Wenn Sony Pictures sich vergangenes Jahr nicht in letzter Minute umentschieden hätte, dann wäre dieses Jahr im Mai Spider-Man 4 in die Kinos gekommen. Es lief bekanntlich anders und so bekam Marc Webb ((500) Days of Summer) die Chance, mit The Amazing Spider-Man eine neue Vision der menschlichen Spinne in die Kinos zu bringen.
Anfangs von vielen fast nur verpönt, hat der Film bei vielen inzwischen doch eine gewisse Erwartungshaltung geschürt, auch wenn - oder gerade weil - uns allen noch nicht klar ist, was The Amazing Spider-Man eigentlich darstellt. Marc Webb nahm sich daher die Zeit, ein paar Dinge klarzustellen.
So betont der Regisseur erneut, dass es sich nicht um ein Remake handelt und schon gar nicht um eine Nacherzählung von Raimis Filmen. Das gesamte Spider-Man-Universum sei anders, die Story anders und die Charaktere ebenso. Es gäbe ein paar ähnliche Elemente, die mit der Mythologie zu tun haben, aber The Amazing Spider-Man sei so verschieden hinsichtlich des Stils und den Erfahrungen, die Peter Parker (Andrew Garfield) macht, dass Webb sehr zufrieden mit dem Ergebnis ist.
Ausgangspunkt für Webb war dabei, dass der Zuschauer ins Kino gehen kann und das Gefühl hat, die im Film gezeigte Welt entspricht der eigenen. Auch wenn das natürlich schwer ist, wenn ein riesiger Lizard die Straßen runterrennt... Wichtig war ihm auch eine Botschaft, die der Film vermitteln soll, und zwar, dass jedem Menschen im Grunde etwas fehlt. Der Lizard ist dabei die Verkörperung dieser Wahrheit: Während Dr. Curt Connors (Rhys Ifhans) vor seiner Verwandlung keinen Arm hat, hat Peter keine Eltern. Peter schließt diese Lücke in seinem Leben mit Spider-Man, Connors will dagegen seinen Arm zurück und wird eine Echse.
Das Empire Magazine, das zwischenzeitlich einen Setbesuch machen durfte und Bilder veröffentlichte, hat auch einige neue Details auf Lager, da einige Szenen aus The Amazing Spider-Man zu sehen waren. Der Film soll relativ klein beginnen, im Laufe der Zeit aber an Größe und Wichtigkeit zunehmen. Das wurde auch mit drei Szenen verdeutlicht, in denen Spider-Man durch die Gegend schwingt.
Die erste Szene stammt vom Anfang und zeigt Peter, wie er versucht, in einem Lagerhaus herumzuschwingen. Das alles geschieht fast nur mit praktischen Effekten, CGI wurde nur genutzt, um Halteseile am Körper des Darstellers zu entfernen. Die zweite Sequenz stammte etwa aus der Mitte des Films, die ein wenig an Raimis Film erinnern würde. In dieser schwingt sich Spider-Man eine Brücke entlang und verfolgt etwas oder jemanden. Die dritte Sequenz machte deutlich, dass auch Webb nicht ganz ohne CGI auskommt. In dieser zeigt Spider-Man, wie er den Lizard verfolgt, während er selbst von Polizisten gejagt wird. Es soll einen tollen Kampf zwischen Spider-Man und den Polizisten geben und eine sehr emotionelle Sequenz mit einer Hauptfigur. Danach versucht ein schwer verwundeter Spider-Man, New York zu retten.
Als vor knapp anderthalb Jahren die ersten Meldungen zu The Amazing Spider-Man auftauchten, gab es viele Vermutungen, dass die Comicverfilmung mehr auf die Twilight-Schiene ausgerichtet sein wird und dadurch alles auf jugendlicher getrimmt wird. Webb sagt dazu, dies sei alles Quatsch und der Film werde gewiss kein Twilight. Einer der Hauptgründe, warum Webb den Job annahm, war, dass er Gelegenheit bekam, endlich mal richtig auf den Putz zu hauen und Dinge in die Luft zu jagen.
Klingt zumindest danach, dass wir alle The Amazing Spider-Man zumindest eine Chance geben sollten, aber ein Umstand stimmt dennoch traurig: Schmerzlich vermisst wird J. Jonah Jameson als liebenswürdig-cholerischer Chef des "Daily Bugle". Nicht nur, dass er nicht dabei sein wird, auch der "Daily Bugle" wird wohl gar nicht im Film vorkommen und dürfte frühestens in The Amazing Spider-Man 2 zu sehen sein.