Noch einmal an alle Leute, die Spoiler nicht ausstehen können: Es versteht sich von selbst, dass wir euch vor dem Lesen dieses Artikels nahelegen, die zwei bisher ausgestrahlten Episoden von House of the Dragon zu schauen (Review Folge 1 und Folge 2). Es ist im Vorfeld schließlich immer besser, eine ungetrübte Meinung vom besprochenen Szenario zu haben.
Nach Ausstrahlung der ersten Episode von House of the Dragon fragten sich nicht wenige Zuschauer:innen, ob wir auch mit der Prequelserie ein Intro spendiert bekommen. Tatsächlich wurde diese Frage mit Veröffentlichung von Folge 2 beantwortet, allerdings vermissen wir dabei ausgerechnet das kreative Feuer, dass die Mutterserie Game of Thrones zu einem popkulturellen Phänomen avancieren ließ.
Bevor es ans Eingemachte geht, möchten wir euch noch einmal das Intro von House of the Dragon ins Gedächtnis rufen:
Die Introanimation voll von wabernden Blut, das sich seinen Weg unermüdlich durch verzweigte Katakomben zum Siegel der Targaryens bahnt, ist in jedem Fall als stimmig zu bewerten. Die Musik lässt aber die wichtige Eigenschaft vermissen, dass es sich bei House of the Dragon um etwas Frisches handelt, dass nicht bloß in zu große Fußstapfen treten möchte.
Uns stört daran, dass man das Main Theme von Game of Thrones komplett recycelt hat und dadurch verhindert, ein weiteres ikonisches Musikstück in die Welt zu setzen. Als wäre das nicht schmerzhaft genug, lässt sich monieren, dass die Erzähllogik der Serie unterwandert wird. Aus unserer Sicht geht es bei House of the Dragon nicht mehr bloß um das Wettrennen der Königshäuser, sondern um die internen Zerwürfnisse der Targaryens (das macht bereits der Titel deutlich). Für unseren Geschmack hätte es also nichts weniger als eine Hymne auf dieses ehrbare Blut gebraucht: Martialische Trommeln begleitet von einem edelmütigen Chor, der in valyrischer Sprache über die Erfolge des Hauses singt - so in etwa.
Wenn man schon unbedingt das alte Thema der Mutterserie wiederverwertet, wäre es wünschenswert gewesen, dass man es bezogen auf die Erzählzeit interpretiert. Wir reden hier immerhin von über 170 Jahren vor den Ereignissen von House of the Dragon. Um diese Atmosphäre greifbarer zu machen, hätte es sich etwa angeboten, Instrumente zu verwenden, die gegenüber dem Original einen noch archaischeren Klang besitzen. Auch die Abwandlung des Tempos wäre möglich gewesen.
Ramin Djawadi ist zweifellos ein begnadeter Komponist, der bereits die Mutterserie zu einem sagenhaften Hörerlebnis gestaltete. Zu seinen Gunsten möchten wir bezweifeln, dass die Wahl des Titelthemas seine Entscheidung war, denn auch bei House of the Dragon sind seine Musikstücke präzise auf die Handlung abgestimmt. Eher ging es wohl HBO um die Marke, da man dadurch den Wiedererkennungswert des Fantasy-Universums sichert. Ob man durch diesen Schachzug aber die Prequelserie langfristig im Gedächtnis verankert und sie aus dem langen Schatten von Game of Thrones befreit, darf zumindest angezweifelt werden.
Wir sind uns sicher, dass das blutgetränkte Intro von House of the Dragon noch für eine Menge Gesprächsstoff sorgen wird. Durch die Steampunk-Ästhetik der Sequenz, die auch in diesem Punkt der Mutterserie nacheifert, kann es als gesetzt angesehen werden, dass sich die jeweils dargestellten Details ebenfalls dynamisch im Laufe der Serie ändern.
In diesem Sinne fragen wir: Wie bewertet ihr das Intro?
Zum Abschluss möchten wir euch mit einer Vorschau auf Folge 3 von House of the Dragon in die womöglich feurige Diskussion entlassen. Bereits zu Beginn der letzten Folge wurde uns eine ominöse Gestalt gezeigt, die Krebse mit Menschenfleisch füttert. Ein Teil der neuen Handlung soll sich um diesen Mann drehen. Im Deutschen wird die Figur übrigens als "Krebsfresser" (Original: "Crab-Feeder") bezeichnet. Über Sinn oder Unsinn dieser mangelhaften Übersetzung ließe sich trefflich streiten, doch das ist ein anderes Kapitel ...