Bewertung: 4 / 5
Vorpremierenzeit ist doch manchmal die schönste Zeit der Woche. Heute gab´s Batman v Superman - Dawn of Justice, in den ich zugleich einen Haufen Hoffnungen gesetzt hatte, bei dem ich aber auch eine gewisse Befürchtung eines totalen Overload hatte. Was sich letztlich bewahrheitet hat und ob der Film die Sichtung wert ist versuche ich im weiteren zu erläutern.
Inhalt:
Superman hat sich der Welt gezeigt, in einem Chaos aus Zerstörung und Verwüstung ist die Schlacht um Metropolis zuende gegangen. Zod liegt geschlagen am Boden, zugleich haben aber auch die Menschen der Stadt gelitten und viele Unschuldige wurden getötet. Kann und darf ein Wesen alleine ohne die Kontrolle einer Demokratie eine solche Macht haben? Kann Macht überhaupt unschuldig sein? Bruce Wayne glaubt nicht daran, dass dieses Wesen mit nahezu göttlicher Macht einfach ein Freund ist. Und während Lex Luthor im Hintergrund seine eigene Agenda verfolgt spitzt sich die Situation immer weiter zu und ein Aufeinandertreffen der beiden Titanen scheint unausweichlich...
Trailer zu Batman v Superman - Dawn of Justice
Review:
Eine Review zu BvS scheint ja aktuell eher eine undankbare Aufgabe zu sein - bewertet man zu hoch ist man ein "Fanboy", bewertet man zu niedrig ist man ein "Hater" - aber das alles sollte einen nicht davon abhalten dem Film aufgeschlossen gegenüberzutreten und ihn erst einmal auf sich wirken zu lassen.
Zunächst widme ich mich den vorab bereits brodelnden Befürchtungen, die das Marketing des Films aufkommen ließen: Wurde zu viel gespoilert? Ist der Film völlig überladen? Ist es nur ein "Way to Justice League"? Taugt Jesse Eisenberg als Lex Luthor? Und ist Ben Affleck ein würdiger Batman?
Zur ersten Frage kann man relativ klar sagen "Ja", auch ohne damit allzu viel zu verraten. Wer sich alle Trailer und Spots angeschaut hat, konnte sich bereits selbst zusammenreimen, dass der Film nicht signifikant mehr zu bieten haben konnte. Sicherlich gab es die eine oder andere Überraschung zu vermerken, sicher hatte der Film seine Szenen und Sequenzen von denen man nichts gesehen hatte. Aber will man einem Film der "Batman v Superman - Dawn of Justice" heißt wirklich vorwerfen, dass er liefert was der Titel verspricht? Der Film liefert genau was draufsteht und dazu noch einiges mehr.
Ob sich der Film letztlich dem Vorwurf schuldig macht überladen zu sein ist schwierig zu sagen. Alle Figuren finden ihre Screentime und haben in den 150 Minuten Laufzeit genug Raum um zu funktionieren. Dass dabei allerdings die eine oder andere Figur - namentlich insbesondere Lois Lane - erneut nach Man of Steel reichlich "reinkonstruiert" wirkt lässt sich ignorieren, stört aber mitunter trotzdem. Bereits in Man of Steel kam man nicht umhin zu bemerken, dass Lois nur deshalb ständig im Bild war, weil das Script es gesagt hat.
Was die Problematik der Uneigenständigkeit angeht, die man befürchten durfte, muss man festhalten, dass man hier durchaus stellenweise zu viel "Justice League" wollte und sich zu wenig auf die eigentlichen Hauptfiguren konzentriert hat. Es ist nicht verwerflich ein Gefühl eines größeren Ganzen erschaffen zu wollen - jedoch hätten eine oder zwei kurze Referenzen, dass es weitere Helden gibt, genügt. So wirkt es stellenweise wie ein Wink mit dem ganzen Lattenzaun, dass da noch was zu erwarten ist. Als Comicfan freuen die Referenzen, für den Film an sich sind sie aber teilweise ablenkend und blähen den Film an den falschen Stellen künstlich auf.
Bei den Darstellern gibt es im Grunde nur Positives zu vermerken. Ben Affleck IST Batman und auch Bruce Wayne. Als Batman ist er wie ein Tier, eine Dampfwalze, die mit unbändiger Macht alles überrollt was im Weg ist. Brutal, gnadenlos und offensichtlich von Verlust gezeichnet, wütet er sich durch den Film. Fans werden sich sicher an der Tatsache stoßen, dass Batman nicht wirklich allen seinen Grundregeln folgt, die er in den Comics an sich stellt (ebensowenig wie Superman) - wenn man sich allerdings damit arrangieren kann, dass man hier sehr düstere und harte Versionen der DC-Helden vorgesetzt bekommt, funktioniert dieser Ansatz durchaus. Bei Buchverfilmungen dreht oftmals auch keiner den Machern einen Strick daraus, wenn man Details verändert, solange der Film für sich funktioniert. Außerdem ist Afflecks Wayne der erste, der die typische Detektivarbeit wirklich sichtbar leistet. Er schleicht umher, sammelt Informationen, geht gut vorbereitet in die Schlacht - wie Batman in den Comics eben.
