Bewertung: 4 / 5
Ich wurde am Mittwoch in meiner ersten Sneak Preview (in netter Begleitung von @ZSSnake ) gleich mit dem neusten Streich von Disney überrascht. Zoomania (Regie: Byron Howard, Rich Moore, Jared Bush) ist ein Film über grundlegende Werte, wie zum Beispiel die Idee, dass die Leistung, nicht die Herkunft zählt und vor allem, dass Vorurteile nicht unser Denken und Handeln bestimmen sollten. Eine Botschaft, die gerade in der heutigen Zeit, in der heutigen Situation, wichtig ist und nicht oft genug betont werden kann.
Diese Botschaft wird bereits hervorragend in der Einstiegsszene vermittelt: Das Hasenkind Judy Hobbs erklärt, warum es ihr in der heutigen (tierischen) Welt möglich sein wird, sich als Polizisten zu behaupten. Doch durch eine schicksalhafte Begegnung mit einem gemeinen Fuchs wird sie in die Realität zurückgeholt und muss feststellen, dass der Weg zu ihrem Traumberuf mit Stolpersteinen gepflastert ist. Denn Judy muss sich nicht nur gegen Vorurteile und ihre traditionsliebenden Eltern durchsetzen, sondern auch physische Hindernisse überwinden. Schließlich schafft sie es tatsächlich, wird mit Auszeichnung zur Polizistin ernannt und sogar in den Innendistrikt von Zoomania, der großen Säugetier-Metropole, versetzt.
Trailer zu Zoomania
Nach dieser kleinen Einleitung und den ersten vielen Anspielungen auf das friedliche Zusammenleben von Raub- und Beutetieren, kommt der Film mit der Einführung der Stadt Zoomania erst richtig in Fahrt. Mit den Kopfhörern auf den Hasenohren, aus denen der Titelsong von Shakira „Try everything“ ertönt, fährt Judy mit dem Zug in die große Stadt und durch die verschiedensten Distrikte, die mit einer schier unglaublichen Detailverliebtheit dargestellt werden. Tiere, Wetterbedingungen und Aussehen der Gebäude sind perfekt aufeinander abgestimmt und als Zuschauer wird man von der kindlichen Begeisterung von Hase Judy sofort angesteckt.
Überhaupt sind die Animationen der vielen verschiedenen Tiere und insbesondere der Protagonisten auf sehr hohem Niveau. Da sieht man, wie sich das Fell im Wind bewegt oder die Hasennase vor lauter Nervosität zuckt. Es wirkt so echt, dass man das Gefühl hat, sich selbst die Weichheit von Schafswolle gut vorstellen zu können… Der Detailreichtum überrascht an vielen Stellen und wird insbesondere den Erwachsenen gefallen, die von der eigentlich einfachen Grundidee (Zoomania ist nun einmal ein Kinderfilm) unterfordert sind.
Das soll aber mitnichten heißen, dass die Idee der Chancengleichheit für alle Menschen, in Zoomania stellvertretend Tieren, nicht niedlich und mitreißend verpackt wird. Im Gegenteil: das Drehbuch (Jared Bush) ist einer der großen Stärken des Films, denn jede Szene (insbesondere am Anfang) hat ihre besondere Bedeutung und wird gegen Ende des Films wieder aufgenommen. Es folgt ein „Aha“-Moment auf den anderen, eine Klammer nach der anderen wird geschlossen, wodurch sich ein außerordentlich harmonisches Ganzes ergibt; mit Herz, Witz und etlichen Anspielungen auf unser heutiges Leben.
Doch wer glaubt, der Ideenreichtum von Zoomania würde nach der imposanten Einführung der Stadt nachlassen, täuscht sich gewaltig. Angefangen mit dem Luxusappartement in Stadtmitte (wir wissen doch alle, was hinter solchen Anpreisungen steckt) bis zu der Kleinstadt der Nager (im wörtlichen Sinne) und der herrlichen aus den Trailern bekannten, Szene mit den Faultieren.
Es gibt zum einen viele Anspielungen auf das heutige Leben (Judys Handy sieht einem bestimmten Smartphone verdächtig ähnlich und eine lustige App erfreut sich auf dem Polizeirevier großer Beliebtheit), wunderbare Film- und Serienanspielungen in typischer Disneymanier, über die vor allem Erwachsene lachen werden, und zum anderen das Spiel mit den Unterschieden und Begebenheiten aus dem Tierreich. Redewendungen werden geschickt ins Gegenteil verkehrt oder angepasst und gerade die verschiedenen charakteristischen Eigenheiten, die bestimmten Tieren in Fabeln oder Märchen zugeordnet werden, werden immer wieder auf die Schippe genommen.
Das ist insbesondere der Fall bei der speziellen Beziehung von Hasen und Füchsen: Denn nachdem sich Judy mit Mühe und Not einen ersten Fall vom grummeligen Polizeichef hat zuteilen lassen, sucht sie sich die Hilfe des gerissenen Fuchses Nick Wilde, der sie tags zuvor schon nach Strich und Faden übers „Hasenohr“ gehauen hat. Judy muss nämlich einen Vermissten innerhalb von 48 Stunden finden und der Fuchs war einer der letzten, der den vermissten Otter zuletzt gesehen hat.
Das ungleiche Team muss sich allerdings auf eine lange Nacht gefasst machen, in der es von Distrikt zu Distrikt, von Tier zu Tier geht. Dabei fallen die Beweise ausnahmsweise nicht direkt von Himmel, sondern der Fall wird mit fast schon klassischen Mitteln der Polizeiarbeit Schritt für Schritt gelöst. Auch darin liegt eine der Stärken des Films, der es an diesen Stellen nicht übertreibt und nicht ins Lächerliche abdriften lässt. Die kunterbunte Vielfalt der Stadt wird durch eben diese Bodenständigkeit der Story umso mehr hervorgehoben.
Der Film muss sich übrigens auch nicht auf eine Gesangseinlage nach der anderen stützen (*hust* Die Eiskönigin - Völlig unverfroren *hust*). Ein gelungener Titelsong und eine große Tanz- und Musikeinlage am Ende reichen musikalisch aus, obwohl der restliche Soundtrack (Michael Giacchino) ruhig noch etwas charakteristischer hätte ausfallen können.
Dafür wird die sich entwickelnde Freundschaft zwischen den beiden anfangs so unterschiedlichen Charakteren Judy und Nick überzeugend dargestellt, ebenso wie der lange Weg, uralte Vorteile zu überwinden und selbst einen guten Freund so zu akzeptieren, wie er ist. Die Charakterentwicklung bleibt dabei stringent, von einer kleineren Stelle abgesehen, bei welcher das Ziel, die Story logisch fortzuführen, überwiegt.
Die Botschaft für Chancengleichheit, der Glaube an sich selbst, an seine Träume kommt deutlich herüber, ohne unangenehm aufgesetzt zu wirken. Selbst beim „emotionalen“ Höhepunkt wird zwar dick aufgetragen, aber nicht übertrieben.
Fazit
Zoomania liegt auf einer Wellenlänge mit Rapunzel - Neu verföhnt und trumpft sogar noch mit einer wichtigen Botschaft auf. Die genialen Witze und Anspielungen sowie die bodenständige und sehr gut durchdachte Story tun, neben der beeindrucken Animation, dieser tierischen Allegorie einer menschlichen Großstadt ihr Übriges für einen durchaus gelungenen Filmabend. Daher: Ein Hoch auf die klassisch humorvollen und süßen Disneyfilme, die tatsächlich sowohl Jung und Alt noch begeistern können.