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Your Name. - Gestern, heute und für immer

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Your Name. – Gestern, heute und für immer Kritik

Your Name. - Gestern, heute und für immer Kritik

Your Name. - Gestern, heute und für immer Kritik
0 Kommentare - 15.01.2024 von ProfessorX
In dieser Userkritik verrät euch ProfessorX, wie gut "Your Name. - Gestern, heute und für immer" ist.
Your Name. - Gestern, heute und für immer

Bewertung: 4 / 5

Das Schulmädchen Mitsuha (Mone Kamishiraishi) lebt auf dem Land und sehnt sich nach der aufregenden Großstadt Tokio. Ganz anders ergeht es Taki (Ryûnosuke Kamiki), der in der japanischen Metropole aufgewachsen ist, aber seinen Alltag mit Freunden, Job und allem anderen, jederzeit gegen ein Leben auf dem Land eintauschen würde. Eines Tages hat Mitsuha einen Traum, in dem sie ein Leben als Junge in Tokio führt. Gleichzeitig macht Taki die entgegengesetzte Erfahrung und sieht sich auf einmal in dem Körper eines Mädchens. Nun merken die beiden, daß sie tatsächlich ihre Körper tauschen können und sie lernen einander kennen.

Es gibt Menschen die sagen, daß man das andere Geschlecht wesentlich besser verstehen kann, wenn man mal im anderen Körper gesteckt hat. Sich dieser Idee anzunähern und daraus einen Film zu machen, ist bei weitem keine filmische Neuerung und mutet zunächst auch etwas banal an. Doch Originalität im Kino zu suchen, ist ja ebenso unmöglich, wie jeden einzelnen Regentropfen zu zählen, der an einem verstimmten Nachmittag den Boden berührt. Eigentlich mutet Your Name – Gestern, heute und für immer zunächst auch nicht gerade wie ein sonderlich intelligenter oder innovativer Film an. Das ist klar, gleichsam kann man behaupten, daß dieser Film besonders zu Beginn eben ein wirklich interessantes Werk ist. Es geht hier nämlich um eine philosophische Auseinandersetzung mit dem Gegenüber. Die Frage nach Autonomie in der Liebe, kann man sich nicht gänzlich erklären, wenn man doch als metaphorischer Teil eines Ganzen, eines Zweiteilers verstanden werden will. Interessant ist das vor allem, weil gerade die erste Hälfte von Your Name. – Gestern, heute und für immer in der Wertung durch das Publikum und Pressevertreter immer als die langweiligere wahrgenommen wird. Dabei entfaltet sich gerade in der ersten Hälfte aber noch am ehesten das zwischenmenschliche Potential, daß in dem Ausprobieren und Erkunden der Gedankenwelt des Gegenübers steckt.

Ja, die Pubertät wird verlacht und in der Regel durch Erwachsene im Film als eine Phase der Pseudo-Rebellion veranschaulicht. Daß gerade die Pubertät aber die wichtigste Entwicklungsstufe der menschlichen Existenz darstellt, wird dabei gerne unter den Teppich gekehrt. Nicht so in diesem Film. Dabei geht es gar nicht so sehr darum, daß diese Phase von endlosen Problemen, der Suche nach einem Sinn geplagt ist. Viel mehr geht es darum vielleicht seiner Existenz mit dem Erkunden des Gegenübers einen Sinn zu verpassen. Es ist eben Liebe. Liebe ist als Filmthema ebenso wenig originell, gleichwohl weicht gerade dieser Film durch sein Gimmick und die Tatsache, daß die Figuren eigentlich kaum aufeinandertreffen, immer wieder von der Oberflächlichkeit ab. Als Menschen sehnen wir uns in der Regel nach einer Hülle. Also in Form von einem gewissen Körper oder einem Ausdruck im gesamten Sein. Daß Liebe in jeder Form zu Beginn immer etwas seltsam ist, daß dürfte wohl niemand verneinen. Gleichsam vereint Shinkai hier auch die Sehnsucht nach Körpern, die ja durchaus in unangenehme Richtungen abdriften kann, weil man da schnell einem peinlichen Voyeurismus erlegen ist. Doch dieser Film ist darin nicht peinlich, wenngleich er einen gewissen Blick riskiert und damit auch einen Eindruck im Kopf hinterlässt. Man täte dem Werk unrecht, wenn man es als juvenile Kitschphantasie abtäte. Und man darf dazu sagen, daß nichts so schwierig zu inszenieren ist, wie wirklich guter Kitsch.

