Vergangenes Wochenende wurde mit fünf neuen Folgen die erste Ausgabe der dritten Staffel von The Witcher veröffentlicht. Es ist nicht nur die Fortsetzung der Witcher-Saga, sondern auch Teil 1 des Abschieds von Hauptdarsteller Henry Cavill.
"The Witcher" Season 3 Trailer 2 (dt.)
Dieser verlässt die Serie bekanntlich nach der dritten Staffel, was für durchaus viel Kritik unter den Fans gesorgt hat. Die Netflix-Serie sieht sich ohnehin schon seit der ersten Staffel, die erzählerisch recht verwirrend konzipiert wurde, Kritik vonseiten der Fans ausgesetzt. Der Ausstieg von Cavill hat diese Kritik noch einmal zusätzlich befeuert. Vor allem wirft man der Serie vor, zu sehr von der Vorlage abzuweichen. Dies soll angeblich auch mit ein Grund sein, warum es zur Trennung zwischen Cavill und der Serie gekommen ist, ist Cavill doch ein bekennender Fan der Vorlage und vor allem des Videospiels.
Bei allen Kritikpunkten an der Serie, waren sich Fans und Kritiker ausnahmsweise mal in einer Sache einig, nämlich, dass Cavill die ideale Besetzung des Geralt von Riva ist. Er trägt die Serie und lässt Fans über viele Unzulänglichkeiten hinwegsehen. Man könnte daher argumentieren, dass die Serie mit dem Weggang von Cavill ihr wichtigstes Zugpferd verliert und die Fans dadurch nicht länger einen Grund haben, sich The Witcher überhaupt noch anzusehen. Es überrascht daher nicht, dass viele bisherige Zuschauer angekündigt haben, Staffel 3 und erst recht die kommende vierte Staffel ohne Cavill nicht mehr gucken zu wollen. Es wird spannend sein, zu sehen, ob diese Boykott-Androhungen sich bemerkbar machen werden.
Review The Witcher Staffel 3 Ausgabe 1
Wir haben uns die neuen Folgen angesehen. Und auch in Staffel 3 machen sich dieselben positiven wie negativen Dinge bemerkbar, die auch schon die beiden Staffeln davor ausgezeichnet haben.
In diesen fünf Episoden geht es vor allem um Geralts und Yennefers Bemühen, Ciri zu beschützen. Während die junge Prinzessin weiter an ihren Fähigkeiten arbeitet und diesmal vor allem von Yennefer unterwiesen wird, versuchen gleich mehrere Parteien des Kontinents, ihrer habhaft zu werden und Ciri für ihre eigenen Zwecke zu nutzen.
Die erste Episode konzentriert sich ganz auf das Trio und ihrem Bemühen, einen Ort zu finden, an dem sie Ruhe finden und Ciri in Sicherheit ist. Doch egal wo sie sind, tauchen immer wieder Verfolger auf. Vor allem der Feuermagier Rience versucht mit allen Mittel, Ciri in seine Finger zu bekommen. Sie können ihn zwar abwehren, doch scheint mehr hinter ihm zu stecken. Geralt vermutet einen weitaus mächtigeren Magier, der Rience lenkt. Während Yennefer Ciri nach Aretuza bringen will, wo sie ausgebildet werden soll und Yennefer ein neues Konklave einberufen möchte, versucht Geralt, Rience aufzuspüren. Unabhängig voneinander stoßen Geralt und Yennefer dabei auf dunkle Experimente und eine Verschwörung in Aretuza. In der vorerst letzten Episode versuchen die beiden auf dem Fest vor dem Konklave, den verräterischen Magier zu entlarven.
Die große Stärke der Serie entlarvt sich spätestens jetzt auch als große Schwäche, denn The Witcher ist immer dann vor allem interessant und sehenswert, wenn Henry Cavill zu sehen ist. Sobald die Geschichte jedoch woanders hinspringt, lässt auch das Interesse und vor allem das Niveau merklich nach. Und wie schon in den ersten Staffeln ist der eher chaotische Erzählstil dabei wahrlich nicht hilfreich, wenngleich er zum Glück nicht mehr so chaotisch ist, wie noch in Staffel 1.
