Dass Spider-Man (heute Tom Holland) sich ins Marvel Cinematic Universe schwingen könnte, war lange nur Wunschdenken der Fans - bis Rechteinhaber Sony Pictures und die Marvel Studios (mit Mutterfirma Disney) im Februar 2015 das scheinbar Unmögliche möglich machten und einen noch nie dagewesenen Deal verkündeten, der es beiden Studios erlauben würde, den Charakter zu nutzen.
Spider-Man sollte zuerst in einem von Disney vertriebenen MCU-Film mitmischen (The First Avenger - Civil War), dann sollten die Marvel Studios einen von Sony vertriebenen Solofilm produzieren (Spider-Man - Homecoming). Dies wurde ausgedehnt, um Spideys Auftritte in Avengers - Infinity War und Avengers - Endgame (vertrieben von Disney) sowie Spider-Man - Far from Home (ebenfalls produziert von den Marvel Studios, aber vertrieben von Sony) abzudecken. Sechs MCU-Filme umfasst die aktuelle Vereinbarung, was bedeutet, dass nach Spider-Man - Far from Home noch einer offen ist, bevor der Deal zwischen Sony und den Marvel Studios ausläuft. Wahrscheinlich ein weiterer Spider-Man-Solofilm, damit alles gerecht verteilt ist.
Es geht also dem Ende zu, und sollte man sich nicht auf eine erneute Verlängerung einigen, könnte Spideys Zeit im MCU bald schon wieder vorüber sein. Was sich Spider-Man-Produzentin Amy Pascal gar nicht ausmalen will! Ihr ist zum Heulen zumute, wenn sie an eine potenzielle Trennung denkt, gibt sie gegenüber Vanity Fair zu. Sie könne nur auf eine Zukunft hoffen, in der alles klappt. Marvel Studios-Präsident Kevin Feige kenne sie schon, seit er noch Avi Arads sehr, sehr stiller Assistent gewesen sei, der viele Jahre lang mit ihnen in diesem Raum gesessen und ihnen zugehört habe und so viel klüger gewesen sei als jeder von ihnen, ohne dass sie es erkannt hätten. Mit Marvel zusammenzuarbeiten, sei eines der Highlights ihrer beruflichen Karriere gewesen, schwärmt Pascal.
Allerdings liegt die Entscheidung darüber, ob Sony und die Marvel Studios in Sachen Spider-Man weiterhin kooperieren, nicht bei ihr. Pascal mag den Deal als damalige Co-Vorsitzende von Sony mit eingefädelt haben, steht aber nicht mehr an der Spitze des Studios. Die letzten paar Jahre war sie als Produzentin tätig, ihre Produktionsfirma Pascal Pictures hat einen Overall-Deal mit Sony. Und Pascal hätte noch einen anderen Wunsch: dass The Sinister Six von Drew Goddard noch zustande kommt, das Schurken-Spin-off, für das einst sogar The Amazing Spider-Man 3 verschoben wurde. Nur leider floppte The Amazing Spider-Man 2 - Rise of Electro derart, dass Sony seine Pläne über den Haufen warf und beschloss, das Spider-Man-Franchise erneut zu rebooten - diesmal unter der kreativen Leitung der Marvel Studios.
Sie warte nur darauf, dass Goddard bereit sei, bei The Sinister Six Regie zu führen, und würde alles mit ihm machen, erklärt Pascal. Er brauche ihr bloß zu sagen, dass er will. Und dass er vielleicht noch wollen würde, ließ Goddard erst im Oktober anklingen, als sein Neo-Noir-Thriller Bad Times at the El Royale ins Kino kam und er seine Arbeit am The Sinister Six-Drehbuch als spaßige Erfahrung bezeichnete. Wer weiß, meinte er, der Film könnte noch das Licht der Welt erblicken. Was wohl ganz in Pascals Sinne wäre. Man darf zwar nicht vergessen, dass Goddard auch mit dem X-Force-Film für 20th Century Fox beauftragt ist, aber gerade der Erfolg von Venom könnte Sony darin bestärken, es doch noch mal zu versuchen und bei The Sinister Six einen neuen Anlauf zu starten.