Henry Cavill funktioniert nach wie vor hervorragend als Mann aus Stahl. Der in Man of Steel angelegte Konflikt darum wie weit er seinem Urteil vertrauen und wie weit er mit den ihm gegebenen Kräften gehen darf wird vertieft. Superman muss sich verantworten für das was passiert ist - obgleich Richtung Finale erneut sehr viel zu Bruch geht - und sich Hoffnung und Verbitterung der Menschen gleichermaßen stellen. Dabei zeigt er eine titanische Präsenz als Superman und strahlt Macht aus. Neben ihm steht recht gleichberechtigt auch Gal Gadot, die zwar eine eher untergeordnete Rolle spielt, aber wenn sie als Wonder Woman auf den Plan tritt 100% überzeugt und sich mit vollem Einsatz in die Schlacht wirft. Trotz der geringeren Screentime funktioniert ihre Figur und wirkt auch nicht deplaziert.
Das vielleicht größte Fragezeichen war vorab wohl Jesse Eisenberg als Lex Luthor. Im Film liefert er jedoch ausgesprochen überzeugend als psychiotischer, aufgedrehter und hochintelligenter Gegenspieler zu Batman und Superman, der durch den gesamten Film hindurch seine eigenen Pläne verfolgt. Die exzentrische Art ist passend und es stört auch nicht, dass Eisenberg mit seinen 30 Jahren vergleichsweise jung ist. Die Leichtfüßigkeit mit der vor einem "Gott" wie Superman steht und ihn herausfordert ist herrlich.
Bei den Nebendarstellern finden sich etliche Wiederkehrer - Fishburne ist gewohnt stark als Perry White, Diane Lane bekommt zwar als Martha Kent recht wenig Screentime aber einige emotionale und wirklich starke Szenen und sogar ein Cameo einer weiteren Figur findet sich in einer wirklich gelungenen Szene. Einzig Amy Adams, so gerne ich sie sehe und so talentiert sie als Darstellerin ist, wirkt wieder deplaziert, hat nicht wirklich einen tieferen Zweck im Film und wirkt so über Strecken erneut eher "mitgeschleift".
Visuell kann man vor allem festhalten, dass es ein "Snyderfilm" ist. Ob einem das gefällt, muss jeder wohl für sich selbst entscheiden. Der Film orientiert sich visuell recht stark an Man of Steel und erinnert auch stellenweise an Watchmen - wobei zunächst eine visuelle Grenze zwischen Metropolis und Gotham zu stehen scheint und Metropolis für den Tag sowie Gotham für die Nacht stehen. Diese visuelle Grenze verschwimmt zum Ende hin nach und nach. Ansonsten wirkte das 3D stellenweise etwas störend, da der Film dadurch in den größeren Actionsequenzen - vor allem wenn es Nachtszenen sind - gepaart mit der mituner hektischen Kameraführung Übersicht vermissen lässt. Weitestgehend funktionierten die Actionszenen allerdings, trotzdem tendiere ich persönlich zu einer 2D Zweitsichtung. Das Framing ist jedoch gewohnt genial und typisch für Snyder könnte man auch hier Einstellung für Einstellung nehmen und 1 zu 1 auf Comicpanels übertragen.
Die Soundkulisse ist wie bereits in Man of Steel erneut wuchtig und sehr gelungen. Der Score ist ein wenig Hit-and-Miss. Auf der einen Seite stehen die gelungenen Themen aus Man of Steel, die erneut aufgegriffen werden und nach wie vor packen können. Dazwischen gibt es jedoch auch etliche simple "Actionuntermalungen", die nicht wirklich im Kopf bleiben. Dafür gefällt dann wieder Zimmers Wonder Woman-Theme enorm gut, ist treibend und passt klasse zur Figur. Auch das neue Batman-Thema weiß zu gefallen und wirkt wie eine halbe Referenz auf die Arbeiten aus der Dark Knight-Trilogie ohne jedoch wie eine Kopie daherzukommen. Unterm Strich gelungener, aber nicht überragender Score von Zimmer.
Fazit:
Batman v Superman - Dawn of Justice kann, darf und wird polarisieren. Mir persönlich gefiel er über weite Strecken richtig gut, jedoch nicht ohne seine Schwächen zu haben. Allzu verfahren ist der Plot nicht, er nimmt sich Zeit für seine Figuren und Konflikte ohne gehetzt oder überladen zu wirken und lässt den Film als eigenständiges Werk funktionieren. Trotzdem ist er auch unübersehbar ein Wegbereiter für das neue DC Film-Universum und die vielen Referenzen können stellenweise ablenkend oder störend wirken. Bei den Darstellern pulverisiert Ben Affleck jeden Zweifel an seiner Tauglichkeit für die Rolle des Bruce Wayne/Batman, Eisenberg nimmt Kritikern mit einer starken Performance ebenfalls den Wind aus den Segeln und Cavill ist und bleibt ein hervorragender Superman. Wenn man sich mit dem ernsten Grundton anfreunden kann und kein Problem mit einem düster-dramatischen Superheldenfilm hat, der im Gegensatz zu den Marvelfilmen eben kein (überwiegendes) "Popcorn-Funfest" bietet, dürfte einem der Film jedenfalls sehr gefallen.
Von meiner Seite gibt es aufgrund einiger unübersehbarer Probleme die gleiche Wertung wie damals für Man of Steel und somit eine 8/10 Punkte bzw 4/5 Hüte, weil im großen und ganzen BvS trotzdem einen klasse Einstieg ins zusammenhängende DCCU bietet und Vorfreude auf weitere Filme mit diesen Figuren macht.