Bewertung: 4 / 5
Vorab die obligatorische Warnung vor Spoilern. Wer den Film noch nicht gesehen hat, sollte ab hier nicht weiterlesen.
Angespornt und neugierig auf den Film geworden durch die MJ Kritik, vor allem aber wegen der vielen negativen Kritiken generell, habe ich mich spontan entscheiden mir Dark Phoenix im Kino anzusehen und mir ein eigenes Bild zu machen.
Trailer zu X-Men - Dark Phoenix
Als Kino habe ich mir dafür wieder das Cineplex in Neustadt ausgesucht. Selbstverständlich wieder D-Box Sitze, aber diesmal kein 3D. Besonders spannend war, dass ich diesmal komplett alleine im Kino war und damit meine ich nicht nur, dass ich alleine hingegangen bin, sondern, dass ausser mir keiner da war. Weder im Kinosaal, noch im Kino generell. Ausser dem netten Ticketverkäufer, war keine Menschenseele in Sicht. Irgendwie gespenstisch, aber auch angenehm. So muss sich ein Promi fühlen, der das ganze Kino gemietet hat.
Zur Handlung:
Die Handlung ist recht schnell erzählt. Die X-Men sind mittlerweile sozusagen die Helfer, die man anruft, wenn es mal wieder Schwierigkeiten der besonderen Art gibt. In diesem Fall ein in Not geratenes Shuttle, dass im All Hilfe benötigt. Bei dem Versuch die Crew des Shuttles zu retten, kommt Jean Grey mit einer fremden Macht in Berührung, die sie so dermaßen stark macht, dass sie ihre Kräfte nicht kontrollieren kann und sogar ihre eigenen Freunde verletzt. Leider empfindet sie die Hilfe der X-Men als Bedrohung und flieht. Wie sich herausstellt, sind die X-Men aber nicht die Einzigen, die Jean suchen, denn der Kontakt mit der fremden Kraft war alles andere als Zufall. So stellt sich heraus, dass eine fremde Alienrasse ebenso hinter Jean her ist, weil sie die Kraft, die ihr nun inne wohnt, für ihre eigenen Zwecke nutzen will. Da nun auch Magneto und seine Verbündeten hinter Jean her sind, weil er in ihr eine Gefahr sieht, entbrennt ein wilder Kampf, sowohl zwischen den X-Men und der Alienrasse, als auch unter den X-Men selbst.
Zur Kritik:
Der erste Gedanke der mir nach dem Abspann durch den Kopf geschossen ist, war die Frage, welchen Film die Kritiker wohl gesehen haben, als sie sich daran machten, den Film zu verreißen. Ich weiss echt nicht wieso es in den letzten Jahren so oft der Fall ist, dass Filme sehr schlecht ankommen und ich komplett anderer Meinung bin. Filme wie Der dunkle Turm, Suicide Squad, World Of Warcraft, Man Of Steel oder wenn wir bei den X-Men Filmen sind, Wolverine-Der Weg des Kriegers und ganz besonders X-Men Der letzte Widerstand, den ich bis heute für den besten der gesamten X-Men Reihe halte, sind bei vielen sehr schlecht angekommen, haben mir aber sehr gut gefallen. Genauso ist es auch bei X-Men-Dark Phoenix.
Der Kritikpunkt, der mir bei vielen Kritiken aufgefallen ist, auch bei der Review von MJ, ist der, dass der Film sich so klein anfühlen würde. Das finde ich ehrlich gesagt sehr seltsam, denn ich erinnere mich daran, wie oft man die letzten X-Men Filme als zu bombastisch und übertrieben empfand, dass man sich mehr mit den Charakteren befassen sollte, anstatt immer die ganze Welt aus den Fugen zu reißen. Nun, meiner Meinung nach macht Dark Phoenix genau das, nämlich sich mit den Charakteren selbst zu befassen. Es geht um die X-Men selbst, darum wie sie zueinander stehen und wie sie miteinander umgehen. Es ist ein sehr persönlicher Film, denn es geht primär darum Jean zu retten. Klar, die Welt ist in Gefahr, doch das was als klein empfunden wird, habe ich als sehr persönlichen Film wahrgenommen und das hat mir sehr gut gefallen.
