++ Update: Hier unsere Review zur kompletten Staffel >> Durchhalten lohnt sich!
Da ist sie also nun, die mit Spannung erwartete Netflix-Serie The Witcher, die sich mehr an den Büchern als an den Spielen orientiert und die Hintergundgeschichten des Haupttrios Geralt von Riva (Henry Cavill), Ciri (Freya Allen) und Yennefer (Anja Chalotra) erzählt. Dabei orientiert sich die erste Staffel offenbar mehr an den Kurzgeschichten und bietet daher zum einen eine Art "Monster of the Week"-Serie mit Geralts diversen Aufträgen als Hexer, bemüht sich dabei jedoch auch, als roten Faden die Entwicklung aller drei voranzutreiben.
"The Witcher" Season 1 Trailer 2
Und genau das ist das Hauptproblem von The Witcher, vieles unter einen Hut bringen zu wollen. Henry Cavill mimt einen wirklich tollen überzeugenden Geralt in jeder Sekunde mit genug Tiefe und Hexeraction, und auch Freya Allen und Anya Chalotra passen eigentlich wirklich gut in ihre Rollen, doch die beiden weiblichen Hauptfiguren haben ein gegenläufiges Tempo in ihrer Entwicklung: Während Yennefer sich in den ersten Folgen zu Beginn noch sehr organisch und spannend weiter entwickelt, macht sie jedoch nach ihrer fraglos Highlight-Szene der Verwandlung (und auch früher schon einmal) plötzlich einen so großen Sprung, dass man sich nur verwirrt fragen kann, was man verpasst hat.
Ciri dagegen scheint eine Ewigkeit im Wald zu verbringen, bevor der Wald endlich die Bedeutung bekommt, die sie einen Schritt weiterbringt, doch auch dann hat sie noch einen langen Weg vor sich im Vergleich zu den anderen beiden. Daher bleibt sie die blasseste Figur, welche die Geduld des Zuschauers ziemlich strapaziert. Trotz der langen Zeit im Wald sieht ihr blauer Mantel dafür immer aus wie frisch aus der Waschmaschine gezogen.
Um Balance kämpft auch die geballte Fantasyladung, neben der die Fantasyelemente in Game of Thrones eher mager, wenn auch technisch formidabel aussehen, doch genau diese geballte Ladung in The Witcher sorgt rasch für Verwirrung in Verbindung mit den politischen Ränkeschmiedereien wie auch gesellschaftlich-moralischen Themen wie des deutlich durchscheinenden Rassismus der Menschen gegenüber den Anderlingen.
Auch das Budget scheint zu Beginn der Produktion für manch kurzen Storypart noch schlanker gewesen zu sein, weswegen eine Schlacht gleich in der Premiere von The Witcher technisch deutlich hinter GoT-Verhältnissen zurückbleibt (um solche Szenen hat sich GoT zu Beginn nicht grundlos herumgemogelt) und auch die Kulissen und Kostüme erst im Verlauf ausgewogener und hochwertiger erstrahlen - mal abgesehen von den wichtigsten Figuren.
Daher schwankt die Serie zu Beginn visuell etwas zwischen dem poppigen Stil von The Shannara Chronicles und dem satteren, realistischer anmutenden Game of Thrones hin und her, das wird aber durch die erwähnte beeindruckende Vielfalt der Fantasy und ihrer Kreaturen ausgeglichen. Ton und Stil sind auch bezüglich spannender und cooler Action, Mystery, Grusel und Humor eine geballte vielfältige Ladung, an die man sich etwas gewöhnen muss in ihren Extremen.
Wow-Szenerien gibt es jedoch einige, um zu zeigen, was The Witcher eigentlich in der Basis sein will und zu etablieren versucht, wenn sich vielleicht noch im Folgenden der rote Faden der Story um das Haupttrio mehr in den Vordergrund drängt und eine klarere, weniger sprunghafte und wirre Zeitlinie entwickelt. Parallel zur Verwandlung Yennefers hat zum Beispiel auch Geralt eine schön düstere Hammer-Actionszene, definitiv für beide das auch technisch und visuell deutliche Highlight zu diesem Zeitpunkt der Staffel.
Für den Humor als Auflockerung sorgt vor allem der in der The Witcher-Serie schon früh eingeführte Barde Rittersporn (Joey Batey), was aber gut in die Story passt und unterhaltsam ein bisschen an das Brienne und Podrick-Duogespann aus Game of Thrones erinnert. Bis zur Hälfte der achtteiligen Staffel sind sich die drei Hauptfiguren jedoch immer noch nicht begegnet, weswegen Nichtkenner der Vorlagen sich lange fragen müssen, was die drei wohl miteinander zu tun haben könnten in der Zukunft.
Immer wieder wird zumindest Geralt als Bestimmung in The Witcher angeteast, in den Wald zu gehen, aber er tut es einfach nicht, sondern schlägt sich weiter mit seinen Aufträgen pro Folge herum. Und auch Ciri hat ihren Auftrag, ihn aufzusuchen, vorerst vergessen. Er wird wohl warten müssen, bis man Ciri auch weit genug vorangebracht hat in ihrer Charakterentwicklung. Immerhin trifft er aber nach der ersten Hälfte schon einmal auf Yennefer.
Dennoch ist all das Kritik auf hohem Niveau angesicht dessen, was sich Netflix hier mit The Witcher vorgenommen und in der Basis solide bis hochwertig auf den Weg gebracht hat. Wenn jetzt noch die Story stringenter wird, hat man eine tolle Serie - wir sind gespannt, ob man darauf bis zur schon gleich mitbestellten Staffel 2 warten muss, oder die restliche zweite Hälfte den Balance-Akt besser hinbekommt beziehungsweise noch abrundet. Eine Review der gesamten Staffel folgt also noch nach, wenn wir ganz durch sind.
Habt ihr schon in The Witcher reingeschaut? Wie immer Spoiler, die über unsere hinausgehen, in den Kommentaren bitte entsprechend markieren.
The day has come! Witcher Family, it's time to cheer.
— The Witcher (@witchernetflix) 20. Dezember 2019
These "episodes" you speak of are finally here. #TheWitcher is now streaming on @netflix. pic.twitter.com/koo3Zl0vKr
In case you've been living in a cave somewhere on The Continent for the past week, I'm here to remind you again that you can watch Geralt do his witchering and monster hunting on @netflix. pic.twitter.com/B16xRX9fhZ
— The Witcher (@witchernetflix) 21. Dezember 2019
This has the makings of my greatest ballad yet! pic.twitter.com/GeBSyt8xmC
— The Witcher (@witchernetflix) 20. Dezember 2019