Dies ist nicht unsere erste Fantasyserie und wir sind es auch, vor allem durch so etwas wie Game of Thrones, gewohnt, dass man gefühlt erschlagen wird mit Orten, Personen und Namen. Aber andere Serien bekommen es dann doch besser hin, den Zuschauer an die Hand zu nehmen. In The Witcher springt die Handlung so oft so schnell von einem Ort zum nächsten, ohne, dass man als Zuschauer genau weiß, wo wir gerade waren, wer die Personen eigentlich sind und was die alle eigentlich wollen. Es würde dabei schon helfen, hin und wieder eine Karte vom Kontinent zu sehen, um zumindest ein Gefühl für diese Welt zu bekommen und eine Ahnung zu haben, wo welche Reiche genau liegen. Aber auch das fehlt. In drei Staffeln hat es die Serie einfach nicht geschafft, diese Welt greifbar zu machen.
Es hilft natürlich, wenn man die Bücher gelesen oder die Videospiele gespielt hat. Aber dies darf eine Serie nicht voraussetzten. Zumal es noch weitere Kritikpunkte gibt. Es ist uns in den Folgen gleich mehrfach aufgefallen, dass manche Übergänge einfach nicht flüssig sind. Kurzes Beispiel: Ciri wird von der wilden Jagd verfolgt. Geralt gelingt es, sie zu vertreiben. Beide, Geralt und Ciri, sehen wir auf ihren Pferden reiten. Dann ein Schnitt und wir sehen beide sich umarmen. Nichts Katastrophales, aber doch ziemlich unsauber für eine derart große Produktion. Für einen sauberen und flüssigen Übergang hätte man noch zeigen müssen, wie sie von ihren Pferden absteigen und aufeinander zugehen. Nicht selten sind so etwas Szene, die bei Nachdrehs entstehen, da im Schnitt bemerkt wird, dass diese Übergänge fehlen. Entweder wurde es hier nicht bemerkt oder schlicht für gut genug befunden. Solche problematischen Übergänge gibt es ein paar mal in den neuen Folgen.
Solche Unzulänglichkeiten verwundern, da The Witcher von der Produktion her durchaus hochwertig wirkt. Kostüme, Effekte, Sets sieht alles gut bis sehr gut aus. Es sind die Drehbücher und die Inszenierung, welche die größten Probleme der Serie darstellen und die auch in Staffel 3 noch vorhanden sind. Und schaut man sich die bisherige Entwicklung an, so ist kaum davon auszugehen, dass sich dies mit Staffel 4 ändern wird.
Und deswegen entpuppt sich Henry Cavill jetzt als große Schwäche der Serie. Denn er war bisher das große Zugpferd. Für ihn schaltet man ein und es macht auch in Staffel 3, trotz aller Kritikpunkte, einfach immer noch Spaß, ihm als Geralt zuzusehen. Ohne Cavill muss man sich dann jedoch fragen, was The Witcher noch wirklich sehenswert macht. Wieso sollte man noch einschalten? Für eine Fantasiewelt, die dem Zuschauer kaum greifbar gemacht wird? Für eine Geschichte, die wirr und kaum nachvollziehbar erzählt wird? Für eine Inszenierung, die in vielen anderen Serien schlicht besser ist?
Wir wollen jedoch fair bleiben. Ja, Henry Cavill geht und dies ist in jedem Fall ein fast nicht auszugleichender Verlust für The Witcher. Aber wir dürfen Liam Hemsworth auch nicht vorverurteilen. Es fällt sicherlich nicht nur uns schwer, wirklich daran zu glauben, dass er Cavill gleichwertig wird ersetzten können. Aber man sollte ihm zumindest eine Chance geben.
Fazit
Auch diese erste Hälfte der dritten Staffel von The Witcher krankt an den gleichen Problemen wie die Staffeln zuvor. Der große Lichtblick ist und bleibt auch hier Henry Cavill und er ist es dann auch, der es mit seiner Performance trotz aller Kritik lohnenswert macht, sich auch die neuen Folgen anzusehen.
Ausgabe 1 der dritten Staffel ist dabei weder eine spürbare Verbesserung noch Verschlechterung gegenüber den ersten beiden Staffeln. Habt ihr also bisher Spaß gehabt, wird sich dies mit den neuen Folgen vermutlich nicht ändern. Wenn ihr euch bisher aber schon an so manchem gestört habt, solltet ihr nicht damit rechnen, dass sich dies mit den neuen Folgen ändern wird.