Der Cast ist nach mittlerweile zwölf X-Men Filmen gut bekannt, auch wenn der aktuell bestehende Cast natürlich nicht von Beginn an der jetzige war. Hier gibt es meiner Meinung nach nichts auszusetzen. Angefangen bei (der leider zu Unrecht und viel gescholtenen) Sophie Turner, die mir in der Rolle der Jean Grey sehr gut gefällt, über James McAvoy, der ein absolut würdiger Nachfolger für Patrick Stewards Professor X ist, bis hin zu Jennifer Lawrence, die ihre Sache als Mystique ebenso gut macht wie Michael Fassbender, der einen hervorragenden und überzeugenden Magneto gibt.
Vom Sound her (hier zeichnet sich Hans Zimmer verantwortlich) hat man es endlich mal wieder geschafft einen Track zu kreieren, der einem während des Films mitreißt. Gerade zum Ende hin, gibt es einige Gänsehautmomente, die durch die tolle musikalische Untermalung noch verstärkt werden.
Eines der Probleme der letzten Filme war für mich, dass die Handlungen der Figuren irgendwie immer dieselben waren. Es gab ein Problem, die eine Hälfte der X-Men wollte das Problem anders lösen, als die andere. Am Ende war es immer Magneto, der nach einer weiteren Lektion von Professor X den Kürzeren zog und verschwand (was auch in Dark Phoenix thematisert wird). In gewisser Weise ist das auch hier der Fall, doch man ist dennoch einen anderen Weg gegangen. Denn auch wenn Magneto zu Beginn erneut auf der falschen Seite steht, so bekommt er diesmal doch seinen Heldenmoment. Er bekommt endlich den Raum, zu zeigen wer er wirklich ist. Ebenso hat man es mit den anderen Charakteren diesmal gemacht. Dieser Film fühlt sich nicht nur in der Handlung anders an, sondern auch in der Charakterzeichnung.
Was ich verstehen kann, ist die Kritik an den Antagonisten, denn sie bekommen kaum Raum und werden auch kaum näher beleuchtet. Sie bleiben dem Zuschauer als namenlose Rasse, die eben die Erde für sich nutzen will, in Erinnerung. Hier hätte man einfach mehr Charakterarbeit investieren müssen.
Ein weiterer Kritikpunkt sind einmal mehr die Kontinuitätsprobleme der Reihe. Man mag mich gerne verbessern, aber ist Dark Phoenix nicht der Nachfolger von Apocalypse und dieser nicht der Nachfolger von Zukunft ist Vergangenheit? Wenn das so ist, dann frage ich mich, wie es sein kann, dass sich am Ende von Zukunft ist Vergangenheit Wolverine (als er am Ende in der Zukunft erwacht, die ja dann nach Dark Phoenix spielt) mit einem Leiter der Schule, nämlich Professor X unterhält, wenn er doch schon in den Neunzigern (wo Dark Phoenix spielt) die Schule verlassen hat und noch verwirrender ist, dass sich Wolverine mit Jean Grey unterhält, ist die doch in den Neunzigern zum Phoenix geworden, der fröhlich im All umherschwebt. Da frag ich mich doch, wie das zusammen passt? Hier wäre ich für eine Erklärung von denjenigen die da den Durchblick haben dankbar.
Fazit:
Dark Phoenix ist für sich alleine genommen ein absolut sehenswerter Film und ein weiterer guter Beitrag im X-Men Universum. Dass man als Abschluss nun den persönlichsten aller X-Men Filme präsentiert, scheint vielen Fans und Kritikern nicht zu gefallen. Ich muss zugeben, dass es umgekehrt wohl besser gewesen wäre, man erst mit einem Film wie diesem hätte angefangen sollen und sich mit einem Film wie zum Beispiel Apocalypse verabschieden hätte sollen. Nichtsdestotrotz ist Dark Phoenix dennoch ein würdiger Abschluss der X-Men Reihe, weil er jedem Charakter seinen Moment gibt und sich genügend Zeit für alle nimmt. So ist Dark Phoenix meiner Meinung nach ein weiterer Film, der völlig zu Unrecht von den Kritikern verrissen wird. Mir hat er jedenfalls gefallen und bekommt deshalb auch eine absolute Weiterempfehlung. X-Men-Dark Phoenix bekommt von mir vier von fünf Hüten und wenn der Film nicht erneut unverständliche Kontinuitätsprobleme geschaffen hätte, wären es sogar viereinhalb geworden.