namentlich benannten Freundinnen, hat der Film wirklich nichts Neues zum Superheldenportfolio der letzten Jahre beizutragen. Ja, er spielt im Ersten Weltkrieg und in Captain America hatten wir nur den Zweiten Weltkrieg am Start, trotzdem ist das Kriegs-Szenario im Kern das gleiche. Der Krieg ist böse, neue Helden braucht das Land, um den großen, fiesen Bösewicht aufzuhalten, der den gemeinen Deutschen unter die Arme greift beim Krieg führen.
Dass die Schrecken des Krieges nebenbei auch noch durch das PG-13 weniger verstörend als vielmehr blutleer und harmlos präsentiert werden, tut dem Film keinen Gefallen. Dass der Krieg furchtbar ist weiß jeder, hier ist er jedoch eher Spielplatz der unbesiegbaren Heldin und ihrer kleinen Männertruppe. Die wenigen Momente, in denen wirklich Schrecken in den Krieg einfließen könnten, werden dabei dann durch die Scheu, sie wirklich zu zeigen, zunichte gemacht. Da passiert etwas Furchtbares, man sieht zwei verschwommene Leichen und eine "Nein, nein, nein" dahinsagende Gal Gadot und danach war es das mit den Konsequenzen auch schon wieder. Grade das Setting erster Weltkrieg hätte mit seinen extrem inhumanen Bedingungen und dem gewissenlosen Schlachten auf allen Seiten wirklich Potenzial gehabt verstörenden Background für die recht unschuldige Heldin zu bieten. Am Ende wird jedoch so weit eingegrenzt, wie es das Rating nötig macht und übrig bleibt "Ja, im Krieg sterben auch Frauen und Kinder und es gibt wirklich Verletzte und Tote".
Visuell bewegt sich der Film dabei zwischen beliebig und ganz cool, ohne jedoch je wirklich Akzente zu setzen. Grade gegen Ende gibt es ein paar wirklich holprige CGI-Momente - Stichwort "Wabbel-Lasso", an denen man sich grade bei einer solchen Produktion durchaus stoßen kann. Überhaupt schlägt der Schlusskampf dermaßen über die Stränge, dass er den Rest des Films irgendwie noch überflüssiger wirken lässt, als er es ohnehin schon ist. Bei dem Maß an Macht die da präsentiert wird fragt man sich doch ernsthaft: "wenn der gute Ares unbedingt ganz viele Menschen töten will, ja warum macht er es denn dann nicht einfach seit Jahren und spielt bloß den Strippenzieher?" Denn nehmen wir mal die Prämisse "Wonder Woman einführen" und überlegen uns, dass wir wissen in welchem Zustand sie in BvS eingreift, dann ist uns auch bewusst, dass die Chancen, sie hier am Ende verlieren zu sehen, denkbar schlecht stehen. Und wie bereits bei den Star Wars-Prequels sind es grade solche völlig fehlenden Unvorhersehbarkeiten oder echte Gefahren für den Hauptcharakter, die dem Film jedwede Spannung nehmen.
Von Beginn bis Ende passiert halt was. Dazwischen gibt es, zugegeben gut umgesetzte, Action, ein paar Charaktermomente und den einen oder anderen, auch hier zugegeben gelungenen, Witz, um das Ganze aufzulockern. Fühlt sich formelhaft an - und warum? Weil es formelhaft ist! Es ist eine Origin-Story aus dem Lehrbuch, die gegen Ende derartig Cheese auspackt, dass es im Kino reihenweise laktoseintolerante Leichen gab. Wenn die Heldin einen unfreiwillig an Sailor Moon denken lässt, dann spricht das Bände. Und zwar weniger Shakespeare und als vielmehr Groschenroman. Jedenfalls lässt Wonder Womans Motivation am Ende nicht viel mehr als angestrengtes Augenrollen zu.
Fazit:
Macht das den Film nun also schlecht? Keineswegs, Wonder Woman ist fast durchgehend eben wirklich solide. Charaktere sympathisch, Heldin sympathisch, Effekte okay, Score vorhanden, Theme cool (wenn auch bereits aus BvS bekannt), Story nett. Alles ist irgendwie da und irgendwie ganz cool. Der Film unterhält einen für seine 140 Minuten überwiegend. Aber mehr bietet er eben nicht als eine solide Superhelden-Origin nach Schema F. Der Halbe Twist und der finale Cheese-Overkill machen ihn wirklich nicht zu etwas Besonderem nach inzwischen 15 Jahren Superhelden-Filmen seit Raimis Spider-Man. Und auch wenn mit Wonder Woman die erste wirklich solide umgesetzte weibliche Superheldin über die Leinwand flimmert - Supergirl, Elektra und Catwoman waren wirklich nichts - kann man dem Film eben trotzdem keinen Sonderstatus andichten, den er schlicht nicht erreicht. Letztlich kann man ihn sich angucken, wird sicherlich ganz gut unterhalten werden und am Ende mit dem Gefühl aus dem Kino gehen, keinen Mist gesehen zu haben. Wenn das das Bestreben von Warner/DC war, dann Gratulation, Mission erfüllt. Wer jedoch gehofft hat, dass das DCEU nun richtig durchstartet, der mag eventuell etwas ernüchtert sein ob dieses netten Filmchens.
3/5 Hüte bzw 6/10 Punkte gibt es von meiner Seite,
wer Superheldenfilme mag, der wird auch hier seinen Spaß haben und mit Gal Gadots Wonder Woman ist sicherlich eine starke Heldin im Cast der Justice League vertreten. Trotzdem gefielen mir persönlich insbesondere Man of Steel und Batman v Superman doch nochmal deutlich besser und ich bin nicht wirklich sicher, ob es diese nachgeschobene Origin wirklich gebraucht hat, da sie für das DCEU, wie es aktuell besteht, keinerlei Unterschied macht.