Bewertung: 1.5 / 5
Mit "X-Men: Dark Phoenix" wurde die X-Men Reihe zunächst abgeschlossen. Zumindest so lange, bis das nächste Reboot, Seqeuel oder Remake erscheint - denn wer braucht schon neue Ideen?
Immerhin war dieser Film hier nicht so schlecht, wie ich erwartet hatte - und das will etwas heißen.
Als ein Space Shuttle im Orbit von einer Art Sonnenwind erfasst wird, sendet Professor Charles Xavier (James McAvoy) seine X-Men auf eine Rettungsmission. Zwar schaffen diese es, die Crew lebendig zu bergen, doch dabei wird Jean (Sophie Turner) von dem Wind erfasst und nimmt ihn in sich auf. Die totgeglaubte überlebt, fühlt sich seitdem aber verändert. Eine unkontrollierbare Kraft schlummert in ihr, sodass sie Hals über Kopf vor den X-Men flieht, um sie nicht zu gefährden. Keine so gute Idee, denn zeitgleich tritt eine mysteriöse Außerirdische (Jessica Chastain) auf den Plan, die Jean für sich nutzen will.
Trailer zu X-Men - Dark Phoenix
Nun ist die Frage, beginne ich mit dem Positiven oder damit, wo ich mehr schreiben muss? Nun ja, man sagt ja immer, man soll mit dem Guten anfangen. Und hierzu kann ich überraschender Weise mehr sagen, als ich vor dem Film dachte. Denn wenn man ganz ehrlich ist, ausbrechen aus dem Einheitsbrei kann er trotz des guten Ansatzes nicht. Aber immerhin traut sich der Film, der Hauptfigur eine Diversität zu verleihen. Sie ist die unfreiwillig Böse und darf das auch zeigen, indem man ihr den Spaß am Töten ansieht. Zwar gibt es absolut keinen Sinn, dass so ein Film Kritik an Gewalt übt - soll er doch mit selbiger "unterhalten" und zeigt bei weitem nicht die Bilder, die es bräuchte, um dieser Botschaft Hand und Fuß zu verleihen - dennoch ist der Ansatz etwas Neues, was zumindest ein wenig frischen Wind in sich Wiederholendes bringt.
Leider wird das zwischendrin zeitweilig an den Nagel gehängt, wenn mal wieder ein uninspirierter Bösewicht auftaucht, dessen Hintergrund und Motivation nicht vorhanden sind, so wie bei den meisten Figuren des Filmes. Nur Jean erhält die ein oder andere Information, die ihre Vergangenheit beleuchtet, aber auch das wirkt, als hätte man gerade so das Nötigste in den Film eingefügt, weil man es musste.
Ach, ich wollte ja mit dem Positiven anfangen, stimmt. Na, wenn wir gerade bei den Charakteren sind, die Schauspieler waren klasse. Der Cast wusste mehr als zu überzeugen, vor allem Sophie Turner (wenn ich ehrlich bin, sah ich den Film auch nur wegen ihr, eine sehr sympathische Frau) lieferte eine tolle Darstellung ab und auch sonst waren viele bekannte, beliebte und gute Gesichter dabei.
Aber was nützt das, wenn manche Charaktere einfach nur nervten: Die von Jennifer Lawrence verkörperte Mystique zum Beispiel. Schon am Anfang des Filmes war sie kaum mehr als die standardisierte "Oh-es-geht-schief-wir-müssen-jemanden-zurück-lassen" Nörglerin und als sie dann doch jemanden gerettet hatet, brachte sie einen der lächerlichsten Filmsprüche, den ich seit langem hören musste: sie sagte in etwa, dass die X-Men vielleicht in X-Women umbenannt werden sollten, wo doch die Frauen immer alle retten würden. Mein Gott, das ist auf mehreren Ebenen so dumm: Ich bin ja nun wirklich für Diversity, für Gleichberechtigung und kämpfe öfter gegen Frauenfeindlichkeit, Rassismus und Homophobie, aber DAS ist so plump, so schlecht, dass es einfach nur weh tut. Denn einerseits heißt "Men" übersetzt nicht nur "Männer", sondern auch "Menschen", andererseits zeigt das mal wieder eindrucksvoll, dass solchen Filmen die billigsten Mittel recht sind, um Aufmerksamkeit zu bekommen, anstatt mal Qualität zu liefern.
Aber zurück zum Positiven: der Soundtrack war richtig klasse. Toll anzuhören, perfekt zur Situation passend und mit viel Gefühl - was eigentlich klar ist, immerhin stammt er von dem genialen Hans Zimmer.
Nur wie die Musik eingesetzt wurde, war alles Andere als gut, doch dafür kann der Komponist nichts. Viel zu laut, viel zu sehr im Vordergrund und damit viel zu manipulativ. Filmmusik wirkt dann am besten, wenn sie den Film subtil unterstützt und nicht den Zuschauer zu Reaktionen zu zwingen versucht.
Ach halt, das war ja schon wieder etwas Negatives! Dann noch schnell das letzte zu nennende Gute angefügt: die Action war teils überraschend kreativ und damit nicht uninteressant. So weit, so gut.
Allerdings gab es zu viele Slo - Mo Szenen, zu viele Schnitte und viel zu viel, viel, viel zu viel CGI. Dabei ist selbiges die anspruchsloseste und einfachste Art, Action zu zeigen, während Choreografien und praktische Effekte Filme visuell viel interessanter wirken lassen. Aber hier, hier sind sogar fallende Patronenhülsen animiert, weil das einfacher und aufwandsloser ist, als eventuell die Szene neu drehen zu müssen, wenn eine dieser in dem Falle tatsächlich eingesetzten Patronen schief fallen würde. Und das ist einfach nur traurig, denn das zeigt lediglich die Faulheit der Filmemacher. Es ist eben doch nur Fließbandware statt wirklich Filmkunst.
Die Handlung war außerhalb des genannten, neuen Ansatzes leider sehr berechenbar, inkonsequent, stumpf und viel zu schnell erzählt. Dem Film fehlt die Ruhe, er zeigt nur das Nötigste und das merkt man ihm an. Zudem ist die Story so gering, dass sie als Buch vielleicht maximal 1,5 Seiten umfasst.
Immerhin sind die Dialoge besser als in anderen Marvelfilmen. Billigen Witze gab es kaum und manchmal waren die Gespräche tatsächlich emotional und nicht so flach wie ich erst annahm. Aber dank schlechten Charakteren waren Filmtode belanglos, das absehbare Happy-End ermüdend und der Film nicht erinnerungswürdig.
Immerhin war er trotz des PG-13 gar nicht mal so unbrutal. Bei einem Tod ist die Wunde ziemlich blutig, bei manch anderen hört man Knochen knacken. Dennoch sind die Toten keine "normalen" Menschen, was die mögliche Wirkung dieser Szenen entschärft.
Eine FSK 12 würde ich hier trotzdem nicht vergeben, eine ab 14 Freigabe trifft es meines Erachtens besser, auch wenn die Brutalität (4 von 10 für 14) im Rahmen bleibt.
Zusammenfassend war der Film also besser, als ich erwartet hätte. Aber dennoch nicht mal mehr mittelmäßig, auch wenn er seine Sache als anspruchsloser Popcornfilm für die Masse gar nicht schlecht macht. Aber, wie eingangs erwähnt: Das heißt eben nichts.
Deswegen bekommt er als Actionfilm 4 Punkte, als Heldenfilm 7,5 Punkte und als Sci-Fi Film 5 Punkte, insgesamt aber nur
3 von 10 Punkten.