Klar kann man an der Stelle auch die üblichen Talente von Anime im Allgemeinen hervorheben. So sieht Shinkais Gegenwartsmärchen natürlich phantastisch aus und gleichsam funktioniert eben auch die Kombination aus surrealem, Humor und reellen Problemen. Wiederum schafft der Film es ebenso den Zuschauer schnell an wahrer Liebe zweifeln zu lassen, weil gerade die Figur Taki Tachibana sich so ein wenig in eine ältere Dame, die gleichzeitig seine Chefin ist verguckt. Auch das ist interessant, weil man hier schnell das Problem hätte ein banales Liebesdreieck zu formen und gerade weil sich hier sozusagen für den Hauptcharakter endlose Möglichkeiten auftun, ist der Film eben nicht oberflächlich. Das kann eine Falle sein und man kann auch leicht darauf reinfallen, doch Your Name. – Gestern, heute und für immer will ja eigentlich darauf hinaus, daß Liebe über Körperlichkeit und optische Anziehung hinausgehen kann. Die Figur sucht Liebe nicht in dem, was ihr vor den Augen liegt. Wenngleich man das meinen könnte. So ein richtiges Happy End bleibt dem Werk ebenso verwehrt und man bekommt gerade durch den Surrealismus, der hier aufgefahren wird, immer wieder den Eindruck, als befände man sich in Lars von Triers Melancholia (2011).

Natürlich lebt der Film von einem Kontrast. Jeder Film tut das und so tun sich nicht nur in den Geschlechtern unterschiedliche Welten auf, sondern auch in der direkten Lebenswelt der einzelnen Figuren. Dorfkind, gegen Stadtjungen, Schönheit gegen Hässlichkeit, Stress gegen Idylle. Selbstverständlich verlangt es den Hauptfiguren eben auch nach dem genauen Gegenteil, doch auch hier streut der Film eben ganz klare Kritik am Kapitalismus mit ein, weil er die Hektik, besonders ausgedrückt durch die Zukunftsplanung dieser jungen Menschen in den Mittelpunkt rückt und dabei immer wieder den Eindruck erweckt, als gäbe es gar keine Zeit für die wirklich wesentlichen Dinge. Ob nun Liebe die Bedeutung des Seins vollkommen macht, dazu darf jeder eine andere Meinung haben. Aber gerade in der Gegenüberstellung von Ausbeutung von anderen und der eigenen Jugend, ist diese Aussage doch ziemlich treffend und macht gleichsam auch das systemische Dilemma viel deutlicher. Wie soll man sich finden, in einer Welt, die so groß und unübersichtlich ist. Gleichsam bietet eben jene Welt auch die Möglichkeit sich überhaupt so zu verlieben. Liebe als das, was die Zeit und all diese Banalitäten des Alltags überwinden kann und wird. Das ist eine naive Aussage, aber wie gesagt, es handelt sich hierbei auch primär um ein Märchen.

Insgesamt ist Your Name. – Gestern, heute und für immer primär ein Film, der sich nicht über einzelne Handlungsaspekte wirklich erklären lässt. Der Film funktioniert so, wie Filme nur noch selten funktionieren, nämlich durch Bilder. Sicherlich gibt es zur zweiten Hälfte erhebliche Probleme, weil die Geschichte da nicht weiterkommt und dennoch steckt eine riesige Poesie und Ehrlichkeit indem, was die Figuren dort durchleben und tun.

Trailer zu Your Name. - Gestern, heute und für immer

Your Name. - Gestern, heute und für immer Bewertung
Bewertung des Films
810

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